Mit der Einführung der Bulk-Fill- Komposite soll eine zeitraubende Schichttechnik überflüssig werden und das Legen einer Füllung „am Stück“ (engl. „bulk“= Hauptteil) möglich sein. Doch was ist bei der Auswahl eines Bulk-Fills zu beachten?
Das Hauptargument für die Verwendung von Bulk-Fill-Materialien im Seitenzahnbereich ist, dass sie laut Herstellerangaben bis zu einer Schichtstärke von 4 bis 5 mm sicher aushärten und gleichzeitig einen geringen Volumenschrumpf und Schrumpfungsstress aufweisen. Studien bestätigen, dass moderne Bulk-Fill-Komposite diese gewünschten Eigenschaften bieten [1,2].
Verarbeitungseigenschaften
Es ist wichtig, dass diese Materialien keine Nachteile in puncto Verarbeitung und Ästhetik gegenüber Universalkompositen haben. Ein Bulk-Fill-Komposit sollte idealerweise dem Anwender ermöglichen, die Kavität ohne Notwendigkeit einer zusätzlichen Deckschicht aus Universalkomposit zu füllen. Demnach sollte das gewählte Material ebenso wie ein Universalkomposit gut an der Kavität adaptieren, einfach zu modellieren und abrasionsbeständig sein. Farbe und Opazität sollten dem Zahn, bzw. einem Universalkomposit, entsprechen. Zusätzlich ist eine gute Polierbarkeit wichtig [3,4].
Patientenfall: Erneuerung einer Füllung
Im Rahmen einer Kontrolluntersuchung wurden bei einer 60-jährigen Patientin insuffiziente Kompositrestaurationen an den Zähnen 44 und 45 festgestellt (Abb. 1). Eine Röntgenaufnahme bestätigte den klinischen Befund (Abb. 2). Aufgrund der Größe und Komplexität der Kavitäten wurde entschieden, beide Zähne in separaten Behandlungssitzungen mit neuen Kompositfüllungen zu versorgen. Im 1. Schritt erfolgte die hier beschriebene Behandlung des Zahnes 44. Dr. José Zorzin
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Nach Lokalanästhesie und absoluter Trockenlegung mit Kofferdam (Keydent Dry Access x-Heavy blau; American Dental Systems) wurde die Füllung entfernt und die Karies im Approximalbereich minimalinvasiv exkaviert (Abb. 3 und 4). Dabei stellte sich heraus, dass sich unter der angrenzenden zervikalen Füllung ebenfalls Karies gebildet hatte. Dementsprechend wurde der erneuerungsbedürftige Anteil der Versorgung selektiv entfernt und auch hier die Karies exkaviert (Abb. 5). Dr. José Zorzin
Dr. José Zorzin
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Die Vorgehensweise
Zur Sicherstellung einer guten Haftkraft, speziell an den Schmelzoberflächen der präparierten zervikalen Kavität, wurde 35%iges Phosphorsäuregel (3M Scotchbond Universal Ätzgel) für 30 Sekunden auf den Schmelz und für 15 Sekunden auf das Dentin appliziert. Die Total-Etch-Technik wurde im vorliegenden Fall gewählt, um ein ausgeprägtes Ätzmuster auf allen Schmelzoberflächen sicherzustellen (Abb. 6). Anschließend erfolgte die Anwendung eines Universaladhäsivs (3M Scotchbond Universal Adhäsiv) nach den Angaben des Herstellers: Es wird 20 Sekunden in die Oberfläche einmassiert, anschließend vorsichtig mit Luft verblasen, um das vollständige Verdunsten des enthaltenen Lösungsmittels zu erzielen, und final lichtgehärtet (Abb. 7). Als Füllungsmaterial wurde zervikal ein fließfähiges Komposit (3M Filtek Supreme XTE Flowable Composite) in der Farbe A3 appliziert und polymerisiert (Abb. 8). Erst nach der Wiederherstellung der natürlichen Zahnform im Zahnhalsbereich wurde ein Teilmatrizensystem (Matrizenbänder und Soft-Face 3D-Ring des Composi-Tight® 3D Teilmatrizensystems, Garrison Dental) eingesetzt. Dr. José Zorzin
