Aufgrund der Corona-Pandemie sagen sicher viele Patienten ihre Zahnarzt-Termine ab. Wie ist die aktuelle Situation bei Ihren Zahnarztkunden und spüren Sie Auswirkungen?
Durch die aktuelle Corona-Pandemie haben sich im Moment im Wesentlichen zwei Dinge geändert:
Erstens werden viele Termine von bereits begonnenen Arbeiten zeitlich sehr weit vorverlegt. Dies geschieht aufgrund der Angst, dass Patienten in Quarantäne gehen könnten und der Befürchtung, dass durch einen potenziellen Kontakt mit infizierten Patienten die Zahnarztpraxis geschlossen werden könnte. Dieser Termindruck führt aktuell zu massiven Überstunden bei uns im Labor.
Alle unsere Mitarbeiter leiden darunter und haben damit verständlicherweise auch Probleme, schließlich fährt das ganze öffentliche Leben immer mehr herunter und in unserem Labor geht es hoch her. Das schürt Ängste und bringt die Stimmung im Laboralltag oftmals in den gereizten Bereich.
Zweitens ist der Auftragseingang von neuer Prothetik fast zum Erliegen gekommen. Reparaturen und kleine Arbeiten, die schnell gehen, bestimmen nun die tägliche Auftragslage.
Entstehen derzeit größere Lücken in Ihrem Auftragskalender?
Geplante neue Arbeiten werden verschoben und auf Eis gelegt. Wann es hier weitergeht ist unklar.
Wie sehen Ihre Hygiene-/Schutzmaßnahmen bei der Annahme neuer Arbeiten und generell im Laboralltag aus?
Im Arbeitseingang sind die bei uns im Labor etablierten Schutzmaßnahmen wie Mund- und Augenschutz, Handschuhe und Desinfektion absolut ausreichend. Selbstverständlich sind alle Mitarbeiter nochmals sensibilisiert und auf den neusten Stand der Arbeitssicherheitsmaßnahmen gebracht worden. Hier wird von jedem unserer Mitarbeiter ein vorbildliches Vorgehen an den Tag gelegt.
Haben Sie bestimmte Hygiene-/Schutzmaßnahmen durch die Corona-Krise nun auch verstärkt?
Ja, wir haben die Hygienemaßnahmen insgesamt erweitert. So werden mindestens einmal am Tag Kontaktflächen wie z. B. alle Türdrücker, Technikerarbeitsplätze und Geräte, die Kontakt mit zahnmedizinischer Prothetik haben, desinfiziert.
Aufgrund der Auftragseinbrüche haben wir ein Schichtsystem mit jeweils der Hälfte der Mitarbeiter eingeführt. Dieses läuft so ab, dass die eine Hälfte unser Belegschaft zu Hause bleibt und dann im vierzehntägigem Wechsel zur Arbeit kommt. So ist auch der fehlende Auftragseingang mithilfe der Kurzarbeit geregelt worden.
Ein weiterer Vorteil dieser Regelung: Sollte es in einer Gruppe zur Ansteckung eines Mitarbeiters kommen, so kann diese dann komplett in häusliche Quarantäne gehen und die andere Gruppe übernimmt dann reibungslos die Produktion. Außerdem wurde die vorhandene Belegschaft in der Technik so aufgeteilt, dass sich zwischen jedem Arbeitsplatz noch ein freier Arbeitsplatz befindet.
Unsere älteren Botenfahrer, die zur Risikogruppe gehören, haben wir freigestellt. Die Fahrzeuge sind mit Desinfektionsmitteln ausgestattet und werden nur mit Handschuhen bewegt, ein direkter persönlicher Kontakt in öffentlichen Gebäuden, Zahnarztpraxen etc. wird vermieden. Wir hoffen, dass diese Maßnahmen Wirkung zeigen und wir unseren Betrieb nie schließen müssen.
Wie gut sind Sie bevorratet, was Desinfektionsmittel & Co. angeht oder gibt es hier (Liefer-)Schwierigkeiten?
Das Materialmanagement ist bei uns so ausgelegt, dass wir hier zumindest vorläufig auf keine Engpässe stoßen werden.
Ist Ihr Laborteam aufgrund einer eventuellen Kinderbetreuung Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Arbeitsprozess eingeschränkt?
Wir haben viele Mütter mit Kindern in Anstellung, aber hier haben wir schon immer die Arbeitszeiten flexibel gestaltet. Dies kommt uns jetzt zugute und Ausfallzeiten lassen sich gut organisieren. Zu Engpässen ist es hier noch nicht gekommen.
Wie reagiert bzw. agiert Ihr Personal derzeit in der Corona-Krise?
Alle sind verunsichert und haben Angst vor finanziellen Einbußen. So eine Situation hat wirklich noch keiner von uns erlebt. Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist leider real, denn wie diese Pandemie ausgeht und welche Zeiträume vergehen müssen, bis wir wieder in einem normalen Tagesablauf angekommen sind, ist ungewiss.
Haben Sie ein schlechtes Gefühl, derzeit zur Arbeit im Labor zu gehen (z. B. weil Sie persönlichen Kontakt zu Patienten und/oder Zahnärzten haben)?
Die Mitarbeiter, die direkten Kundenkontakt haben, sind selbstverständlich extrem vorsichtig, dennoch fährt die Angst bei jedem Termin mit. Trotz all unserer Vorsichtsmaßnahmen sind auch die Botenfahrer sehr vorsichtig unterwegs und man spürt die Nervosität und die Angst sehr deutlich.
Fühlen Sie sich von offiziellen Stellen gut informiert, was Ihre Situation im Labor (eventuelle Betriebsschließung, Maßnahmen, Mitarbeiter etc.) angeht?
Die Innung hilft uns und steht mit gutem Rat zur Seite. Aber ohne den Arbeitgeberverband und unserem Steuerbüro wären wir dennoch ziemlich desinformiert. Die neusten betriebswirtschaftlichen Informationen kommen von unseren Steuerberatern und die werden dann auch sehr schnell umgesetzt. Ohne die Hilfe auf der juristischen Seite und den finanziellen Möglichkeiten wären wir sicherlich aufgeschmissen.
Wir hoffen auf ein schnelles und gutes Ende Wirtschaftsstillstandes und sind zuversichtlich, auch diese Prüfung zu bestehen. Aber das diese Ausnahmesituation noch eine ganze Weile zu unserem Tagesablauf gehören wir, ist uns ziemlich klar. Das finanzielle Loch werden wir irgendwie wieder schließen, aber 2020 wird immer in unserem Bewusstsein das Corona-Jahr bleiben.
Herr Bogdalik, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Hinweis: Mit den Unterweisungen von entolia führen Sie die Mitarbeiterunterweisung in Ihrem Labor schnell und einfach durch. Jeder Mitarbeiter kann die Unterweisungen selbstständig online am PC oder mit der entolia App auf dem Tablet oder Smartphone erledigen – unabhängig von Zeit und Ort.
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