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Pressekonferenz DGKiZ und Oral-B

Absehbare Versorgungslücke bei Zahnbehandlungen vulnerabler Gruppen in Intubationsnarkose

Die Kapazitäten für die Behandlung von Kindern und Menschen mit Behinderung in Narkose sind unzureichend und nehmen weiter ab. Dies stellten die anwesenden Experten auf der Pressekonferenz im Vorfeld der 30. Jahrestagung der DGKiZ am 28.09.23 in Berlin fest. Oral-B hatte zur gemeinsamen Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ), der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf e.V. (DGZMB) sowie des Bundesverbandes der Kinderzahnärzte (BuKiZ) die Fachpresse zur Diskussion eingeladen. 

(v.l.): Prof. Dr. Andreas Schulte, Prof. Dr. Katrin Bekes und Dr. Annemarie Kant sowie Dr. Daniel Groetzer von Oral B sind sich einig, dass die drohende Versorgungslücke unbedingt geschlossen werden muss. DKB
(v.l.): Prof. Dr. Andreas Schulte, Prof. Dr. Katrin Bekes und Dr. Annemarie Kant sowie Dr. Daniel Groetzer von Oral B sind sich einig, dass die drohende Versorgungslücke unbedingt geschlossen werden muss.
(v.l.): Prof. Dr. Andreas Schulte, Prof. Dr. Katrin Bekes und Dr. Annemarie Kant sowie Dr. Daniel Groetzer von Oral B sind sich einig, dass die drohende Versorgungslücke unbedingt geschlossen werden muss.

Einleitend skizzierte Prof. Dr. Katrin Bekes, Leiterin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde an der Universitätszahnklinik Wien und Präsidentin der DGKiZ, die Idealvorstellung einer modernen, präventionsorientierten Kinderzahnheilkunde: Zahnärztinnen und Zahnärzte sehen Kinder ab dem ersten Zahn. Sie errichten ein „dental Home“ für ihre jungen Patienten/-innen und reichen diese ohne Karieserfahrung mit gesunden bleibenden Zähnen ab einem Alter von 12 Jahren an die Erwachsenenzahnheilkunde weiter. Allerdings ist die Realität von dieser Idealvorstellung noch weit entfernt, wie Prof. Dr. Bekes anhand aktueller Zahlen demonstrierte. 

Kinder kommen oftmals erst dann in die Zahnarztpraxis, wenn ein Interventionsbedarf besteht. So ergab eine Untersuchung in Österreich, dass Kinder dort mit durchschnittlich 3,7 Jahren erstmals in der Zahnarztpraxis vorstellig waren und bei 40% dieser Erstbesuche bereits eine Behandlung durchgeführt wurde [2]. Dies deutet darauf hin, dass in dieser Situation akuter Bedarf bestand. 

Im Gegensatz zu den Präventionserfolgen bei den 12-Jährigen stellt Karies bei Kleinkindern weiterhin eine Herausforderung in der Zahnmedizin dar. So sind bei den 6- bis 7-Jährigen im Durchschnitt 1,73 Zähne kariös [1]. Bei den Dreijährigen in Deutschland sind bereits 13,7 % von Karies betroffen, bei Kindern mit Karies im Schnitt knapp 4 Zähne [1]. Der Sanierungsgrad ist dabei mit 26,1 % inakzeptabel niedrig. Problematisch ist, dass von dieser frühkindlichen Karies Early Childhood Caries (ECC) sehr junge Kinder betroffen sind, die häufig nicht ausreichend kooperationsfähig sind, um sie ohne Intubationsnarkose (ITN) zu behandeln. 

„Sind die Möglichkeiten der Zahnsanierung mit Lokalanästhesie und verhaltensführenden Maßnahmen oder oraler Sedierung bei kleinen Kindern in der zahnärztlichen Praxis ausgeschöpft und liegt zudem ein größerer Behandlungsumfang vor, bedarf es einer Intubationsnarkose“, berichtete Prof. Dr. Bekes. Der oftmals leichthin geäußerte Satz „Es sind doch nur Milchzähne“ trifft keineswegs zu, wie Prof. Dr. Bekes feststellte: Die Folgen einer ECC reichen von Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit, über den Verlust der Platzhalterfunktion von Milchzähnen für die bleibende Dentition, über Probleme hinsichtlich der Kaufunktion, der Phonetik bis hin zu einem nachweislichen Verlust an Lebensqualität [3].

Wie sieht es aktuell mit der Versorgung von Kindern in ITN aus?

Die niedergelassenen, zahnärztlichen Praxen in Deutschland sind neben der stationären Behandlung in Kliniken eine tragende Säule bei der Versorgung von Kindern wie auch von Menschen mit Behinderung, die einer Behandlung unter ITN bedürfen. Aktuelle Daten wurden durch eine Mitgliederbefragung der DGKiZ von August 2023 erhoben [4]. In dieser Abfrage, die an alle in Deutschland praktizierenden Mitglieder der Fachgesellschaft ging, gaben 98% der Befragten (N = 582 bei einem Rücklauf von rd. 30%) an, dass bei ihnen in den vergangenen 12 Monaten Patienten/-innen vorstellig wurden, bei denen eine ambulante Narkose zur konservierenden oder chirurgischen Behandlung indiziert war.

