Minis sind bevorzugt bei älteren Patienten indiziert, deren untere Prothese im zahnlosen Kiefer keinen ausreichenden Halt aufweist. Diese Patienten – ohne Fixierung der unteren Prothese – zerkleinern ihre Nahrung nicht mehr, sondern „schlingen“ diese herunter. „Gesund beginnt im Mund“ und die Verdauung beginnt bereits mit dem guten Kauen der Nahrung. Um erfolgreich zu sein, gilt es deshalb einige Tipps und Tricks zu befolgen.
Material
Dr. Armin Nedjat
Anzahl der Implantate und Design der Kugelköpfe
Im Unterkiefer greife ich auf vier einteilige Implantate (mit den Durchmessern 2,5 – 3,0 oder 4,0 mm) mit Kugelköpfen zurück, die jeweils vier Abflachungen der Kugel aufweisen. Deshalb habe ich diese in der Vergangenheit auch als „Tulpen“ bezeichnet. Der Grund für diese Abflachungen sind die O-Ringe der Matrize, die durch die Abflachung nicht schnell „ausleiern“ (durch tägliches Ab- und Wiedereingliedern der Prothese). Eine der abgeflachten Flächen sollte nach bukkal zeigen (siehe orangener Ring Abb. 7).
Im Oberkiefer greife ich lieber auf zweiteilige Systeme zurück. Nach einer „Einheilungszeit“ von drei Monaten werden die Champions (R)Evolutions mit Durchmesser 3,5 mm mit den „Tulpen“- oder Locator-Abutments versehen. Nur in Ausnahmefällen nehme ich auch im Oberkiefer einteilige „Minis“. Dann hingegen mindestens sechs an der Anzahl, wenn nicht sogar acht.
Im Unterkiefer inseriere ich daher i.d.R. immer vier einteilige Mini-Implantate in Sofortbelastung mit Einarbeitung der Matrizen in eine bereits harmonisch balanciert, okklusal eingestellte Prothese.
Erfolgsaussichten
Im Unterkiefer liegen die Erfolgsaussichten der „Champions Minis“ in Sofortbelastung bei über 96 % (über 10 Jahre), im Oberkiefer dagegen nur bei etwa 85%. Alternativ kann man im Unterkiefer auch 2-4 zweiteilige (R)Evolutions mit „Wartezeit“ von 2-3 Monaten verwenden: Dann werden die „Tulpen- oder Locator Abutments“ mit Gingivahöhen 2 oder 4 mm eingeschraubt und die Prothese mit den entsprechenden Matrizen versehen.
Navigation mit CNIP
Dr. Armin Nedjat
Entscheidend ist bei CNIP, dass man alte OP-Protokolle der Kavitätenaufbereitung hinter sich lässt: So beginnen wir immer mit konischen Dreikantbohrern, welche in der Kompakta maximal mit 250 U/Min. und in der Spongiosa folgend mit 50-70 U/Min. betrieben werden! Fährt man diese niedrigen Geschwindigkeiten, so verbleibt der Dreikantbohrer immer in der Spongiosa und wird durch die bukkale und orale Kompakta quasi „navigiert“. Auf diese Weise kann der „gelbe“ Bohrer keine kompakte Knochenwand perforieren. Zudem kontrollieren wir die Kavität-Bohrungen immer mit einer dünnen, flexiblen und ausreichend langen Knochensonde: ‚KKK‘ = Knochen-Kavitäten-Kontrolle.
Man bereitet z.B. mit den bereits seit 2006 zugelassenen, einteiligen Champions Kugelkopf-Implantaten (Länge 8 – 10 – 12 – 14 – 16 mm und Durchmessern 2,5 – 3,0 oder 4,0 mm) immer die komplette Arbeitslänge in mm und addiere i.d.R. sogar 4 mm dazu: Für meine Standardlänge 10 mm bereite ich also mit gelbem und weißem Dreikantbohrer transgingival 14 mm auf, um problemlos und ausreichend tief die Implantate inserieren zu können (Abb. 4-9)! Dr. Armin Nedjat
Dr. Armin Nedjat
CHAMPIONS GUIDE als prothetische Navigationsorientierung
Wenn CNIP die „horizontal/sagittale Navigation darstellt, so sind die Champions- Guides die prothetische Navigation. Diese Hilfsmittel sind wiederverwendbare, biegbare Schablonen (eine für OK, eine für UK), die man individuell pro Fall „biegen“/ erstellen kann. Eine optimale Position der vier Implantate im Unterkiefer zur Fixierung einer UK-Prothese sind: 4 – 2 – 2 – 4. Wenn man präimplantologisch 5 mm D Messkugeln (notfalls auch Büroklammern, mit der Spitze nach unten) bukkal auf die metallfreie Prothese (mit Klebewachs) auf die Kunststoffzähne 34 und 44 klebt und damit ein OPTG macht, so kann man leicht verifizieren, dass man gut 1,5 mm mesial des Foramen mentale liegen wird, wenn man die gleiche Prothese okklusal 34 + 44 mit kleinen Öffnungen für den ersten gelben Bohrer versieht und somit die vorhandene Prothese als Bohrschablone umgestaltet. Bitte achten Sie darauf, dass chinesische Patienten i.d.R. ihr Foramen mentale nicht zwischen 4 und 5 (wie Europäer, Asiaten und Amerikaner), sondern eher zwischen den Zähnen 3 und 4 haben. Eine weitere, oft gestellte Frage: Darf man bei einem zahnlosen Patienten in den so genannten „Nerv-Loop“, abgehend vom Foramen mentale bis in Knochenregion 32, 42 bohren bzw. implantieren? Ganz klar: Ja, da der Loop-Anteil lediglich die vorderen Frontzähne innerviert! Man sollte jedoch 1-2 mm mesial des Foramen mentale bleiben, also: „Safety first“! Ich gebe auch zudem niemals eine Leitungsanästhesie, sondern anästhesiere nur bukkal und oral die Gingiva (Abb. 10-14). Dr. Armin Nedjat
Dr. Armin Nedjat
Fazit
Es erscheint immer sehr leicht, vier Minis zur Stabilisierung einer unteren Prothese zu implantieren und in Sofortbelastung prothetisch zu versorgen. Es sind jedoch oftmals „Kleinigkeiten“, die über Erfolg & Misserfolg entscheiden. Gerade schmale Kiefer sind nur durch die CNIP-Navigation der MIMI-Methodik (minimal-invasive Methodik der Implantation) periostschonend, sicher und nachhaltig erfolgreich und ohne Lappenbildungen behandelbar. Im Zweifelsfall eröffnet man mit kleiner Inzision, jedoch sollte auf Mukoperiostlappenbildungen verzichtet werden. Ihre Patienten werden es Ihnen danken!
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