Symposium und Konsensuskonferenz wurden auch in diesem Jahr mit Unterstützung der Universität Köln durch Univ.-Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller, Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer und Prof. Dr. Hans- Joachim Nickenig vorbereitet.
Einen neuartigen Behandlungsansatz zeigte Dr. Detlef Hildebrand aus Berlin. Bei dem Verfahren geht es um ein mittels DVT-Daten hergestelltes Sofortimplantat aus Zirkonkeramik oder Titan-/Keramik-Hybrid als Nachbildung der zu extrahierenden Zahnwurzel. Somit sei es möglich, die schonend extrahierte Zahnwurzel zeitgleich und alveolenkongruent zu ersetzen. Dr. Hildebrand weckte mit seinem Vortrag die Neugier auf aus Sicht der Teilnehmer experimentelle Verfahren, mit dem er inzwischen mehrjährige Erfahrung vorweisen kann. Für ihn stellen die patienten-individuellen Sofortimplantate eine Alternative zu den klassischen Schraubenimplantaten dar.
Dr. Theodor Thiele aus Berlin präsentierte die materialtechnischen Grundlagen für die Augmentation mit allogenen und xenogenen Knochenblocktransplantaten. Die implantologische Versorgung habe sich zwar von der knochenorientierten Positionierung hin zur Prothetik bestimmten Implantatsetzung entwickelt, dabei seien das chirurgische Protokoll vereinfacht und die Einheilzeiten verkürzt worden, dennoch stelle die Rekonstruktion komplexer Hart- und damit auch folgender Weichgewebsdefekte noch immer eine Herausforderung dar. Dr. Thiele präsentierte eindrucksvolle Fälle aus der eigenen Praxis mit der jeweils erreichten prothetischen Versorgung und diskutierte Techniken, Ergebnisse und Komplikationsmanagement anhand der aktuellen Literatur.
Nicht zum ersten Mal als Referent dabei war Dr. Thomas Fortin aus Lyon, der seine Erfahrungen mit der dreidimensionalen DVT-Diagnostik an die Teilnehmer weitergab und dabei aufzeigte, wie das vorhandene Knochenangebot optimal genutzt und wie der Umfang von Kieferkammaugmentationen mittels Einsatz von 3D-Führungsschablonen reduziert werden kann.
Eine detaillierte Analyse der heute im Markt befindlichen Planungssysteme lieferte ZTM Gerhard Stachulla aus Bergen. Er bedauerte, dass einige Hersteller ihre Systeme nicht öffnen und so der digitale Arbeitsablauf je nach verwendeter Hardware nicht durchgängig möglich sei. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass der Referent über umfangreiche Erfahrungen bei der 3D-Implantatplanung insbesondere in atrophierten Kieferkammabschnitten verfügt. So war es nicht überraschend, dass er auch die Möglichkeit von Titan-Gerüsten für die Augmentation vorstellte, die auf Basis von DVT-Daten mittels CAD/CAM-Technologie designt und hergestellt werden.
Prof. Dr. Hans-Joachim Nickenig konnte aufgrund einer Programmumstellung seinen chirurgisch-orientierten Vortrag erst am Nachmittag halten. Neben der Analyse der wissenschaftlichen Literatur, die er zusammen mit Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer auch am Vortag bereits intensiv mit den Teilnehmern der Europäischen Konsensuskonferenz diskutiert hatte, vermittelte er sein Wissen über die Nutzung von 3DFührungsschablonen. Er setzte Indikationen, aber auch Grenzen der 3D- Führungsschablonen in den aktuellen wissenschaftlichen Kontext. Die Unterstützung der prothetischen Zielsetzung, die minimalinvasiven Verfahren und die Umsetzung reproduzierbarer Präzision und Dokumentation der Implantattherapie nannte er als Vorzüge des Verfahrens. Dem gegenüber stünden Mehrkosten für den Patienten, eine höhere Strahlenbelastung sowie der höhere diagnostische Aufwand.
Die Moderation des letzten Viertels des Symposiums übernahm Prof. Dr. Nickenig und begrüßte gleich zu Beginn einen Kenner auf dem Gebiet der CAD/CAM-gefertigten Aufbauten: Dr. Peter Gehrke aus Ludwigshafen. Neben den unterschiedlichen materialtechnischen Aspekten, die er in diversen Arbeitsgruppen untersucht hat, zeigte er viele klinische Fälle und die Vorteile der individuell für den Patienten hergestellten Abutments auf. Ein individuelles CAD/CAM-Abutment könne die zeitgemäßen Forderungen an ein wurzelförmiges Emergenzprofil und die Kontrollierbarkeit des zukünftigen Zementspalts der Restauration mit angepasstem intra-sulkulären Mukosaverlauf erfüllen. Es könne höckerunterstützend gestaltet werden, eine der Voraussetzungen, das Risiko von Verblendfrakturen an keramischen Kronen zu vermeiden, so Dr. Gehrke.
Das Referat von Prof. Dr. Constantin von See stellte angesichts der mehr oder weniger klinisch orientierten Vorträge des 12. Experten Symposiums eine Besonderheit dar. Der Abteilungsleiter für digitale dentale Technologien an der Privatuniversität Krems führte am Beispiel der additiven Herstellungsverfahren des Sinter-Laser-Melting (SLM) die verschiedenen 3D-Druckverfahren vor und zeigte auf, welche Zukunftsoptionen für die Zahnheilkunde schon heute in anderen Produktionsbereichen liegen.
Last but not least stellte Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer aus Landsberg nicht nur die Ergebnisse der Europäischen Konsensuskonferenz vor, sondern widmete sich in einem klinisch-orientierten Vortrag dem Vorgehen und Nutzen der CAD/CAM-Technologie für komplexe Suprastrukturen. Nach Darstellung der Fehlermöglichkeiten im konventionellen Vorgehen bei steggetragenem Zahnersatz erläuterte er Schritt für Schritt die Versorgung mit CAD/CAM-Konstruktionen, bei denen Steg und Überwurf auf Basis eines Konstruktionsdatensatzes erfolgt. In seiner Praxis habe er inzwischen verschiedene Herstellungsverfahren getestet und könne gute Ergebnisse in einen Zeitraum von über drei Jahren aufweisen.
Fazit
Ein intensiver Kongress rund um die Implantatplanung, der die Grenzen und die Möglichkeiten der digitalen Implantologie ausführlich darstellte und das Ergebnis der 12. Europäischen Konsensuskonferenz bestätigte: Die Verwendung von Bohrschablonen und CAD/CAM-Aufbauten stützt sich auf solide klinische Daten. Die unterstützende Evidenz für einen vollständig digitalen Workflow bei sämtlichen Indikationen in der oralen Implantologie fehlt bislang.
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