DI: Was hat Nobel Biocare dazu veranlasst jetzt in den Markt für Keramikimplantate einzusteigen?
Dr. Sandro Matter: Das Patienteninteresse an Keramikimplantaten nimmt seit einigen Jahren stetig zu. Patienten wünschen sich eine metallfreie Lösung und schätzen die ästhetischen Vorteile von Keramikimplantaten. Gleichzeitig haben Entwicklungen in der Werkstoffkunde die Festigkeit, Stärke und Bruchzähigkeit von Zirkondioxid erheblich verbessert. Wir realisierten, dass Keramikimplantate mittlerweile unsere hohen Anforderungen an die Qualität erfüllen können und eine reale Chance darstellen, unser Angebot zu erweitern. Keramik ist ein spannender zukunftsweisender Schritt für uns, wir erwarten in diesem Bereich signifikantes Wachstum. Nobel Biocare
Nobel Biocare
DI: Warum haben Sie kein eigenes System entwickelt, sondern setzen auf die Kooperation mit Dentalpoint?
Matter: Dentalpoint verfügt über 10 Jahre Erfahrung mit der Technologie und ist weltweit führend im Bereich zweiteiliger Keramikimplantate. Nach jahrelanger Forschungsarbeit hat INTERVIEW Dentalpoint das erste metallfreie, zementfreie, zweiteilige Keramikimplantat entwickelt. Die zugrundeliegende Wissenschaft ist durch exzellente klinische Daten belegt. Uns war sehr schnell klar, dass diese neue Generation von Keramikimplantaten wirklich etwas Besonderes ist: zweiteilig, reversibel verschraubbar und 100 % metallfrei.
DI: Wie wird das System hergestellt und aus welchem Material besteht es?
Matter: Das vollständig metallfreie Keramikimplantat wird aus harten und gehippten Zirkonoxid- ATZ-Rohlingen mit einer neuartigen Bearbeitungstechnik hergestellt. Nach der finalen Formgebung des Implantats findet keine Nachbearbeitung durch thermische Prozesse (Sintern) oder Ähnliches statt. So wird sichergestellt, dass eine hohe Präzision mit engen Toleranzen erreicht wird und es zu keiner weiteren Veränderung im Materialgefüge kommen kann, weil direkt aus dem harten Material gefertigt wird. Dieses Verfahren wurde durch Dentalpoint neu für Dentalimplantate entwickelt und setzt viel Erfahrung und Know-how voraus. Jedes einzelne Implantat wird geröntgt und auf potenzielle Fehler kontrolliert. Nobel Biocare
Nobel Biocare
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DI: Wird das Implantat verschraubt oder zementiert?
Matter: Die Verschraubbarkeit ist für uns ein unverzichtbares Merkmal. Das bei den früheren Generationen der Keramikimplantate notwendige Verkleben im Mund birgt große Fehlerquellen und stellt ein vermeidbares Risiko für den klinischen Erfolg dar. Unser zweiteiliges Keramikimplantat gibt dem Behandler die Möglichkeit, seine Patienten komplett metallfrei zu versorgen und dabei genauso vorzugehen, wie er es von zweiteiligen Titanimplantaten gewohnt ist. Zudem bietet die verschraubte zweiteilige Lösung eine höhere Flexibilität bei der Restauration als einteilige oder zweiteilig verklebte Systeme.Bildquelle: Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner, Wien
Bildquelle: Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner, Wien
Bildquelle: Univ.-Prof. DDr. Werner Zechner, Wien
DI: Wo sehen Sie Unterschiede und vor allem entscheidende Vorteile des NobelPearl Keramikimplantats gegenüber anderen Systemen?
Dr. Matter
DI: Welche prothetischen Optionen bieten sich dem Behandler?
Matter: Dem Behandler stehen gerade und abgewinkelte Abutments zur Verfügung als auch eine sogenannte Klebebasis in Zirkondioxid mit und ohne Rotationsschutz. Mit wenigen Teilen ist ein breites Anwendungsspektrum möglich. Das System ist in den gängigen Bibliotheken von 3Shape, exocad und in Kürze auch in DTX Studio aufgeführt und mit dem verfügbaren Scankörper auch im digitalen Workflow einsetzbar.
DI: Wie sieht es mit der Studienlage aus?
Matter: Keramikimplantate der neuesten Generation verfügen heute leider noch nicht über solch eine breite Studienlage, wie sie bei Titanimplantaten innerhalb der letzten 40 Jahre erarbeitet worden ist. Dentalpoint hat bereits einige klinische Daten publiziert. Weitere Forschungsarbeiten bzw. Studien sind bei Nobel Biocare in Vorbereitung.
DI: Herzlichen Dank, Dr. Matter, für diesen interessanten Einblick.
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