Für die Kongresspräsidenten sind es aktuell zwei Themen, die in der Implantologie wichtig sind. Da ist zum einen die Digitalisierung, die in der Zahnmedizin schon seit längerer Zeit in großen Schritten voranschreitet. Zahnersatz wird mittlerweile am Computer konstruiert, auf der Basis von 3D-Daten kann die optimale Implantatposition für den Eingriff geplant werden. „Inzwischen zeichnen sich noch weitere Möglichkeiten ab, wie sich mit Hilfe digitaler Verfahren zusätzliche Informationen gewinnen lassen, die für die chirurgische Behandlung wichtig sind”, so Prof. Dr. Schwarz. Moderne Intraoralscanner erlauben es beispielsweise, Volumenänderungen nach einer Augmentation von Weichgewebe zu visualisieren. Mit einer speziellen Software lässt sich die Zunahme des Volumens sogar in Prozent und Millimetern exakt berechnen – „eine wichtige Basis für wissenschaftliche Untersuchungen, um Konzepte für das Weichgewebemanagement zu bewerten.“ Viel Bewegung ist derzeit auch in der Diskussion über den besten Implantationszeitpunkt. Insbesondere in der ästhetischen Zone in der Front gibt es gute Argumente für die Sofortimplantation und Sofortversorgung. „Moderne Implantate mit sogenannten progressiven Gewinden mit hoher Primärstabilität verstärken diesen Trend. Dieser steht im Zusammenhang mit den digitalen Konzepten für den Workflow“, erläutert Prof. Dr. Beuer. „Wir können den Zahnersatz für Sofortversorgungen relativ einfach erstellen, bevor das Implantat überhaupt gesetzt ist. Dies erfordert jedoch Implantate mit hoher Primärstabilität.“ Zu diesem Thema gab es am Kongresssamstag erstmals eine Live-OP. Es operierte Dr. Puria Parvini in einem OP der Klinik für Mund-, Kiefer-, Plastische Gesichtschirurgie der Goethe-Universität Frankfurt/Main (Direktor: Prof. Dr. mult. Robert Sader).
David Knipping
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Etablierung einer Implantat-Datenbank
Eine langfristige professionelle Betreuung der Patienten steht für den DGI-Präsident Prof. Dr. Knut A. Grötz (Wiesbaden) an oberster Stelle, wenn es darum geht, den Erfolg einer Implantattherapie dauerhaft zu sichern. Insbesondere die Betreuung von Risikopatienten erfordere eine engere Zusammenarbeit mit anderen (zahn-)medizinischen Fächern und eine intensive Fortbildung. Um Behandlungsdaten verfügbar und wissenschaftlich auswertbar zu machen, hat der Vorstand der Gesellschaft die Etablierung einer Implantat-Datenbank beschlossen.
Geht ein Zahn verloren, sind Zahnimplantate für eine steigende Zahl von Patienten inzwischen die erste Wahl. Schätzungen zufolge implantieren Zahnärztinnen und Zahnärzte hierzulande pro Jahr 1,3 Millionen der künstlichen Zahnwurzeln.
Die steigende Zahl von Zahnzusatzversicherungen spiegelt das Interesse der Bundesbürger an hochwertigem Zahnersatz wider: Mehr als 300.000 Menschen schlossen im Jahr 2018 eine solche Versicherung ab – damit besaßen Ende 2018 mehr als 16 Millionen Menschen eine solche Police. Die wachsende Bedeutung von Zahnimplantaten hat mehrere Gründe. Eine wachsende Zahl von Therapiekonzepten erlaubt es, eine Behandlung den individuellen (zahn-) medizinischen Bedürfnissen und persönlichen Wünschen von Patientinnen und Patienten anzupassen. Gleichzeitig schwinden die Kontraindikationen. Von einer Implantattherapie können heute auch Patienten profitieren, die unter Diabetes mellitus, Osteoporose oder Herz-Kreislauferkrankungen leiden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
„Dieser Trend bedeutet aber auch, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte zunehmend Patienten behandeln, die gesundheitliche Risikofaktoren tragen. Deshalb ist es essentiell, dass Zahnmediziner und Mediziner intensiver kooperieren“, fordert DGI-Präsident Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz (Wiesbaden). So möchte die DGI aktuell neben der Zusammenarbeit mit anderen zahnmedizinischen Disziplinen auch die Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin und dem Dachverband Osteologie intensivieren.
Neues Curriculum für die Assistenz
David Knipping
Leitlinienarbeit
Seit drei Jahren verfügbar sind die Leitlinien der höchsten Qualitätsstufe S3 zu den Themen „Zahnimplantate bei Diabetes mellitus“ sowie „Zahnimplantate bei medikamentöser Behandlung mit Knochenantiresorptiva“, zu denen die Bisphosphonate genannten Medikamente gehören, die bei Osteoporose und Krebserkrankungen eingesetzt werden. Im Stadium der Finalisierung befindet sich eine Leitlinie „Implantate bei Immunsuppression und Immundefizienz“.
Implantat-Datenbank in Planung
Die DGI will einen ganz besonderen Schatz heben, der in den Praxen der implantologisch tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte liegt: Behandlungsdaten von Patientinnen und Patienten. Diese sollen in einer zentralen Datenbank gebündelt werden. Anders als klinische Studien, die stets unter besonderen Bedingungen und mit ausgewählten Patienten stattfinden, bilden solche Daten die Behandlungsrealität in den Praxen und Kliniken der DGI-Mitglieder ab. Zusammentragen will die DGI die anonymisierten Patientendaten, die über die eigentliche Therapie hinaus auch die langfristige Betreuung der Implantatpatienten beinhalten. Aus diesem kontinuierlich wachsenden Datenpool lassen sich, so hofft der Vorstand der DGI, durch ebenso kontinuierliche wissenschaftliche Analysen auch neue Impulse für die Behandlung und Betreuung der Patienten ableiten.
Save the date
Der nächste DGI-Kongress findet übrigens nicht wie gewohnt am ersten Adventswochenende statt, sondern als internationale Tagung in Zusammenarbeit mit der EAO ausnahmsweise schon vom 8. bis 10. Oktober 2020 in Berlin.
Weitere Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Implantologie
im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e.V.
www.dgi-ev.de
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