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Die Zahntechniker waren immer schon an neuen Geräten, Materialien und Fertigungstechniken interessiert – wenn auch zunächst misstrauisch, ob die Versprechen der Hersteller auch praktisch umsetzbar sind. So z.B. die ersten Dentalkeramiken, die 1968 auf den Markt kamen und bei denen das Vorhaben, „zerstoßenes Glas“ auf eine Metalloberfläche aufzubrennen, zunächst Zweifel aufkommen ließ. Viel hat sich seither auf dem Gebiet der Verblendkeramik getan. Die heutigen Restaurationen lassen sich kaum noch von einem natürlichen Zahn unterscheiden, sodass sie Außenstehenden nur selten auffallen. Das ist nicht zuletzt der jahrelangen Arbeit der Zahntechniker zu verdanken, die es geschafft haben, natürliche Zähne in ihrer Farbe, ihrem Chroma und ihrer Transluzenz so perfekt zu kopieren.
Mit den Laborscannern kam die Digitalisierung in die Zahntechnik
Wie wir alle wissen, sind Zahntechniker in erster Linie Handwerker und Künstler. Sind sie darüber hinaus Laborinhaber, müssen sie jedoch auch wirtschaftlich denken, d.h. am Ball bleiben und sich regelmäßig mit neuen Techniken und Materialien befassen bzw. auseinandersetzen. Mit den Laborscannern hielten digitale Technologien Einzug in den zahntechnischen Arbeitsalltag. Das Zirkoniumdioxid – heute in der Zahnheilkunde unverzichtbar – machte den Einstieg in die Digitalisierung quasi unumgänglich: Um im Sinterprozess die Originalgröße zu erreichen, musste ein Brückengerüst 25% größer modelliert werden – händisch war dies eine Herausforderung. So stellte Zirkonium den Laborinhaber vor die Entscheidung, den analogen Weg weiterzugehen oder den digitalen Weg einzuschlagen und mehrere Tausend Euro in Scanner, Software und eventuelle Fräsanlagen zu investieren.
Mittlerweile ist ein Umdenken in den Laboren erkennbar. Nicht jeder muss alles anfertigen können. Ähnlich wie auch in anderen Handwerksbetrieben gibt es für alle Bereiche Spezialisten und Dienstleister. So muss eine Fräsanlage nicht in jedem Labor stehen, und ein sehr guter 3D-Drucker kann beispielsweise als Dienstleistung für andere Labore angeboten werden, da die Investitionen von einem mittelständischen Labor sonst nicht zu stemmen sind. Die Labore können Zahnarztpraxen von den Möglichkeiten der Intraoralscanner durchaus begeistern. So helfen dem Zahnarzt die persönliche Betreuung und das Vertrauen, um die relativ neue Technologie mit dem fachkundigen Labor an seiner Seite erfolgreich in den täglichen Workflow seiner Praxis zu implementieren. Die schnell wachsende Indikationsvielfalt schafft zudem die besten Voraussetzungen, um gemeinsam zum Wohle des Patienten eine individuelle Lösung zu erarbeiten.
Heutzutage sind die Patienten aufgeklärter und wissbegieriger. Sie möchten ausreichend informiert werden und auch mit der Familie besprechen können, welche Möglichkeiten des Zahnersatzes für sie infrage kommen und umsetzbar sind. Heute können Zahnärzte während des Beratungsgesprächs mithilfe von Programmen wie z.B. „Smile-Design“ oder „Ivo Smile“ ihren Patienten visuell die verschiedenen ästhetischen Behandlungsoptionen aufzeigen. Diese können sogar als 3D-Animation später zu Hause im Familienkreis auf dem Smartphone angesehen und diskutiert werden. Das virtuelle Design lässt sich mittlerweile sogar in die Laborsoftware integrieren, sodass die Vorgabe in die reale Restauration direkt mit einfließen kann.
Die Totalprothese aus dem 3D-Drucker: eine denkbare Zukunftsvision?
Heute sind mittels Software alle Arten von Zahnersatz umsetzbar, selbst die geliebte Totalprothese, die in den Laboren meist von den erfahrenen, älteren Technikerinnen und Technikern auf- und fertiggestellt wird. Leider sind jedoch die 28er, 14er oder auch Totale genannt, kaum gewinnbringend herzustellen. In der Regel sind hierfür diverse Sitzungen notwendig: Abdruck- und Bissnahme, 1. Anprobe, Zähne umstellen, 2. Anprobe, Zähne in einer anderen Farbe aufstellen, 3. Anprobe und dann vielleicht die finale Fertigstellung. Dies klingt sehr arbeitsund zeitaufwendig, läuft aber tatsächlich in vielen Fällen so ab. Und auch wenn das Labor reichlich Zeit investiert, viele Fahrten getätigt und noch mehr Material aufgewendet hat – abrechnen kann man hierfür nur den Kassensatz. Hinzu kommt, dass man die zahlreichen Aufstellregeln nach Körholz, die APF-Methode, Gerber etc., die man während der Ausbildung gelernt hat, dann doch meistens nicht mehr parat hat.
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Bei einem Blick in die Zukunft wäre vielleicht folgendes Szenario denkbar: Ein Patient, der in den Urlaub fliegt, möchte sicherheitshalber noch eine weitere Ersatzprothese auf seine Reise mitnehmen. Er lädt sie sich als Datei auf sein Smartphone und kann sie an einem 3D-Drucker am Flughafen ausdrucken.
Nichts als Spinnerei? Ich bin mir da nicht sicher, denn wenn ich zurückblicke, sind viele Verfahren, die als Spinnerei abgetan wurden, heute Realität. Deshalb können wir es ruhig mal wagen, in die Zukunft zu schauen. Schließlich bieten sich auch neue Möglichkeiten an. Ist die Totalprothese in einem reproduzierbaren Prozess hergestellt worden und der erzielte Verkaufspreis beinhaltet sogar Gewinn, weil der Prozess optimiert abläuft, dann kann auch eine Individualisierung einer „maschinellen Zweckprothese“ vom Patienten gewünscht, vom Zahntechniker angefertigt und berechnet werden. Der Zahntechniker kann dann z.B. mittels „Smile-Design“ und einem Foto des Patienten eine virtuelle Vorabaufstellung generieren, ohne Zahngarnituren „verschleifen“ zu müssen.
Zahnärzte und Zahntechniker: Hand in Hand zum optimalen Behandlungsergebnis
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Fazit
Die Zahntechnik hat den Wandel von der reinen analogen zur analog-digitalen Herstellung geschafft und ist gut gerüstet für die Zukunft. Die weitere Digitalisierung wird für diejenigen von Vorteil sein, die sie annehmen.
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