Große Aufmerksamkeit fand das diesjährige Programm, das vom ADT-Vorstand mit sehr gutem Gespür für die Entwicklung des Prothetikmarktes zusammengestellt wurde und das repräsentativ die aktuellen Prozesse zur Entstehung zeitgemäßer Zahnprothetik widerspiegelte. Und so wurden in der Stadthalle Nürtingen heutige sowie trendige Therapie- und Fertigungsoptionen vorgestellt – gemäß dem Tagungsmotto „Advanced Prothetik“. Hierunter subsumierte sich, wie „Innovative Behandlungskonzepte“ aussehen können, wie „Metallfrei entscheiden im Team“ möglich ist und ob es zu „Analog – Digital, was ist ökonomisch“ allgemeingültige Aussagen gibt. Einiges davon wird nachstehend in der Reihenfolge des Workflows reflektiert.
Kommunikation – mehr als Worte
David Knipping, Lindau
David Knipping, Lindau
David Knipping, Lindau
Über Genauigkeit in der Wiedergabe der anatomischen Situation sprachen auch Dipl.-Ing. Dipl.-Inform. Frank Hornung und Dr. Dr. Stephan Weihe (beide Dortmund) in ihrer Vorstellung der „3D-kephalometrischen Prothetikplanung und Fertigung auf der Basis fusionierter digitaler Daten“. Hierbei werden Kieferbewegungen berührungsfrei optoelektronisch erfasst (Freecorder blue fox, DDI-Group, Dortmund) und mit Daten komplettiert, die aus digitaler Volumentomografie sowie durch Abformung mittels Intraoralscanner oder über einen Modellscanner generiert wurden. Aktuell können in dieses Verfahren auch Prothesenrohlinge (Baltic Denture, Merz, Lütjenburg) integriert werden. Mit „Original Bewegungsdaten des Patienten als Verknüpfung von analogem Wissen mit der digitalen Welt“ stellte ZTM Mathias Gamper (Ludwigshafen) ein anderes Verfahren der berührungsfreien Funktionsdatenerfassung vor – ausgeführt über eine Magnetfeldtechnologie mit Sensoren (DMD-System, IgniDent, Ludwigshafen). Auch in diesem Vortrag ging es um eine genaue 1:1-Übertragung der Patientendaten in den Fertigungsprozess der Prothetik.
Fertigungsziele – ökonomisch erreichen
David Knipping, Lindau
3D-Druck – Kennen und Können
Als CAD/CAM-Anwender der ersten Stunde berichteten ZTML Vanik Kaufmann-Jinoian (Liestal, Schweiz) und Dr. Andres Balzer (Rheinfelden) aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz über „Die Einsatzvielfalt von 3D-Druckern und eine Falldokumentation …“. Die dabei genannten Auswahlkriterien für 3D-Drucker – wie Systemart (offen/geschlossen), Softwareanbindung, Bauplattformgröße, Genauigkeit, Fertigungszeit, Lichtstärke und technischer Support – waren für so manche Zuhörer eine wertvolle „Take-Home-Message“. Als Falldokumentation stellte Balzer eine Schiene zur Bracket-Applikation vor – durch sie konnte sich die Positionierungsgenauigkeit bei gleichzeitigem Zeitgewinn steigern lassen.
Hierzu passend wurde am letzten Veranstaltungstag der „Workflow des 3D-Drucks in der Zahntechnik“ thematisiert, zu dem ZTM Roland Binder (Sulzbach-Rosenberg) Funktionsprinzipien verschiedener 3D-Drucker vorstellte. Ihm ist eine technisch sinnvolle Integration in die Arbeitsprozesse sowie die wirtschaftliche Nutzung ein besonderes Anliegen, wozu jedes Labor seine eigenen Überlegungen und Berechnungen anstellen sollte.
David Knipping, Lindau
Klassische Frästechnik – digital leben
Als „Analog“, ZTM Martin Weppler (Weingarten), und „Digital“, ZTM Ralph Riquier (Remchingen), personifizierten sich die beiden Referenten und dialogisierten so über einen „Paradigmenwechsel bei der Teleskoptechnik im Goldstandard?“. In ihrem Gespräch wurde schnell klar, dass die klassisch manuelle Frästechnik in der digitalen Fertigung angekommen ist und dass sich alle relevanten realen Konstruktions- und Fertigungsparameter auch digital berücksichtigen lassen. So ist das virtuelle Inhouse-Design von Primär- und Sekundärteilen – mit individueller Passung – sehr präzise und lässt sich zeitsparend schnell erzielen; und lässt sich ggfs. auch zur Reproduktion der Teleskoparbeiten nutzen. Findet darüber hinaus ein Outsourcing der Doppelkronendaten statt, kommen die Vorteile graziler industrieller Fertigung aus homogenen, porenfreien Legierungsblöcken sowie Kostenvorteile durch den Wegfall der Bevorratung von Edelmetall- Dentallegierungen hinzu.
