Getting your Trinity Audio player ready...
|
Frau Prof. Bekes, ist das Behandlungsergebnis beim Einsatz des neuen Icon Vestibular für MIH-Frontzähne vorhersagbar?

Prof. Dr. Katrin Bekes: Ja, man kann von vorhersagbaren Behandlungsergebnissen ausgehen. In den letzten Jahren wurde in diesem Bereich intensiv geforscht und die Studienergebnisse fielen positiv aus. Zum einen wurde untersucht, wie man eine Opazität am Frontzahn diagnostizieren muss, um zu verstehen, um welche Art der Läsion es sich handelt und in welcher Tiefe diese liegt. Zudem wurde erforscht, inwiefern Bleaching in der MIH-Therapie unterstützen kann. Es ist bekannt, dass Bleaching bei Verfärbungen im Frontzahnbereich bei erwachsenen Patienten, die keine MIH, sondern andere Krankheitsbilder aufweisen, erfolgreich sein kann. So kann Bleaching einerseits eine Verfärbung aufhellen und andererseits den gesunden Zahnschmelz farblich der Opazität annähern.
Allerdings ist es in Deutschland nicht erlaubt, die Zähne Unter-18-Jähriger zu bleichen. Mit der Einführung des neuen, weniger konzentrierten Bleichgels für ICON haben wir nun die Möglichkeit, auch bei Jugendlichen diese Therapie anzuwenden. Das Bleichen wird jedoch nicht bei jedem Jugendlichen im Vorfeld notwendig sein und die Behandlung richtet sich auch nicht an junge Schulkinder, sondern vielmehr an Jugendliche.
Weshalb sollten die Frontzähne erst im jugendlichen Alter behandelt werden?
Prof. Dr. Katrin Bekes: Natürlich diagnostizieren wir MIH bei Kindern im Alter von 6 oder 7 Jahren, wenn die ersten bleibenden Molaren und Inzisiven durchbrechen. In dieser Phase werden wir als Behandler auch auf die Verfärbungen im Frontzahnbereich angesprochen. Die Ästhetik ist jedoch häufig zunächst eher ein Anliegen der Eltern.
Nicht alle Kinder nehmen bereits im jungen Alter diese Verfärbungen als störend wahr – es sei denn, sie haben eine sehr dunkle Farbe. In der Regel wird das Problem erst später, im Jugendalter, relevant. Dann kann es störend sein, wenn ein ausgeprägter gelber Fleck vorhanden ist oder mehrere Zähne betroffen sind. Wenn das Kind selbst sagt, dass es stört, besprechen wir in unserer Klinik die Behandlungsmöglichkeiten.
Wie geht man in einem solchen Fall vor?
Prof. Dr. Katrin Bekes: Das hängt von der Ausprägung der Verfärbung ab – von den Farben und der Tiefe. Es handelt sich immer um ein individuelles Konzept. Aber jetzt eröffnet sich uns die Möglichkeit mit einer gezielten Diagnostik das Prinzip der Infiltration anzuwenden und ggf. vorab zu bleichen, um bessere Effekte zu erzielen. DMG hat ein Flowchart für Zahnärzte erstellt, das verschiedene Schritte umfasst. Es beinhaltet unterschiedliche Optionen, die je nach Ausprägung des Krankheitsbildes zur Anwendung kommen.
Vielen Dank für die Auskunft!

Hintergrundinfo |
Das Würzburger Konzept 2.0 sieht Infiltration, Bleaching und Abrasion als Behandlungsalternativen oder in Kombination als nichtinvasive Therapie für Frontzähne an. Allerdings durfte Bleaching in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen bislang nicht durchgeführt werden. Mit dem Flairesse Bleaching Gel (CP 5 % und CP 10 %) von DMG steht nun ein Medizinprodukt zur Verfügung, mit dem die Zähne von Kindern bzw. Jugendlichen gebleacht werden dürfen. Das Bleaching wird mittels einer passgenauen Schiene zuhause durchgeführt. Diese DentaMile Bleaching-Schiene wird individuell 3D-gedruckt. Sie besitzt Reservoirs, die an die individuelle Patientensituation angepasst werden können, sowie eine schützende Randabdichtung gegenüber dem Zahnfleisch. Ein weiterer wichtiger Aspekt innerhalb der neuen Behandlungsoption ist die Unterstützung der Diagnostik mit Transillumination, wodurch die Ausprägung und die Tiefe der Schmelzhypomineralisation näher bestimmt werden. Bei klar abgegrenzten Rändern etwa ist die alleinige Anwendung von Icon Etch ausreichend, um die Oberflächenschicht durchlässig zu machen, so dass das Infiltrationsmaterial die Opazität erreichen kann. Stellt sich die Opazität diffus dar, liegt sie in der Regel tiefer im Schmelz. Um den Zugang zur Opazität zu gewährleisten, sind in diesen Fällen zusätzliche Abrasionsmethoden notwendig, wie Mikroabrasion, Sandstrahlen oder der partielle Einsatz eines Diamantbohrers. |
Keine Kommentare.