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S+ Interview

Wanda, KIM, TI und Co – Wo stehen wir und wo geht die Reise hin?

In Zeiten großer bürokratischer Herausforderungen und des Fachkräftemangels kann Digitalisierung eine echte Chance sein. Das Zahntechnik Magazin sprach dazu mit dem geschäftsführenden Gesellschafter von DATEXT, Anbieter für Abrechnungssoftware und Systemlösungen für die Dentalbranche, Herrn Alexander Koch.

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Herr Koch, welche ist aus Ihrer Sicht derzeit die größte bürokratische Herausforderung in der Dentalbranche?

Es ist keine einzelne Belastung der Branche. Es ist die Fülle an Herausforderungen. In den letzten Jahren wurden die GDPdU, DSGVO und die MDR eingeführt bzw. verschärft. Hinzu kommen Auflagen der Berufsgenossenschaften. Und last but not least die „Quasi“-Verpflichtung zur Zeiterfassung.

Stichwort: Verpflichtung zur Zeiterfassung. Was sollte man hierzu wissen?

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Erfurt hat im September 2022 entschieden, dass in Deutschland eine Pflicht zur Arbeitszeiterfassung besteht. Der Beschluss orientiert sich an dem EuGH-Urteil zur verpflichtenden Zeiterfassung. Arbeitgeber/-innen müssen sich nunmehr direkt auf die „neue“ Rechtslage einstellen.

Die Pflicht gilt sofort, es gibt keine Übergangszeit. Unternehmen, die keine Lösungen zur umfassenden Arbeitszeiterfassung anbieten, befinden sich nun in einem rechtswidrigen Zustand – allerdings muss der Gesetzgeber das Urteil auch noch umsetzen! Setzen Arbeitgeber diese Verpflichtung allerdings nicht zeitnah um, führt dies voraussichtlich in arbeitsrechtlichen Prozessen zu einer Beweislastumkehr zulasten des Arbeitgebers.

Im Ernstfall: Behaupten Beschäftigte nachvollziehbar, bestimmte Stunden erbracht zu haben, obläge es dem Arbeitgeber bzw. der Arbeitgeberin, darzulegen und zu beweisen, dass diese Stunden dennoch nicht erbracht wurden. Das heißt, ein Zeiterfassungssystem einzusetzen, ist absolut im Sinn der Laborunternehmer und -unternehmerinnen.

Wo liegen diesbezüglich Probleme im Labor?

All das muss von irgendjemandem im Labor oder auch in der Praxis geleistet werden. Bei dem aktuellen Personalmarkt ist das ohne die richtigen Werkzeuge nicht so leicht. Im Jahr 2023 hatten wir zu all diesen Themen die DATEXT-Unternehmertreffs.

An bisher 14 Terminen hatten wir über 530 Betriebe und Praxislaborinhaber/-innen zu Gast, um zu den angesprochenen Herausforderungen Information und Unterstützung zu bieten. Übrigens gibt es in diesem und im nächsten Monat 2 Zusatztermine, nämlich am 19.10. und am 28.11.2023*.

Was für Themen haben Sie dann?

Ein wichtiges Thema ist das Generieren von Einsparungen durch eine echt cloudbasierte Laborsoftware, das zweite wichtige Thema wird sicherlich die Telematikinfrastruktur (TI) 2024 für die Labore werden und das dritte Thema wird Kostensenkung durch Kundenportale sein.

Was gibt es zum Stand der TI aktuell in Bezug auf Labore zu sagen?

Hinsichtlich der Labore werden gerade der wirtschaftliche Rahmen und der Umfang des Datenaustausches über die TI abgestimmt. Ich rechne mit den Ergebnissen zum Ende des Jahres. Da DATEXT bereits seit vielen Jahren zertifizierter Dienstleister ist, dürfen wir Marktteilnehmer in die TI bringen und haben dafür die entsprechende Zertifizierung unserer IT-Spezialisten – was übrigens relativ aufwendig ist.

Zum TI-Datenaustausuch in Bezug auf Labore haben wir bereits ein Konzept vorgelegt und weitestgehend umgesetzt. Softwareseitig kommen wir gut durch: Der für die TI benötigte KIM-Client und KIM-Fachdienst ist weitgehend fertig und wird dieser Tage bei der Gematik zur Zertifizierung eingereicht. Zudem streben wir an, verschiedene Anwendungen als sogenannte Wanda, das heißt „Weitere Anwendungen für den Datenaustausch in der TI“, zertifizieren zu lassen.

Was ist denn ein KIM-Client?

Der KIM-Client ist im Prinzip ein Mailprogramm, das nach dem Standard der Gematik Nachrichten im Gesundheitswesen ver- und entschlüsselt. In der Vergangenheit haben wir dazu mit zugekauften Komponenten gearbeitet. Für die Labore haben wir ein eigenes Produkt entwickelt, weil wir sicher sind, dass es den Komfort deutlich erhöht.

Letzte Frage, Herr Koch: Was ist eine Wanda?

Wanda steht, wie erwähnt, für „Weitere Anwendungen für den Datenaustausch in der TI“. Das sind Anwendungen, die zum Teil bereits existieren, wie z.B. unser iLab Webservice, über den bereits seit vielen Jahren kaufmännische, zahnmedizinische und -technische Daten zwischen Tausenden Praxen und Laboren ausgetauscht werden. Ein sehr starker Trend sind aber auch kundenindividuelle Kundenportale.

Aus verschiedenen Einzelbausteinen kann sich der Kunde sein eigenes Kundenportal für seine Homepage designen. Es gibt viele Bausteine, z.B. ein Online-Rechner, Patientenberatung, DHL-Abholung oder Bote und, und, und … Dazu gibt es auch noch Praxisapps im Labordesign, die das Angebot abrunden. Was bisher nur großen Unternehmen vorbehalten war, wird durch diesen schlauen Baukasten auch für kleine und mittlere Labore attraktiv.

Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Koch!

* Die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte können sich unter unternehmertreff.datext.de anmelden.

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