Herr Kawashima, wie kam es vor 40 Jahren zur Entwicklung von PANAVIA™ EX?
Kuraray Europe GmbH
Gleichzeitig führten wir eine Reihe von F&E-Aktivitäten durch. Dazu zählten die Grundlagenforschung zur quantitativen Beurteilung der Beziehung zwischen den Molekularstrukturen von Monomeren und deren Hafteigenschaften, Syntheseversuche mit verschiedenen Monomeren und Haftfestigkeitsuntersuchungen.
Schließlich gelang es uns, das MDP-Monomer zu entwickeln, das genau die von uns angestrebten physikalischen Eigenschaften aufwies. Nach der Entwicklung dieses Haftmonomers waren wir in der Lage, PANAVIA™ EX in unserem Labor zu entwickeln. Im Frühjahr 1982 stand der erste Prototyp von PANAVIA™ EX für die externe Evaluierung zur Verfügung.
Wie ging es dann weiter?
Wir baten eine zahnmedizinische Hochschule in Japan um eine Beurteilung. Von dort erhielten wir das Feedback, dass der Prototyp möglicherweise im klinischen Umfeld zu rasch aushärten könnte. Dies lag daran, dass wir den Unterschied zwischen Raumtemperatur und intraoraler Temperatur nicht berücksichtigt hatten.
Dieser hat jedoch einen großen Einfluss auf die Aushärtezeit. Anhand dieses Fehlers lernten wir, wie wichtig klinische Anwendungstests und die Rückmeldung von Anwendern im Rahmen der Entwicklung von Dentalmaterialien sind.
Woher kommt eigentlich der Name PANAVIA™?
„PANAVIA“ ist ein zusammengesetztes Wort, das aus „PAN“ und „VIA“ besteht. „PAN“ ist griechischen Ursprungs und bedeutet „alles“, während „VIA“ lateinischen Ursprungs ist und mit „Weg“ oder „Methode“ übersetzt werden kann.
Der Name „PANAVIA“ beschreibt demnach eine „Methode, mit der sich alles verbinden lässt“. Er steht für unser Bestreben, Produkte unter der Marke PANAVIA™ einzuführen, die an allen Arten von Restaurationen sowie Zahnhartsubstanz haften.
Was waren die wichtigsten technologischen Merkmale des neuen Befestigungssystems PANAVIA™ EX?
Das System hatte 5 Hauptmerkmale: Eine geeignete Schichtstärke, geeignete Fließeigenschaften der Paste, Röntgenopazität, eine erhöhte Haftfestigkeit und verbesserte Eigenschaften der Oberflächenhärtung. Zu der Zeit, als PANAVIA™ EX entwickelt wurde, war für Befestigungskomposite eine Filmstärke von 30 μm oder weniger gewünscht.
Es gelang uns, eine Filmstärke von maximal 30 μm zu erreichen, indem wir die Mahldauer für das enthaltene Siliziumoxid deutlich verlängerten. Dadurch wurden die Füllstoffpartikel viel feiner. Eine angenehme Konsistenz der Paste – d.h. eine niedrige Viskosität und gute Fließfähigkeit – wurde zudem durch den Einsatz niedrigviskoser Monomere in PANAVIA™ EX erzielt. Durch das Dispergieren röntgenopaker Füllstoffe in die Pulverkomponente war es uns möglich, dem Befestigungskomposit die gewünschte Röntgenopazität zu verleihen.
Diese Eigenschaft erschien uns besonders wichtig, da wir davon überzeugt sind, dass Anwender nach der Eingliederung einer Restauration in der Lage sein sollten zu prüfen, ob sich noch Zementüberschüsse im Sulkus befinden. Die Erhöhung der Haftfestigkeit wurde durch Hinzufügen des MDP-Monomers zur Flüssigkomponente erreicht.
Wie verhält es sich mit der Oberflächenhärtung des Materials?
Jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt weiß, dass die Oberfläche von Befestigungskompositen vor dem Sauerstoff in der Luft zu schützen ist, damit sie vollständig aushärtet. Zu diesem Zweck entwickelten wir OXYGUARD, ein wasserlösliches Gel.
Es wird auf die Restaurationsränder appliziert, um das unpolymerisierte Befestigungskomposit abzudecken und es vor der Reaktion mit Sauerstoff zu schützen. Die Verwendung von OXYGUARD hat einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Aushärtungseigenschaften von Befestigungskompositen geleistet.
