Vor dem Start des ITI-Kongresses fanden zwei vielbeachtete Foren statt. Bereits am Donnerstag hatte Straumann zum „Forum Markt und Strategie“ wichtige Kunden und Meinungsbildner eingeladen. Marco Gadola, CEO von Straumann, und Holger Haderer, Geschäftsführer Deutschland, skizzierten den Wandel des Implantat- bzw. Dentalmarktes und die sich daraus ergebenden Veränderungen im Allgemeinen und speziell für Straumann. Wichtig war den Rednern zu betonen, wie fruchtbar und wichtig die Zusammenarbeit mit dem ITI ist. Denn beide Partner – Straumann und ITI – profitieren von dieser Partnerschaft.
Am Vormittag des ersten Kongresstages folgte das Innovationsforum der Industrie. Die Referenten beleuchteten unterschiedliche Trendthemen, wie die minimalinvasive Sinuslift-OP und das Thema „Praxisrelaunch“. Straumann fokussierte auf den digitalen Wandel in der Zahnmedizin. Zwei eingespielte Referententeams gaben Einblicke in die Themen „Digitale Bilddaten als Grundlage für den digitalen Workflow“ und „Der digitale Workflow als Symbiose zwischen dentaler Chirurgie und Dentallabor“.
Der besondere Vortrag
Gleich zum Kongressauftakt gab es eine Überraschung und einen Ortswechsel. Prof. Kleinheinz begrüßte die Gäste im ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Nachdem die Gäste ihre Plätze mit Blick auf den Bundestagsadler eingenommen hatten, eröffnete Prof. Kleinheinz offiziell den ITI-Kongress. Er freute sich, den Referenten des besonderen Vortrages vorzustellen: Finanzexperte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, einer der bekanntesten und versiertesten Referenten zum Generationenvertrag, sprach über Demographie und Gesundheitsversorgung. Wo wir heute stehen und wohin der Weg geht, erläuterte er anhand knallharter Fakten.
Trotz bitterer Gewissheit über die zukünftige Deckungslücke in den Sozialkassen, brachte er die Zuhörer mit teils humorvollen Formulierungen zum Schmunzeln. Sicher ist, dass die kommenden Generationen bereit sind, soviel in die Sozialsysteme einzubezahlen wie wir heute. Allerdings nicht mehr! Aber das wäre nötig aufgrund der heute schon absehbaren demographischen Entwicklung.
Er sieht als Lösung nur die Einführung einer sozial abgefederten Gesundheitsprämie, Einführung eines Selbstbehalts für ambulante Leistungen und Maßnahmen und das ganze unter Ausgliederung der zahnmedizinischen Leistungen.
Chirurgie
Bornfleth
„Die ästhetisch kritische Zone ? Sofortimplantate oder verzögerte Verfahren?“ war das Thema von Prof. Dr. Stefan Fickl (Fürth). Für eine Sofortimplantation müssen die Voraussetzungen passen, dies bedingt eine strenge Fallselektion. Im Zweifelsfall besser verzögert. Allerdings bietet die Sofortimplantation entscheidende Vorteile – nicht nur in betriebswirtschaftlicher Hinsicht. Eine defekte Alveole braucht in jedem Fall eine zusätzliche Barriere.
Weiter ging es mit Prof. Dr. Dr. Dieter Weingart (Stuttgart), dem ITI-Past-Präsidenten. Er hinterfragte das Problemfeld: Implantatverlust mit Defektsituation: erneute Implantation oder Alternativtherapie? Er erklärte, dass jeder der Anwesenden, der noch keine Misserfolge hatte, vermutlich noch nicht genug implantiert habe. Ausgehend von einer eigenen Untersuchung mit weit über 100 Patienten, bei denen nicht erhaltungswürdige Implantate entfernt wurden, definierte Weingart Rauchen und fehlende Augmentation als Risiken für das Scheitern von Implantaten. Dies geschieht in den meisten Fällen im ersten und dann wieder ab dem sechsten Jahr nach Insertion. Der Hauptgrund für die Entfernung war das Ausbilden einer Periimplantitis. Immerhin die Hälfte der Patienten entschied sich für eine erneute Implantation trotz schlechter Ersterfahrung.
