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Gemäß der Landschaft, in der wir uns befinden, soll es ein kleiner Steinbock sein. Zum Glück steht ein Prototyp aus Lindenholz zur Verfügung, den wir nur noch verfeinern müssen. Urska ist Gästebetreuerin im Maiensäss-Hotel Guarda Val im 1.600 Meter hoch gelegenen Weiler Sporz, oberhalb von Lenzerheide in Graubünden.Die teilweise 300 Jahre alten Hütten und Ställe dienten einst den Bauern als „Verschnaufpause“, bevor es endgültig auf die Alm ins Hochgebirge ging. Wie vielerorts kam eine Zeit, in der sich für einen Landwirtschaftsbetrieb in dieser Lage keine Zukunftsaussichten boten.

Als Alfred Gantner, Besitzer der Hotelanlage, die elf alten Gebäude sah, erkannte er gleichzeitig, welches Potenzial sich hier für ihn bot: Gästen einen Luxusaufenthalt mit Bündner Alptradition in der Natur zu bieten. Dabei hatte er genaue Vorstellungen für das Konzept: Feuer muss lodern, wenn in der fernöstlichen Küche gekocht wird und vor allem muss bei jedem Speisegang ein Produkt aus der Region dabei sein. Doch nicht nur im Gourmet-Restaurant Guarda Val, sondern auch im urigen Crap Naros serviert man den Gästen bündnerische Spezialitäten.

„Kommt´s mit mir in den Käsekeller. Dort könnt´s ihr aussuchen, was ihr wollt!“ Im Untergeschoss ist es schummrig und kühl. Wir stehen vor einer Vielzahl von Käsesorten und es fällt uns schwer, sich zum Kosten einer Sorte zu entscheiden. Bergkäse gehört auf jeden Fall dazu, und Ziegenkäse aus der Region darf auch nicht fehlen. Gut, dass wir den Nachtisch für heute Abend gestrichen haben. Bevor es wieder nach oben geht an die Bar, kommen wir an dem Wurlitzer Musikautomaten vorbei, nicht ohne eine der nostalgischen Schallplatten abspielen zu lassen.

In den 50 verschiedenen Zimmern und Stuben des Hotels wurde die traditionelle Maiensäss-Ausstattung mit modernen Annehmlichkeiten verbunden. Viel Holz findet sich in der geschmackvollen Ausstattung der Räume wieder. Extravagant wird es in der Luxus-Suite mit großer Badewanne, Sauna, einer großen Regendusche und einem Ruheraum mit Blick durch ein Kuppelfenster zu den Sternen. Entspannung finden die Gäste im Wellnessbereich Guarda-Sana beim Besuch der Blockhaussauna oder mit einem Ruhebad auf dem Heuschober mit echtem Heu.

Natürlich werden auch Kosmetik- bzw. Massage-Behandlungen angeboten. Warm eingepackt genießen wir von der Restaurant-Terrasse die fantastische Aussicht ins Tal. Der hoteleigene Shuttle bringt Wintersportler in ausgedehnte Skigebiete. Gewandert wird direkt vom Haus aus.
Gämsen auf Almwiesen in der Mitte Graubündens
„Pst!“ Jäger Stefan legt seine Finger auf die Lippen. Wir verstehen – er hat etwas entdeckt. Seit 6 Uhr morgens sind wir mit ihm unterwegs zur Wildbeobachtung. Über eine halbe Stunde folgen wir ihm fast lautlos den Berg hinauf. Durch das Fernglas können nun auch wir Rehe erkennen, die sorglos das frische Grün genießen. Immer mehr Tiere geraten in unser Blickfeld; wir zählen acht. Das ist ungewöhnlich.
Doch dann haben sie uns wohl erspäht und verschwinden bergauf. Nur wenig später stoßen wir auf Gämsen, wunderbare Tiere mit ihrer eigenartigen Gesichtszeichnung und den geschwungenen Hörnern.