Was haben die aktuellen Produkte der PANAVIA™ Familie und PANAVIA™ EX gemeinsam?
Das Haftmonomer MDP wird auch heute noch in vielen unserer Produkte verwendet. Seit der Einführung von PANAVIA™ EX hat sich Kuraray Noritake immer wieder neuen Herausforderungen gestellt und zahlreiche neue Produkte entwickelt, welche die wachsende PANAVIA™ Familie ergänzen. Dazu zählen PANAVIA™ 21, ein Befestigungskomposit in Pastenform mit einem selbstätzenden Primer als Zubehör, PANAVIA™ Fluoro Cement, ein dualhärtendes, Fluorid freisetzendes Befestigungskomposit in Pastenform und PANAVIA™ F2.0, das mit einem LED-Polymerisationsgerät ausgehärtet werden kann.
Das aktuelle Portfolio besteht aus PANAVIA™ V5, das sich durch eine deutlich verbesserte Haftung auszeichnet – erzielt nach einer umfassenden Überarbeitung der Grundrezeptur. Außerdem umfasst es PANAVIA™ SA Cement Universal, das als eigenständiges Produkt ohne separate Primer funktioniert, und PANAVIA™ Veneer LC. Dieses neueste Mitglied der PANAVIA™ Produktfamilie ist ein lichthärtendes Befestigungskomposit, das sich speziell für die Befestigung von Veneers eignet.
Wie veränderte sich die F&E-Abteilung mit der Zeit?
Ursprünglich konzentrierten sich unsere Entwicklungsprojekte in der Dentalbranche auf Adhäsive und Komposit-Füllungsmaterialien. Da sich PANAVIA™ EX nach seiner Einführung im Jahr 1983 rasch weltweit großer Beliebtheit erfreute, begannen wir, unsere Produktpalette an Befestigungskompositen erheblich zu erweitern. Dementsprechend wurde die Anzahl der Entwickler erhöht und ein spezielles Entwicklungsteam gegründet, das für die Produktlinie der selbstadhäsiven Befestigungskomposite zuständig war, zu denen auch PANAVIA™ SA Cement Universal gehört.
Nach welchem aktuellen Konzept entwickeln Sie Ihre adhäsiven Befestigungskomposite weiter?
Den aktuellen Projekten liegen zwei Konzepte zugrunde: Die „Erzielung einer höheren Haftfestigkeit“ und die „Erzielung einfacherer Handling-Eigenschaften“. Darüber hinaus steht die Unterstützung der optischen Eigenschaften ästhetischer Restaurationsmaterialien im Fokus, die durch die Entwicklung eines optimierten Farbangebots der Befestigungskomposite angestrebt wird. In unserem Unternehmen wurde die „Erzielung einer höheren Haftfestigkeit“ mit PANAVIA™ V5 umgesetzt, während sich in PANAVIA™ SA Cement Universal die „Ermöglichung eines einfacheren Handlings“ als Hauptziel niederschlägt.
Worin liegt Ihrer Meinung nach die größte Stärke des F&E-Teams von Kuraray Noritake?
Wir führen kontinuierlich F&E-Aktivitäten im Bereich der Befestigungsmaterialien durch. In unserer Abteilung für die Produktentwicklung ist häufig ein und dieselbe Person über einen langen Zeitraum für eine Produktkategorie verantwortlich. Ich war beispielsweise den überwiegenden Teil meiner Zeit als Angestellter des Unternehmens mit der Entwicklung von PANAVIA™ Produkten betraut.
Dadurch kann jede Person in der Entwicklungsabteilung als ein Experte für eine bestimmte Produktkategorie bezeichnet werden. Diese Experten nutzen das in der Vergangenheit erworbene technische Wissen für die Entwicklung neuer Produkte und machen dabei ganz neue Entdeckungen.
Wie wird in Ihren Augen die Zukunft von PANAVIA™ aussehen?
Wir werden den Fokus weiterhin auf die Entwicklung von noch einfacheren, leichter anzuwendenden Befestigungskompositen legen, die für zahlreiche verschiedene Anwendungen geeignet sind – Produkte, die auf dem Konzept der Universalität basieren. Sie sollen es Anwendern ermöglichen, sich stärker auf die Behandlung selbst zu konzentrieren als je zuvor, während selbstverständlich ein starker und dauerhafter Verbund zwischen der Zahnhartsubstanz und der Restauration geschaffen wird.
Quelle:
Kuraray Europe GmbH
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