Getting your Trinity Audio player ready...
|
Die aktuelle Versorgungsanalyse 2024 zeigt, dass Zahnärzte eine Schlüsselrolle in der ambulanten Gesundheitsversorgung einnehmen. Mit einem Anteil von 20,4 Prozent an allen ambulanten Leistungserbringern stellen sie die größte Gruppe im niedergelassenen Bereich dar. Diese Zahl verdeutlicht die zentrale Bedeutung der Zahnmedizin für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. In einem zunehmend komplexer werdenden Gesundheitssystem stehen Zahnärzte jedoch vor immer größeren Herausforderungen.
Ärztinnen sind häufiger angestellt tätig als Ärzte
Ein bemerkenswerter Trend, der sich in der letzten Analyse abzeichnet, ist die zunehmende Zahl an angestellten Zahnärztinnen und -ärzten. Im Jahr 2024 waren bereits 25 Prozent der Zahnärzte angestellt tätig. Dieser Anteil ist insbesondere bei weiblichen Zahnärztinnen hoch: Rund 60 Prozent der angestellten Zahnärzte in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sind Frauen. Dieser Trend hin zu angestellten Positionen lässt sich auch in anderen Gesundheitsberufen beobachten und zeigt die Veränderungen in der beruflichen Ausrichtung vieler Zahnärzte.



Große Unterschiede bei der ambulanten Versorgung in den Landkreisen
Ein weiterer Aspekt der Analyse bezieht sich auf die regionalen Unterschiede in der zahnärztlichen Versorgung. Während in einigen Regionen wie Bayern und Mecklenburg-Vorpommern die Versorgungssituation vergleichsweise entspannter ist, müssen Zahnärzte in städtischen Ballungszentren und besonders in Berlin und im Saarland eine deutlich größere Anzahl von Patienten versorgen. In diesen Gebieten kommen auf jeden Zahnarzt mehr als 1.500 Einwohner, was die Arbeitsbelastung und die Herausforderungen bei der Patientenversorgung erheblich erhöht. Diese Ungleichgewichte in der Verteilung von Zahnarztpraxen führen zu Engpässen, die insbesondere in ländlichen Regionen spürbar sind, wo Zahnarztpraxen häufig unterbesetzt oder überlastet sind.
Medizinische Versorgungszentren sind weiter auf dem Vormarsch
Trotz dieser regionalen Unterschiede bleibt die zahnärztliche Versorgung in Deutschland im Allgemeinen auf einem hohen Niveau. Dennoch wird in der Analyse deutlich, dass der Trend zu angestellten Tätigkeiten und der wachsende Einfluss von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in der Zahnmedizin weiter an Bedeutung gewinnen werden. Diese Entwicklungen bieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die zukünftige Gestaltung der zahnärztlichen Versorgung. Es wird erwartet, dass die Zahl der Zahnärzte in MVZ weiter steigt, was die Versorgungssituation insbesondere in städtischen Gebieten stabilisieren kann.

Um die langfristige zahnärztliche Versorgung in Deutschland sicherzustellen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, um die Arbeitsbedingungen in der Zahnmedizin zu verbessern, den Zugang zu Zahnärzten in ländlichen Gebieten zu fördern und die Qualität der Versorgung aufrechtzuerhalten. Dazu gehört auch der Ausbau von digitalen und innovativen Versorgungsmodellen, die eine effiziente, wohnortnahe und bedarfsgerechte Versorgung ermöglichen.
Angesichts dieser Herausforderungen bleibt es von großer Bedeutung, die zahnärztliche Versorgung kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf die sich verändernden Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Patienten, unabhängig von ihrem Wohnort, die notwendige zahnmedizinische Versorgung erhalten.
Die Top 5 der Fachrichtungen
Bei den Leistungserbringern in der ambulanten Versorgung stellen im Jahr 2024 die Zahnärzte die größte Gruppe mit einem Anteil von 20,4 Prozent, gefolgt von den Psychologischen Psychotherapeuten mit 11,9 Prozent. Die größte humanmedizinische Fachgruppe sind die Internisten mit einem Anteil von 6,6 Prozent der ambulanten Leistungserbringer. Auf Rang 4 liegen die Gynäkologen mit 4,9 Prozent, auf Rang 5 die Orthopäden mit 4,1 Prozent.
Gast-Kommentar: Es ist an der Zeit, unser System konsequent weiterzuentwickeln

Die Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit ist das originäre Ziel des medizinischen Versorgungssystems. Eine tragende Säule hierfür ist eine starke Primärversorgung, also eine flächendeckende, wohnortnahe Verfügbarkeit von hausärztlichen Angeboten durch Einzelpraxen, MVZ oder Primärversorgungszentren (Allgemeinmedizin, allgemeine Internisten und Kinderärzte). Hausärzte sollten im Idealfall als medizinischer Erstkontakt dienen und die ganzheitliche und kontinuierliche Versorgung über das gesamte Spektrum von Prävention, Kuration und Palliation koordinieren. Trotz dieser zentralen Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Systems offenbart die Analyse der Hausarztdichte regionale Unterschiede von mehr als 25 Prozent, mit zu erwartenden spürbaren Ungleichheiten in der Versorgungsrealität. Auch darüber hinaus hat Deutschland bislang kein starkes hausärztliches Primärversorgungssystem und ist eines der westeuropäischen Schlusslichter in Bezug auf Lebenserwartung und Kosteneffizienz.
Das deutsche System steht im Widerspruch zur internationalen Studienlage und Erfahrungen aus vielen Modellprojekten, die seit Jahrzehnten ein klares Bild zeichnen: Starke Primärversorgungssysteme verbessern die Versorgungsqualität und reduzieren gleichzeitig Über-, Unter- und Fehlversorgung. Dies führt zu einer höheren Lebenserwartung, besserer Patientenzufriedenheit sowie zu geringeren Kosten.
Es ist an der Zeit, unser System durch gezielte Anreize und klare Rahmenbedingungen konsequent weiterzuentwickeln: Flächendeckende, digitale und ambulante Primärstrukturen sollten die zentrale Rolle in einem gut vernetzten System darstellen, das zusammen mit spezialisierten Fachärzten und stationären Einrichtungen eine bedarfsgerechte Versorgung koordiniert. Gleichzeitig muss ein Umdenken in der öffentlichen Wahrnehmung und politischen Debatte stattfinden: Umfassende ambulante Angebote, die effizientere und kürzere stationäre Behandlungen ermöglichen, stellen einen wichtigen und notwendigen Fortschritt in der Versorgung dar. Sie entlasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern unterstützen Patienten maßgeblich dabei, trotz akuter und chronischer Erkrankungen so weit wie möglich in ihrem vertrauten Umfeld zu leben.
Quelle:
Stiftung Gesundheit
Keine Kommentare.