DI: Herr Hemm, wie reagieren Ihre Kunden darauf, dass Straumann sowohl Titan als auch Keramik im Portfolio hat?
Straumann
DI: Herr Di Girolamo, Z-Systems hat sich von Anfang an auf Keramikimplantate spezialisiert. Wie haben sich die Nachfrage und der Implantatmarkt in den letzten Jahren insgesamt verändert?
Di Girolamo: Wir starteten 2004 mit dem ersten CE zertifizierten Implantat. Zu Beginn konnten wir eine kontinuierliche, langsam steigende Nachfrage feststellen, die sich in den letzten Jahren beschleunigt hat. Der Markt für Zirkonoxidimplantate hat sich in den letzten 10 Jahren wesentlich dadurch verändert, dass mehrere Hersteller mit zum Teil unterschiedlichen Herstellverfahren und Implantattypen, wie z.B. verschraubte oder verklebte und zweiteilige Implantate, auf den Markt gekommen sind. Z-Systems hat heute die 5. Generation im Markt und steht in Entwicklung mit der 6. Generation.
DI: Herr Hemm, Straumann PURE hat eine ZLA®-Oberfläche. Wodurch zeichnet sich diese aus?
Hemm: Die ZLA®-Oberfläche zeichnet sich durch eine Makro- und Mikrorauigkeit aus, die mit der SLA®-Oberfläche vergleichbar ist. Auch die Osseointegrationseigenschaften und Einheilzeiten der ZLA®-Oberfläche sind wissenschaftlich nachgewiesen – ebenso wie bei SLA®. Einige Daten, z.B. von Dr. Röhling, weisen zudem auf eine geringere Plaqueadhäsion hin – ein wichtiger Faktor für den langfristigen Implantaterfolg.
DI: Und was sind weitere Besonderheiten von PURE?
Hemm: Das Design unserer Keramikimplantate ist darauf ausgelegt, grössten klinischen Belastungen standzuhalten. Deshalb wird jedes einzelne Straumann® PURE Ceramic Implantat vor dem Verlassen der Produktionsstätte einem rigorosen Belastungstest unterzogen. Dieser 100 %-Belastungstest ist von Anfang an fest in den Produktionsablauf integriert und ein Garant für Qualitätssicherung und maximale Sicherheit. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist unsere Lifetime+ Guarantee für alle PURE Implantate. Im Fall eines Implantatbruchs erfolgt Ersatz durch ein gleichwertiges Implantat, falls erforderlich ein gleichwertiges Sekundärteil sowie die Erstattung der Behandlungskosten. PURE ist übrigens nicht rein-weiss, sondern der natürlichen Farbe der Zahnwurzel nachempfunden.
DI: Ist PURE in den digitalen und chirurgischen Workflow von Straumann integriert?
Straumann
DI: Herr Di Girolamo, was ist das Besondere an den Keramikimplantaten von Z-Systems?
Di Girolamo: Z-Systems fokussiert sich in der Entwicklung auf höchstmögliche Festigkeit und Langlebigkeit bei Einhaltung der ISO 13356 Norm für Keramikmaterial als Basis ihrer ZrO2 Implantate. Dazu gehörte auch der Wechsel von Dampfsterilisation der Implantate auf Plasmasterilisation. Weiterhin wurden nach Austestung verschiedenster Oberflächenbehandlungen der Fokus auf eine lasermodifizierte Oberfläche gelegt. Dieses patentierte Verfahren wird nach einem Sandstrahlprozess auf die Gewindekanten appliziert und stellt sicher, dass die Implantate nicht geschwächt werden und eine hervorragende Osseointegration erreichen. Letzteres wurde anhand einer Studie, publiziert im IJOMI 2012, an der Loma-Linda Universität in Los Angeles bestätigt.
DI: Wie sieht es insgesamt mit der wissenschaftlichen Datenlage Ihrer Keramikimplantate aus?
Hemm: Die Studien sind selbstverständlich die Basis und das Rückgrat. Bevor PURE 2014 auf den Markt kam, wurden seit 2011 im kontrollierten Rahmen klinische Daten gesammelt. Seit Einführung wurden mehrere unabhängige klinische, präklinische und Material- sowie Oberflächenstudien durchgeführt und publiziert. Aktuell laufen über 30 klinische Aktivitäten. Für das PURE Monotype Implantat zeigte kürzlich eine randomisierte Multicenter-Studie stabile Knochenverhältnisse und 5-Jahres-Überlebens- und Erfolgsraten von > 97 %.
Di Girolamo: Von Z-Systems gibt es etliche kleinere Studien, welche Teilbereiche beleuchten, und die Erfahrungen von über 60.000 verkauften Implantaten bestätigen. Die jüngste Studie – eine dynamische Kausimulation mit Temperaturwechsel über einen simulierten Zeitraum von 40 Jahren – wurde von der Universität Freiburg/Prof. Kohal veröffentlicht. Unsere Resultate waren sehr gut, alle zweiteiligen, verschraubten Implantate überlebten den Test. Die längste uns bekannte Studie mit Z-Implantaten stammt von Prof. Gahlert mit mittlerweile 10-Jahres Resultaten.
DI: Herr Hemm, was ist das Besondere an dem ersten metall- und kunststofffrei verschraubten zweiteiligen Keramikimplantat-System von Z-Systems, das zukünftig von Straumann unter dem Name SNOW exklusiv vertrieben wird?
Straumann
DI: Herr Di Girolamo, was hat Z-Systems dazu motiviert, den Vertrieb für das Implantat abzugeben?
Di Girolamo: Z-Systems ist eine auf Keramikinnovationen fokussierte Firma. Unser sehr kleiner Vertrieb kann diese Neuigkeiten gar nicht adäquat vertreiben – unsere Kernkompetenz ist Entwicklung und Produktion, nicht der Vertrieb. Dies ist eine große Stärke unseres Partners Straumann. Wir können uns jetzt auf die Entwicklung neuer Implantatlinien und eines neuen Verfahrens zur Produktion von Keramikrohlingen focussieren. Erste Ergebnisse sind sehr vielversprechend und deuten darauf hin, dass wir bei gleicher Zusammensetzung der Keramikmischung (gemäss ISO 13356) die Festigkeit weiter erhöhen können. Das würde uns dann erlauben, sichere Modellreihen mit kleinerem Durchmesser zu entwickeln.
DI: Wo sehen Sie die Zukunft der Keramikimplantologie: ein- oder zweiteilige Lösungen?
Di Girolamo: Wir sind der Meinung, dass beide Varianten ihre Berechtigung haben, wobei die zweiteiligen Implantate, sofern sie dem heutigen Arbeitsablauf in der Implantologie entsprechen, in einigen Jahren den Löwenanteil ausmachen werden, wahrscheinlich 60% – 80%.
Hemm: Ich glaube es geht nicht um die Frage ein- oder zweiteilig, sondern vielmehr um Flexibilität im Allgemeinen. Keramikimplantate sind für einen großen Markt attraktiv, wenn sie sicher und bezüglich der prothetischen Flexibilität und dem allgemeinen Handling vergleichbar mit dem Goldstandard Titan sind. Die Integration in digitale Abläufe, einfaches Implantieren und die Möglichkeit zur Sofortversorgung sind sicher weitere Aspekte. Längerfristig dann auch ein Preisniveau vergleichbar mit der metallischen Implantologie.
DI: Was denken Sie, welchen Anteil Keramikimplantate in zehn Jahren einnehmen werden?
Straumann
Straumann
DI: Herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke.
Straumann
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