Herausnehmbare Prothetik – neu denken
Die digitale Fertigung hat alle Prothetiksegmente erreicht – so auch die Fertigung von herausnehmbarer Totalprothetik. PD Dr. Jeremias Hey M. Sc., MME (Halle) berichtete dazu über „Totalprothetik im digitalen Prozess – Entwicklung und Bewährung eines neuen Workflows“. Hey bezog sich dabei auf ein 2015 vorgestelltes System mit dem er „Copy Dentures“ fertigte, in die so die „neuromuskuläre Information“ bereits vorhandener Prothesen übertragen wird. Gerade älteren Patienten, die eine limitierte Adaptionsfähigkeit besitzen, erleichtert diese Fertigungsform die Akzeptanz ihrer neuen Prothetik.
ZT Karl-Heinz Körholz (Königswinter) meinte: „Digitale Totalprothetik – Now is the time.“ Sein Credo hierzu: „Alle Voraussetzungen aus der analogen Totalprothetik müssen in der digitalen erfüllt und selbstverständlich 1:1 übertragbar sein.“ So muss dem digitalen Arbeiten eine detaillierte Modellanalyse vorausgehen, auch müssen Kenntnisse der Aufstellparameter vorhanden sein und diesen Fertigungsweg begleiten. Die Vorträge von Hey (am Beispiel von Baltic Denture, Merz, Lütjenburg) und Körholz (FDS, Amann Girrbach, Koblach, Österreich/Vionic Solutions, VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen) ließen erkennen, wie sich durch standardisierte Prozesse Vorteile für Praxis und Labor ergeben: Behandlungs- und Fertigungszeiten verkürzen sich, die Prothesenqualität lässt sich steigern.
Der besondere Vortrag 2018
Im vergangenen Jahr fand zum ersten Mal das Forum 25 statt – „die Nachwuchsförderung der ADT“ (Abb. 6). Auf diesem Forum erhält zahnmedizinischer und zahntechnischer Nachwuchs die Gelegenheit, (erstmals) vor Publikum zu referieren. Der jährlich beste Vortrag wird von einer Jury gekürt und mit dem „ADT – Young Talent Award“ belohnt – unter anderem gehört dazu, im Folgejahr auf dem „Main Podium“ vorzutragen. So berichtete die Gewinnerin 2017, Ha Thu Tra Nguyen (Köln), über „Dentalhygiene – ein Konzept für Entwicklungsländer in Asien“ und entführte das Publikum dabei in eine Region ihres Geburtslandes Vietnam (Abb. 7). Nguyen zeigte, wie es um die Dentalhygiene von Kindern in Teilen der dortigen Land- und Bergbevölkerung bestellt ist und wie sich deren Situation diesbezüglich verbessern lässt. Die junge Referentin wurde vom Auditorium für diesen – auch anrührenden – Vortrag mit „Standing Ovations“ belohnt. In diesem Jahr wurden die Forum 25-Vorträge von Laura Burlein (Feldkirchen), Pia Gauger (Oberhausen), Natasha Klutke (Berlin), Hagen Müller (Neufahrn), ZTM Enrico Ortado (München) sowie Viktoria Weber (Berlin) viel beachtet und beklatscht. Mit dem „ADT – Young Talent Award“ 2018 wurde das Vortragsteam Burlein/Gauger ausgezeichnet – und gehört damit zu den Referenten 2019. David Knipping, Lindau
David Knipping, Lindau
Die „ADT“ – Spiegel der Zahntechnik
Das thematische Angebot der diesjährigen ADT-Jahrestagung bot mit fünf Workshops, 28 Fachvorträgen sowie dem Forum 25 – zur Nachwuchsförderung der ADT – eine einzigartige Informationsfülle; Anlass für die Redaktion des Zahntechnik Magazins, auch hier und in der kommenden Oktoberausgabe über „die ADT“ zu berichten.
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