Herr Zobler, wie digital arbeiten Sie bereits – und warum?
Digitale Technologien sind allgemein auf dem Vormarsch. Auch in der Zahntechnik führt kein Weg daran vorbei. Wir arbeiten deswegen längst auch mit digitalen Prozessen. Allerdings mit gewissen Einschränkungen.
Welche Einschränkungen sind das?
Bei Restaurationen, die aus dem Fräszentrum kommen, bearbeiten wir immer die Ränder unter dem Mikroskop händisch nach, damit die Randpassung ganz genau stimmt. Nur dann ist der Übergang zum Zahn wirklich von höchster Qualität. Wir veredeln sozusagen manuell nach, was digitale Technologien schon prima für uns vorbereitet haben. Denn gegenüber einem Fräszentrum, das gewisse Toleranzen einhalten muss, um ökonomisch effizient zu produzieren, reizen wir die Möglichkeiten voll aus. Das heißt: Wir gehen auf den gegebenen Fall mit individuell entwickelten Parametern und Frässtrategien speziell ein, um eine perfekte Passung zu erlangen. Zahntechnik ist und bleibt ein Kunsthandwerk.
Wie sehen Sie für die Zukunft das Verhältnis von digital und analog?
Der Clou liegt aus meiner Sicht darin, dass man die Möglichkeiten und Vorteile dieser beiden Arbeitsweisen klug miteinander kombiniert. Eine Hybridlösung, wenn man so will.
Wann und wo ist CAD/CAM die erste Wahl für Sie?
Worauf achten Sie, damit Sie bei Ihren Materialien und Arbeitsprozessen möglichst viel Prozesssicherheit haben, damit am Ende alles passt?
Für mich ist immer wichtig, dass ich in einer Linie bleibe. Soll heißen: Ich halte mich an einen einzigen Hersteller, an die von ihm empfohlenen Materialien, Maschinen und darauf abgestimmten Arbeitsprozesse. Ich mische da nichts durcheinander. Auf diese Weise habe ich die Deckung des Herstellers, bin rechtlich abgesichert. Ich habe Sicherheit bei den Prozessen und bekomme am Ende eine gute Qualität heraus. Damit bin ich bislang am besten gefahren.
Stichwort „Ethik“: Ist es ein schwieriger Spagat zwischen Profit machen und ethisch arbeiten?
Ganz klar, Geld verdienen ist wichtig. Aber es sollte nicht alles sein. Wir Zahntechniker haben eine Berufsethik – oder sollten eine haben. Bisweilen vermisse ich das in unserer Branche. Da reden dann alle von Zeitersparnis und noch mehr Profit machen. Und sie vergessen, so scheint mir, dass wir doch immer noch an und für Menschen arbeiten. Das sollten wir immer im Auge behalten. Und nicht nur wir, sondern auch die Industrie. Im Zuge der Digitalisierung – sprich Auslagerung der Technologien – ergibt sich für den Zahntechniker die Chance, verstärkt am Patienten mit dem Zahnarzt zusammen Lösungen zu erarbeiten. Da kann sich für den Zahntechniker ein neues Geschäftsfeld ergeben, das natürlich kommuniziert werden muss. Der Berufsstand ist jetzt schon im Wandel, und er verändert sich immer weiter. Mein Bestreben ist es, das Qualitätsniveau – Beispiele: Randqualität, funktionelle Aspekte – im digitalen Wandel nicht aus den Augen zu verlieren und die Industrie dazu anzuhalten, nicht alles der Rationalisierung zu opfern. Wenn man längere Zeit mit diesen Themen zu tun hat, versteht man erst, wie sensibel das menschliche Kauorgan ist. Und wie zeitaufwendig es ist, sich jedem Patientenfall individuell zu widmen.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Das wichtige Thema „Funktion“ scheint mir manchmal zu Unrecht vergessen zu werden. Es kommt nicht allein auf ästhetische Restaurationen an, sondern auch darauf, dass sie im Patientenmund gut funktionieren. Wenn das nicht gegeben ist, nützt doch die hübscheste Restauration nichts. Was uns vom Dentallabor „Inn-Keramik“ betrifft, legen wir stets ein besonderes Augenmerk auf die Passung unserer Arbeiten in die individuelle Okklusion der Patientinnen und Patienten. Das bedeutet: Die Arbeiten müssen immer individuell sein. Da ist keine Massenfertigung sinnvoll. Denn jeder Fall ist einzigartig, da jeder Mensch einzigartig ist. Daher können wir dentale Restaurationen nicht so herstellen, als wären es zum Beispiel Autos: am Fließband, sodass alle gleich sind.
Wichtig ist mir auch ein gutes, patientenorientiertes Zusammenspiel zwischen Zahntechniker und Zahnarzt. Nur gemeinsam werden wir in Zukunft die Herausforderungen meistern können. Dazu muss jede Seite ihren Beitrag leisten. Unser gemeinsames Know-how bleibt unverzichtbar. Denn schließlich stoßen auch die besten Computer an Grenzen. Lassen Sie uns daher als Partner unsere Erfahrungen nutzen, um beste Ergebnisse für die Patienten zu liefern!
Im zweiten Teil dieses Interviews in der Juniausgabe 2017 des Internationalen Zahntechnik Magazins berichtet ZT Christoph Zobler über seine Erfahrungen mit Zirkoniumdioxid, der Presstechnik und über den Sinn und Zweck von Wurzelstiftüberpressungen.
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