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Die Verwendung einer Hand- oder elektrischen Zahnbürste reicht nicht aus, um die Zähne adäquat zu reinigen. Die Zahnzwischenräume werden auch bei einem ausgetüftelten Borstendesign und entsprechender Borstenanordnung zu großen Teilen unberührt gelassen. Daher werden hier speziell für diese schwierig zu reinigenden Bereiche konzipierte Hilfsmittel, wie zum Beispiel Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen, benötigt. Deren Wirksamkeit wurde zwar in verschiedenen Studien dokumentiert, aktuellere systematische Übersichtsarbeiten zeichnen jedoch ein differenziertes Bild und beschreiben eher schwache wissenschaftliche Evidenz für die Effektivität dieser Produkte.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Analysen, die die Reduktion von Plaque oder der gingivalen Blutungsneigung betreffen. Tatsächliche patientenrelevante Endpunkte, wie z.B. approximale Karies, Parodontitis oder Zahnverlust, werden eher nicht berichtet. Darüber hinaus liegen bisher nur wenige robuste Daten über die Langzeiteffekte der Verwendung von Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumpflege vor.
Methodik
In dieser Arbeit wurden die Sieben-Jahres-Follow up-Daten der bevölkerungsrepräsentativen Untersuchung SHIP-TREND (Study of Health in Pomerania, SHIP) hinsichtlich des Effektes der Zahnzwischenraumreinigung auf dentale und parodontale Parameter und unter Berücksichtigung etwaiger Co-Faktoren analysiert [1]. Bei 2.224 Probanden/-innen wurde nach der Verwendung von Zahnhölzchen, Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen gefragt und in Korrelation zu verschiedenen oralen Kenngrößen gesetzt.
Ergebnisse
Der Gebrauch von Zahnseide bzw. Zahnzwischenraumbürstchen führte zu 5–6% geringeren interdentalen Plaque-Werten, zu 3–5% niedrigeren interdentalen Blutungswerten und zu 0,05 mm niedrigeren mittleren Sondierungswerten (Zahnseide) im Vergleich zu Probanden/-innen, die keine Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumpflege verwendeten. Die Verwendung von Zahnseide reduzierte die Rate der Zahnextraktionen um 29% im Vergleich zu Nichtanwendern/-innen. Positive Effekte auf die Kariesprogression konnten demgegenüber in dieser Studie nicht nachgewiesen werden.
Betrachtete man die Ergebnisse differenziert nach unterschiedlichen parodontalen Krankheitsbildern, konnte zusammenfassend gezeigt werden, dass die Verwendung von Zahnseide und Zahnzwischenraumbürstchen zu reduzierten interdentalen Plaque- und Blutungswerten sowie zu geringeren mittleren interdentalen Sondierungstiefen und Attachmentleveln bei Teilnehmern/-innen ohne oder mit leichter Parodontitis als auch bei Teilnehmern/-innen mit moderater oder schwerer Parodontitis führt.
Klinische Schlussfolgerungen
Auch die Vorteile elektrischer Zahnbürsten reichen nicht aus, um gesunde dentale und parodontale Verhältnisse zu etablieren. Die Zahnzwischenräume müssen separat mit geeigneten Instrumenten regelmäßig durch die Patienten/-innen angesprochen werden. In der hier vorgestellten großen repräsentativen epidemiologischen Langzeitstudie konnten nun deutliche Vorteile bezüglich der Anwendung von Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumreinigung gegenüber dem Verzicht auf Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen gezeigt werden.
Die Zahnzwischenräume weisen eine große Varianz hinsichtlich ihrer dentalen oder parodontalen anatomischen bzw. pathologischen Verhältnisse auf. Im Rahmen der individuellen patientenzentrierten Mundhygieneinstruktion geht es nun darum, die für die Zahnzwischenräume passenden Hilfsmittel zu identifizieren und den Patienten/-innen zu empfehlen, ohne sie dabei mit zu vielen Produkten zu überfrachten. Im Vergleich zu Zahnseide ist die Anwendung von Zahnzwischenraumbürstchen in aller Regel einfacher zu erlernen. Zudem sind Zahnzwischenraumbürstchen im parodontal kompromittierten Gebiss, mit fehlenden Interdentalpapillen, deutlich effektiver. Liegen aber geschlossene Interdentalräume bei weitgehend gesunden Parodontien und geringem interdentalen Abstand vor, ist in vielen Fällen Zahnseide der Vorzug zu geben, da Zahnzwischenraumbürstchen möglicherweise traumatisierend für Zahn und Zahnfleisch wären.
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