Dr. José Zorzin
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Um mit der Teilmatrize bei der vorliegenden oro-vestibulären Ausdehnung der Kavität eine physiologische Formgebung zu erreichen, wurde PTFE-Band (Cumdente) verwendet. Dieses wurde jeweils oral und vestibulär mit leichtem Druck zwischen der Teilmatrize und dem benachbarten Zahn eingebracht. Dann wurde der Spannring platziert. Von der Kavität aus wurde die Teilmatrize mit einem passenden Kugelstopfer in eine physiologische Form gedrückt. Das PTFE-Band wurde durch den Druck komprimiert – es füllte nun den Raum zwischen Teilmatrize und Spannring aus (Abb. 9). Dadurch wurde ein stabiles und physiologisch geformtes Widerlager für das Legen der Füllung erreicht. Dann erfolgten die Phosphorsäureätzung (Abb. 10) und die Applikation des Universaladhäsivs approximal (Abb. 11) analog zur Vorgehensweise im zervikalen Bereich. Dr. José Zorzin
Dr. José Zorzin
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Zur Auskleidung des Kavitätenbodens empfiehlt sich die „Lining-Technik“. Durch die Applikation einer dünnen Schicht fließfähigen Komposits (Filtek Supreme XTE Flowable Composite A3) lassen sich schlecht einsehbare Bereiche oder Schmelzanschrägungen zuverlässig und blasenfrei auffüllen. Dadurch wird die marginale Adaptation der Füllung verbessert (Abb. 12). Der Rest der Kavität wurde mit einer einzigen Schicht Filtek One Bulk Fill Komposit A3 gefüllt. Dieses Bulk-Fill-Material wurde aufgrund seiner vergleichsweise hohen Opazität sowie guten Modellierund Polierbarkeit gewählt. Abbildung 13 zeigt die gelegte Füllung vor der Polymerisation. In Abbildung 14 ist das Behandlungsergebnis nach Lichthärtung sowie Konturierung und Politur mit 3M Sof-Lex Ausarbeitungs- und Polierscheiben dargestellt. Die volle optische Integration der Füllung am Zahn 44 zeigt sich erst eine Woche später nach vollständiger Rehydratisierung der Zähne (Abb. 15 und 16). Dr. José Zorzin
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Schlussfolgerung
In den Bereichen, in denen tiefe Kavitäten adhäsiv versorgt werden müssen und eine zeitintensive Inkrementtechnik den Erfolg der Restauration infrage stellt, sind Bulk-Fill-Komposite im Praxisalltag als eine wertvolle Ergänzung zu konventionellen Universalkompositen zu sehen.
Literatur:
- Ilie N, Bucuta S, Draenert M: Bulk-fill Resin-based Composites: An In-Vitro Assessment of their Mechanical Performance. Oper Dent 36 (6), 618–625 (2013).
- Zorzin J, Maier E, Harre S, Fey T, Belli R, Lohbauer U, Petschelt A, Taschner M: Bulk-fill Resin Composites: Polymerization Properties and Extended Light Curing. Dent Mater 31 (3), 293–301 (2015). doi: 10.1016/j. dental.2014.12.010. Epub 2015 Jan 9.
- Rigo LC, Bordin D, Fardin VP, Coelho PG, Bromage TG, Reis A, Hirata R: Influence of Polishing System on the Surface Roughness of Flowable and Regular-Viscosity Bulk Fill Composites. Int J Periodontics Restorative Dent 38 (4), e79–e86 (2018). doi: 10.11607/prd.3033. Epub 2018 Mar 7.
- Burke FJT, Crisp RJ, Panchal D, Redfearn P, Sands P: A Practice-Based Clinical Evaluation of a Bulk Fill Restorative Material. Eur J Prosthodont Restor Dent 24 (3), 152–157 (2016).
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