In den letzten Jahrzehnten wurde das Arbeiten in Praxen und Laboren zunehmend digitaler, um einzelne Abläufe effizienter zu gestalten. So tauschte man die Abformungen gegen Intraoralscanner, das Röntgen gegen DVTs und das Wachsmesser gegen die Maus am CAD/CAM-PC aus. Einige dieser Errungenschaften markierten Meilensteine in Bezug auf Genauigkeit und Arbeitsentlastung.
Andere Bestandteile der Behandlungsabläufe blieben unverändert. Dazu zählte auch die Übertragung der anatomischen Ausrichtung des Oberkiefers im Gesichtsschädel.
Sie ist ein grundlegendes Element jeder Modellmontage, um später eine akkurate Passung zu gewährleisten und so den Nachbearbeitungsaufwand für Techniker/-innen sowie Behandler/-innen so gering wie möglich zu halten. So war der Gesichtsbogen mit seinem Bissgabelträger bislang nur schwer zu ersetzen. Das hat sich jetzt allerdings dank einer simplen Lösung geändert: dem digitalisierbaren Bissgabelträger.
Die digitale Kieferpositionierung
Besagter digitalisierbarer Bissgabelträger, der AxioPrisa, besteht aus einem langen scanbaren Sagittalstab, der keine Bissgabel, sondern einen Jig am Ende trägt und ein wellenförmiges, durch den Intraoralscanner erfassbares Muster an seiner Unterseite aufweist (Abb. 1 und 2). Der Bissgabelträger wird am herkömmlichen Gesichtsbogen angebracht und kann so gegen den analogen getauscht werden. Vorgegangen wird wie folgt: Es werden Oberkiefer- und Unterkieferscans durchgeführt und die Relation zwischen beiden Kiefern durch einen Vestibulärscan erfasst.
Lorbiecki
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Für den Bissgabelträgerscan wird nun ein weiterer Oberkieferscan dem Ablauf hinzugefügt, der den Bissgabelträger mit der Okklusionsfläche aufzeichnet. Dieser wird ebenfalls wie gewohnt angewendet. Der Gesichtsbogen wird wie üblich angelegt und die Nasenstütze wird auf dem Nasenrücken zur Stabilisierung aufgebracht und befestigt.
Auf dem Jig des Bissgabelträgers wird eine kleine Menge scanbares Vinylpolysiloxan appliziert, in die der Patient bzw. die Patientin einbeißt und damit den Jig mit Ober- und Unterkiefer fixiert. Sobald das Material erstarrt ist, kann der Behandler bzw. die Behandlerin die Feststellschraube am Bissgabelträger fixieren. Der Mund kann nun wieder geöffnet werden, um einen zweiten Oberkieferscan durchzuführen.
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Digital einartikulieren
Die ausgerichteten Scans sind direkt als Arbeitsgrundlage für CAD-Arbeiten einsetzbar. Die konventionelle Montage der Modelle erübrigt sich somit und man gewinnt wertvolle Stunden für andere Arbeiten. Um jedoch die analoge Endkontrolle ebenso präzise ausgerichtet durchführen zu können, wie die Restauration erstellt wurde, ist eine Übertragung der Patientenebene und der Modelle in den Artikulator notwendig.
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Diese Sockelung dient zur gipsfreien Modellmontage im Artikulator. Anstelle des Gipses nutzt man nun Distanzblöcke aus Aluminium und statt des Splitcasts Montageplatten aus Kunststoff. Der Blick in die Software zeigt, was hinter dem Konzept steht.
So werden die ausgerichteten Scans in die Software importiert und digital getrimmt. Durch das Trimmen legt man eine Schnittebene fest (Abb. 5), die Artefakte und unwichtige Bereiche entfernt und die Bauhöhe des Modells bestimmt.
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Ebenso glättet und rundet die Software die bestehenden Ränder und gewährleistet den reibungslosen Druck. Nach den beiden Schritten schlägt die Software die vorher erwähnten Blöcke und Platten vor. Diese sind in unterschiedlichen Höhen (Abb. 6) verfügbar, damit jegliche Patientensituation montiert werden kann.
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Zur abschließenden Generierung der Modelle wird der Patientenname erbeten; dieser wird neben dem Datum und den später erforderlichen Block- und Montageplattenhöhen mit in das gedruckte Modell geprägt. Die Füllstrategie der Modelle bildet den letzten Schritt im Umgang mit der Software: Hier wird erfragt, wie massiv die Modelle sein sollen. Zur Auswahl stehen massive Modelle, eine Füllung mit Bienenwaben oder hohle Modelle.
Die Füllstrategie bestimmt die spätere Lagerfähigkeit und die Langzeitstabilität. So sind massive Modelle am unempfindlichsten gegenüber äußeren Einflüssen. Für eine Einzelkrone oder eine ABS verspricht ein Leichtdruckmodell erfahrungsgemäß ausreichend Stabilität und hält die Kosten gering.
Für mittelfristige Arbeitsintervalle, z.B. bei der voraussichtlichen Nachbearbeitung eines All-on-4, haben sich hingegen die Bienenwabenstrukturen als beste Zwischenlösung erwiesen. Nach der Generierung der Modelle und dem späteren Speichern der Daten kann der Druck beginnen. Zur endgültigen Modellmontage werden dann die Montageplatten in den Sockel des Modells gedrückt.
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Dadurch ist auch ein einfacher Modellwechsel möglich. Die Distanzblöcke sind genormt und werden CNC-gefräst.
Sie werden per Magnet- oder Schraubmontage im Artikulator befestigt. So wird die Position der Kiefer genau übertragen und es gibt keine Unterschiede in der Modellmontage zu aufeinander abgestimmten Artikulatoren.
Fazit
Digitale Wege in zahntechnischen Arbeitsabläufen gibt es momentan schon viele, rein digitale Workflows sind jedoch noch selten. Mit den zwei unabhängig voneinander einsetzbaren Produkten, dem scanbaren Bissgabelträger AxioPrisa und der gipsfreien Artikulationsmethode mit AxioSnapMount, kommt man dem rein digitalen Workflow jedoch ein Stück näher. So können Praxen die Daten zeit- und kostensparend digital ans Labor übermitteln oder die Modelle selbst drucken und montieren.
Labore können die digitalen Konstruktionen nach Eintreffen der Datensätze unmittelbar nutzen. Beide Produkte eignen sich, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter zu erleichtern.
Ratsam ist allerdings ein Miteinander im Ausbau der digitalen Arbeitsweisen. Denn ein einseitiger digitaler Vorstoß erbringt nicht zwangsläufig den Erfolg, den eine abgestimmte Kooperation erbringen kann.
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