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Eine undurchdringliche Nebelwand hat See und Berge verschluckt. Vom Bahnhof Vitznau am Vierwaldstättersee fahren wir mit der Rigi-Bahn auf die „Königin der Berge“, wie das 1.798 Meter hohe Massiv, die Rigi, stolz von Schweizern genannt wird. Über eine schwindelerregende Gleisspur geht es Zahn um Zahn nach oben. Schließlich gilt es, einen Anstieg vom 433 Meter hoch gelegenen See bis auf eine Höhe von fast 1.800 Metern zu überwinden. Nach ca. 20 Minuten lichtet sich das Grau. Blauer Himmel empfängt Ausflügler nach einer Dreiviertelstunde an der Endstation Rigi-Kulm. Eingebettet wie eine Halbinsel zwischen Vierwaldstätter-, Zuger- und Lauerzersee lassen sich vom Aussichtspunkt wohl 620 Alpengipfel und 13 Seen erspähen. Das Zählen geben wir bald auf und genießen lieber den wunderbaren Rundumblick. Südlich von Luzern sticht der 2128 Meter hohe Pilatus aus dem Nebel.
Zwei Zahnradbahnen und mehrere Luftseilbahnen ermöglichen auch weniger Sportlichen und vor allem Familien den Besuch des Lieblingsberges.
Johann Wolfgang von Goethe – so wurde ein moderner der verschiedenen Züge benannt – bringt uns zur Station Kräbel. Dort setzen wir den Weg mit der Seilbahn nach Rigi-Scheidegg fort. Mit 1656 Metern, etwas niedriger als die Rigi, punktet sie mit weniger Touristen, dafür aber vielen Einheimischen. „Schau mal Papa, eine Bank für Riesen! Da will ich auch rauf.“ Begeistert stürzen sich Leonie und Linus, die bereits mit uns in der Seilbahn saßen, auf die groß geratene Sitzgelegenheit. Gar nicht so einfach, auf diese hinaufzugelangen. Ein hölzerner Schemel ist behilflich. Aufgeregt klettern sie hin und her, während ihre Eltern die klare Bergsicht bestaunen. Längst hat sich der Nebel auch im Tal verzogen. Im Sonnenlicht glitzern Wasserflächen verschiedener Seen. Eine kleine Kapelle lädt zum beschaulichen Verweilen ein. Dann gilt es, die letzte Talfahrt nicht zu verpassen. Vorbei an steilen Felswänden, Wasserfällen und ursprünglichem Wald geht es zur Bahnstation nach Vitznau.
Rainer HambergerSzenenwechsel: Zurück aus karger, felsiger Bergwelt empfängt uns am Vierwaldstättersee ein fast mediterranes Ambiente. Seinen Namen verdankt er den vier historischen „Waldstätten“, den drei Urkantonen Uri, Schwyz, Unterwalden und dem Kanton Luzern, welche den weit verzweigten See umgeben. Hier wurde auch mit dem Rütlischwur 1291 schon der Grundstein für die Schweizer Eidgenossenschaft gelegt. Gerade läuft einer der fünf historischen Schaufelraddampfer im Vitznauer Hafen ein. Das Schiff füllt sich schnell mit Fahrgästen. Zur Flotte gehören außerdem noch 15 elegante Salon-Motorschiffe. Während Rundfahrten in der fast fjordähnlichen Landschaft lassen sich per Boot auch besondere Festivitäten feiern. Nach Luzern geht es bequem ohne Auto.
Historische Stadt Luzern, beliebt bei Einheimischen und Touristen
Mit dem Schiff sind es von Vitznau nach Luzern etwa 45 Minuten. Am Hafen herrscht Trubel, zumal heute auch noch ein „Chibli“ stattfindet, mit Riesenrad und verschiedenen den Magen umdrehenden Karussells. Herbstzeit ist Jahrmarktszeit. Von der Anlegestelle gelangt man schnell über die historische, hölzerne Kapellbrücke, mit ihrem Bilderzyklus und achteckigem Wasserturm in die Altstadt. Unter uns rauscht der Fluss Reuss gewaltig, und wir sind ständig „selfiefotografierenden“ Touristen im Weg. Luzern gehört sicher zu einer der schönsten Städte der Schweiz und ist deshalb auch bei Besuchern aus aller Welt beliebt. „Wollens unseren Käs probieren?“ Ein Brett mit verschiedenen Käsesorten folgt der Frage. Natürlich wollen wir. Doch wo anfangen und aufhören. Wir trauen unseren Augen nicht, Stand neben Stand, fast eine ganze Straßenzeile nur Käse an diesem Jahrmarkts-Sonntag.
Rainer HambergerVon zwei Weltkriegen verschont finden sich in der Stadtmitte zahlreiche alte Häuser, rund um malerische Plätze und Brunnen, oftmals dekoriert mit aufwändigen Gemälden. Manche sind auch mit bissigen Sprüchen verziert. Ebenso sehenswert sind die Jesuitenkirche mit ihren Zwiebeltürmen und der in Stein gemeißelte „Löwe von Luzern“. „Habt ihr die versteinerten Muscheln gesehen?“ Ein Vater erklärt seinen Kindern, was es mit diesen Zeitzeugen im Gletschergarten auf sich hat. Noch vor 20.000 Jahren lag Luzern samt Umland unter einer dicken Eisschicht. Versteinerte Muscheln und Palmblätter deuten darauf hin, dass die Region vor 20 Mio. Jahren an einem subtropischen Meeresstrand lag. Beinahe tropische Temperaturen herrschen auch heute an diesem spätsommerlichen Wochenende. Bevor es zurück zum Hafen geht, genießen wir nochmals den Blick von der historischen Brücke auf die Altstadt und ihre Umgebung mit dem imposanten Pilatus im Hintergrund.
Nostalgie und moderne Kochkunst
Ein bisschen gerät man schon ins Schwärmen beim Anblick des Oldtimers, eines roten Ford Mustang Cabriolets mit Brautstrauß. Heute wird Hochzeit gefeiert im Vier-Sterne-Lifestyle Hotel Vitznauerhof. Moderner Sprachgebrauch würde den Veranstaltungsort als ideale „Location“ bezeichnen. Doch damit würde man dem malerischen Jugendstilhaus mit charmantem Flair der Jahrhundertwende nicht gerecht werden. Denn das Hotel ist auch für Ruhesuchende und von turbulenter Berufswelt geplagte Gäste eine ideale Anlaufstelle. Direkt am Ufer des Vierwaldstättersees mit herrlicher Aussicht auf die Alpen ist es eine Oase der Ruhe und Entspannung. Vom Balkon des geräumigen modernen Zimmers mit Blick auf den See- oder bei einem meditativen Spaziergang durch die Parkanlage fällt es leicht, den anstrengenden Alltag zu vergessen. Außerdem finden sich immer wieder Starköche ein, die mit ihren Kochkünsten Gäste verwöhnen.
„Waren Sie schon auf der Rigi?“ Bevor es zur Auswahl des Weines für das Abendessen kommt, fragt uns der Sommelier, wo wir heute unterwegs waren. Rigi war gestern, heute Luzern. Wir staunen selbst, wie unterschiedlich erlebnisreich zwei Tage in dieser Region sein können.
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