„Keramikimplantate – wissenschaftliche Grundlagen und klinische Evidenz“ das Vortragsthema von PD Dr. Stefan Röhling (Basel). In der Arbeitsgruppe um Röhling entstanden in der Vergangenheit wesentliche Arbeiten zu Keramikimplantaten und deren klinischen Einsatz. „Die Diskussion um Keramik versus Titan wird weniger auf der wissenschaftlichen, als auf der emotionalen Ebene diskutiert“, weiß Röhling. Sowohl ein- als auch zweiteilige Implantate aus Zirkonoxid haben wissenschaftlich unter Beweis gestellt, dass sich mit ihnen zuverlässig und voraussagbar klinische Langzeiterfolge erzielen lassen. Sie zeigen gleichwertige Osseointegrationskapazität und identische Proportionen der biologischen Breite. Die Wahrscheinlichkeit des Ausbildens einer Periimplantitis ist jedoch wesentlich weniger ausgeprägt. Für Röhling ist Zirkonoxid eine verlässliche Alternative zu Titan. Die Einheilzeiten sind identisch!
Bornfleth
Vorträge der ITI Fellows
Bornfleth
Alle Referenten hatten sich das Kongressmotto „Implantologie der Zukunft ? Evidenz trifft Innovation“ zu Herzen genommen und für die Zuhörer relevante Take home Messages formuliert.
Bornfleth
Young ITI Vorträge
Bornfleth
Weichgewebe
Zum Auftakt der Session „Weichgewebe“ präsentierte der Posterpreisträger Prof. Dr. Peer Kämmerer seine Forschungsergebnisse. Sein Thema „Vestibulumplastik mit einer 3D-Kollagenmatrix“. Im Anschluss berichtete Dr. Jochen Tunkel (Bad Oeynhausen) über indikationsbezogene Techniken in der Weichgewebschirurgie. Weichgewebe gilt heute als entscheidender Faktor für den Erfolg. Prof. Dr. Adrian Kasaj (Mainz) nahm Weichgewebsersatzmaterialien in der plastisch-ästhetischen Parodontalchirurgie unter die Lupe.
Prothetik
„Versorgungskonzepte im zahnlosen Ober- und Unterkiefer lautete das anspruchsvolle Thema von Dr. Barbara Michel und Dr. Christian Naujoks. Auf welch hohem Niveau sich die heutige Implantologie befindet und welche unglaublichen Optionen verfügbar sind, diese Fragen klärte Prof. Dr. Irena Sailer (Genf) in ihrem fulminanten Vortrag „Welches Material in welcher Situation?“.
Zum Abschluss das Streitgespräch
Den Abschluss findet der ITI-Kongress bereits traditionell im Streitgespräch. Dieses Format wurde bereits vor Jahren von der Deutschen ITI-Sektion entwickelt! Das Thema 2018: Disputatio zum Thema „Keramikimplantate“.
Noch vor wenigen Jahren hätte das Wort „Keramikimplantate“ bereits zu einem echten kollegialen Streit führen können. Heute geht es den „Kontrahenten“ vielmehr um die Darstellung der individuellen Vor- und Nachteile der jeweiligen Versorgungsphilosophie.
Unter der souveränen Moderation von Prof. Andreas Schlegel trafen Dr. Michael Gahlert als uneingeschränkter Befürworter von Zirkonoxidimplantaten und Prof. Dr. Knut Grötz aufeinander. Der rührigen Arbeitsgruppe Gahlert-Röhling sind wesentliche Arbeiten zu verdanken, die die Einführung dieses Materials in die Implantologie auf evidenzbasierter Basis ermöglicht haben. Die Position des „advocatus diaboli“ nahm der Wiesbadener Kieferchirurg Prof. Grötz ein. Grötz wies darauf hin, dass bei aller Begeisterung für dieses neue Material und seiner Optionen auf vielen Gebieten noch Grundlagenforschungen erforderlich sind und auch die Erarbeitung von Leitlinien geboten seien.
Programm für Zahntechniker
Eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Zahntechnikern und Zahnärzten ist seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen des ITI. So wurde die Zusammenarbeit mit den Zahntechnikern intensiviert, was beim diesjährigen Kongress erneut zu einem Parallelprogramm für Zahntechniker und zu gemeinsamen Podien für Zahnärzte und Zahntechniker geführt hat. Fazit Lebhafte und engagierte Diskussionen und volle Vortragssäle zeigten, wie sehr alle Referenten mit ihren Ausführungen die Ansprüche des Auditoriums erfüllt haben. Den hohen Stellenwert, den die deutsche Sektion im globalen Netzwerk ITI genießt, betonte ITI-Präsident Dr. Stephen Chen während der Pressekonferenz: Die ITI Sektion Deutschland ist eine der am besten aufgestellten und mit ihrer Arbeit und ihren neu entwickelten Formaten tonangebend in unserer globalen Fachgesellschaft!“ Besondere Erwähnung fanden hier das Deutsche ITI-Curriculum, welches nun als Blaupause für das internationale dienen wird, sowie das von der Deutschen Sektion konzipierte Online-Symposium „ITI Kontrovers“.
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