Die Teilnehmenden hatten 114.751 Behandlungen in Allgemeinnarkose durchgeführt; diese ist also eine wichtige Behandlungsoption. Insgesamt stellten dabei 77,8% der teilnehmenden Zahnarztpraxen ein Versorgungsdefizit bei der Behandlung von Kindern und Menschen mit Behinderungen fest. 

Aktuell wird die Situation in den Praxen durch strukturelle Veränderungen in der Zusammenarbeit von Kinderzahnmedizin und Anästhesie verschärft. In den vergangenen 12 Monaten wurde bei knapp einem Fünftel der Praxen die Zusammenarbeit zwischen beiden Berufsgruppen beendet, wie die Umfrage ebenfalls zeigte. Als ein Grund kann die inadäquate Honorierung der Anästhesisten bei zahnärztlichen Eingriffen vermutet werden.

Kliniken können die Behandlungen, die aus dem ambulanten Bereich überlaufen, nicht zusätzlich stemmen. Bereits jetzt liegt die durchschnittliche Wartezeit für eine Behandlung in Vollnarkose an den Universitätsstandorten bei 4,5 Monaten, 2009 waren es noch mehrheitlich 3 bis 4 Wochen [5]. Aktuell wird berichtet, dass an einzelnen Standorten sogar mit Wartezeiten von über einem Jahr gerechnet werden muss [6].

Prof. Dr. Andreas Schulte, Deutsche Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf e.V. (DGZMB), merkte an, dass die Lücke eher zu schließen wäre, hätten Zahnärztinnen und Zahnärzte die Möglichkeit, in Kliniken ambulant zu behandeln. In der Diskussion zu diesem Dilemma befragt, stellten Prof. Dr. Bekes, Prof. Dr. Andreas Schulte, Dr. Annemarie Kant, Bundesverband der Kinderzahnärzte (BuKiZ), fest, dass gemeinsame Anstrengungen mit der Gruppe der Anästhesisten sowie der Standespolitik auf politischer Ebene unternommen werden und bereits ein Bewusstsein für die Lage geschaffen werden konnte.

Oral-B zeigt Engagement 

Oral-B unterstützt die Anstrengungen der Zahnmedizin, die frühkindliche Karies einzudämmen. Das Gemeinschaftsprojekt „Starke Zähne für starke Kinder – von Anfang an, ein Leben lang“, welches die DGKiZ zusammen mit Oral-B ins Leben gerufen hat, soll hier eine Hilfestellung für Eltern, aber auch für niedergelassene Kollegen sein. Ein Teil dieses Gemeinschaftsprojektes besteht aus einer Elternbroschüre, welche die 4 Säulen der Kariesprophylaxe anschaulich darstellt und praktische Tipps an die Hand gibt. Darüber hinaus hat sich Oral-B mit der langfristig angelegten Initiative THE BIG RETHINK zur Aufgabe gemacht, jedem Menschen einen gleichberechtigten Zugang zur Mundpflege zu ermöglichen.

Als Teil der Initiative wurde das Programm „Positive Praxis“ entwickelt, um Zahnarztpraxen darin zu schulen und aufzuklären, wie sie im Umgang mit Patienten mit Behinderung noch selbstsicherer und integrativer werden können. Des Weiteren unterstützt das Programm Oral-B dabei, die körperlichen und mentalen Bedürfnisse von Menschen mit verschiedenen Formen von Behinderungen noch besser verstehen zu können. Ziel ist es, so die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung verbessern zu können.

Literatur

[1] Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege: Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016. Bonn 2017.  [2] Stamm T, Ritschl V, Platzer A, Omara M, Mosor E, Reichardt B, Schmitl L, Bekes K: Regional and gender differences in population based oral health insurance data: do we need stratified dental services for children? Clin Oral Invest 2019 [3] Bekes K, et al. The German version oft the Early Childhood Impact Scale (ECOHIS-G): translation process, reliabilityand validity. Clin Oral Investig 2019; 23(12): 4449-4454 [4] Umfrage / Mitgliederbefragung der DGKiZ, August 2023, 594 Teilnehmende 7 Wolff D, Schulte A: Große Versorgungslücke bei der Behandlung in Vollnarkose. zm 2023; 113(15/16):32-33.  [5] Schulz-Weidner, N; Schlenz MA, Jung LG, Uebereck CF, Nehls A, Krämer N. Dental Treatment under General Anesthesia in Pre-School Children and Schoolchildren with Special Healthcare Needs: A Comparative Retrospective Study. J Clin Med 2022; 11(9):2613. 3 Business Use  [6] Toumba KJ, Twetman S, Splieth C, Parnell C, van Loveren C, Lygidakis NA: Guidelines on the use of fluoride for caries prevention in children: an updated EAPD policy document. Eur Arch Paediatr Dent 2019; 20:507–516 

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