Sie sind besonders scheu, und schon stürmt eine ganze Herde bergab. Inzwischen wagen sich Sonnenstrahlen hinter den Berggipfeln hervor. Vergessen ist das unwillige frühe Aufstehen.
Bald erreichen wir den geografischen Mittelpunkt des Kantons Graubünden. Urska versorgt uns mit heißem Tee. Momente, welche uns doch noch an eine heile Welt glauben lassen.
Nur wenige Kilometer vom Dorf Sporz in Vaz/Obervaz entfernt befindet sich in einem Alpental ganz romantisch gelegen der bekannte Ferienort Lenzerheide. Er ist Ausgangspunkt für Skifahrten im Gebiet Arosa Lenzerheide. Mehr als 200 Pistenkilometer stehen zur Verfügung, die bis auf 2.865 Meter Höhe führen. Wer eine Vollmondfahrt oder als „Early Bird“ die Abfahrt vor Öffnung der Lifte genießt, erlebt unvergessliche Urlaubsmomente.
Und wer nicht auf der Skipiste unterwegs sein mag, kann in den anderen Jahreszeiten über Wanderwege die nahegelegenen Sehenswürdigkeiten, wie den hohen Wasserfall Sanaspans oder die Ruine der mittelalterlichen Burg Belfort entdecken. Im Sommer lässt sich hier viel unternehmen. So entdeckt man bei einem Rundgang um den glasklaren Heidsee viele verschiedene Wasservögel, die ein kühlendes Bad nehmen. Auch kommen hier Windsurfer auf ihre Kosten. Wie in vielen Ferienregionen der Schweiz üblich, gibt es auch hier Feuerstellen für Familienausflügler.
An diesen kann man seine mitgebrachte Wurst auf einem Grillgitter über offenem Feuer brutzeln lassen. Brennholz hierfür ist immer vorhanden. Außerdem laden zahlreiche gemütliche und urige Hütten zu einer Brotzeit und zum Verweilen ein. Übrigens ist Lenzerheide auch bei Bikern ein beliebtes Ziel. Herzstück bildet der Bikepark.
Fast ein Wahrzeichen des Kantons: das Bündnerfleisch
„Unser Vermögen liegt nicht auf der Bank, es hängt auf der Bühne“, erklärt die Inhaberin der Fleischtrocknerei Brügger, als sie uns über eine Treppe nach oben führt. „Meine Klimaanlage sind der Wald und der Bach hinter dem Haus. Mehr brauche ich nicht.“ Heute wird die Fleischtrocknerei für Bündnerfleisch bereits in der 4. und 5. Generation von Jörg und Marlène Brügger mit ihren Töchtern Gianina und Ladina mit viel Know-how und Sorgfalt geführt.

Voraussetzungen zur Herstellung der Bündner Spezialität sind in Parpan ideal. Durch seine Nord-Süd-Achse ist das Tal bestens geeignet für eine natürliche Lufttrocknung. Von Süden der Föhn, vom Norden die Brise. Dazu kommt seine Höhenlage, das günstige Klima und viel Sonne. Natürlich ist entsprechendes Fachwissens Voraussetzung, um dieses Qualitätsprodukt zu erzeugen, dessen Werdegang langwierig ist. Nur erstklassige Stücke vom Rind und Schwein, hin und wieder auch vom Wild kommen zur Verwendung.
In den Monaten mit „r“, also September bis April, werden die vorbereiteten Teile mit einer Mischung aus Salz und Biogewürzen eingerieben. In großen Bottichen lagern sie bis zu drei Wochen. Auf Zusatzstoffe verzichtet die Fleischtrocknerei Brügger grundsätzlich. Anschließend hängt das gepökelte Fleisch eine Woche auf dem Balkon zum Antrocknen. Danach geht es auf den Dachboden. Das Öffnen und Schließen der Fenster reguliert die Luftfeuchtigkeit.
„Jedes Stück wird etwa 60- bis 70-mal in den 10 bis 24 Wochen Trocknungszeit in die Hand genommen“, erklärt uns Jörg Brügger. Die noch vorhandene Flüssigkeit verteilt eine mehrmalige Pressung der angetrockneten Stücke und verleiht ihnen auch die charakteristische Form. Dabei beträgt der Gewichtsverlust über 50%. Heute ist der Name Bündnerfleisch geschützt und garantiert, dass das Fleisch im Kanton Graubünden veredelt wurde. Nach diesen Einblicken in die aufwendige Produktion genießen wir beinahe andächtig einige dünne Scheiben dieser landestypischen Delikatesse.
Informationen Guarda Val ist ein Almhüttendorf in bester Aussichtslage oberhalb von Lenzerheide. Es verfügt über elf nachhaltig renovierte ehemalige Almhütten, meist in Blockbauweise. Dabei können die Räumlichkeiten vom Doppelzimmer bis zur Suite je nach Wunsch ausgewählt werden. Zwei Restaurants bieten sich an: das Gourmet Restaurant Guarda Val sowie das auf bodenständige lokale Küche spezialisierte Crap Naros – beide inmitten der Anlage. Zum Guarda Sana gehören eine Sauna und zwei Hot-Pots außerhalb auf der Wiese sowie ein Holzzuberbad. Dazu werden diverse Wellnessbehandlungen offeriert. Im Limitless-Programm gibt es die unterschiedlichsten Aktivitäten je nach Lust und Jahreszeit, wie z.B. Schnitzen, Pilze sammeln, morgendliche Wildbeobachtung und vieles mehr. Bezüglich der Anreise: Ein Bahnhof gibt es entweder in Chur oder Tiefencastel; www.rhb.de; weitere Informationen unter: www.guardaval.ch. |
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