Die Gestaltung von Kontaktpunkten in der Füllungstherapie gilt im Allgemeinen als Herausforderung. So geben z.B. 70% der Zahnärzte an, die Kontaktpunktgestaltung sei der schwierigste Teil einer Klasse-II-Restauration [1]. Unerlässlich ist dabei nicht nur die Erstellung eines anatomisch korrekten Kontaktpunktes, sondern auch ein interproximaler Schutz während der Präparation, um eine Verletzung des Nachbarzahnes zu verhindern. In verschiedenen Studien wurde festgehalten, dass bei der Präparation von Klasse-II-Kavitäten oder von Zähnen für die Aufnahme von Kronen 70 bis 100% aller Nachbarzähne beschädigt werden [2–4]. Nach einer konventionellen Klasse-IIKastenpräparation zeigten sich sogar 100% der Nachbarzähne angeschliffen; häufig wurden tiefe Dentinschichten freigelegt [5]. Bei der Kontaktpunktgestaltung handelt es sich um einen erfolgsentscheidenden Schritt für langlebige Füllungen. Schließlich bergen offene oder nicht gemäß der natürlichen Kontur gearbeitete Approximalkontakte gleich mehrere Risiken. Dazu zählen ein Festsetzen von Speiseresten, Frakturen bzw. Sekundärkaries und Zahnfleischentzündungen. Daher ist über die anatomisch korrekte Gestaltung der Kontaktpunkte hinaus auch eine dichte gingivale Versiegelung von entscheidender Bedeutung.
Einen hohen Schwierigkeitsgrad stellen nach wie vor Prämolaren mit ausgeprägter Rundung dar, denn hier lässt es sich kaum von einer Approximalfläche sprechen; eher handelt es sich um einen fast punktförmigen Approximalkontakt. Auch nahe am Nachbarzahn gelegene marginale Stufen im gingival-axialen Bereich können Probleme bereiten. Um die Herausforderungen zu meistern, stehen heute verschiedene Möglichkeiten offen.
Komposit applizieren, Kontaktpunkt gestalten: die Optionen
Eine typische Ausgangssituation könnte so aussehen: Ein Patient erscheint mit einer insuffizienten disto-okklusalen Kompositfüllung der Klasse II bei einem unteren Molaren. Nach röntgenologischer und klinischer Untersuchung werden unter lokaler Anästhesie die alte, frakturierte Füllung sowie die kariöse Läsion entfernt. Anschließend kommt es darauf an, einen sicheren adhäsiven Haftverbund unter Vermeidung von postoperativen Hypersensibilitäten zu erzielen, das Füllungskomposit ohne Fehlstellen gut an die Kavitätenwände zu adaptieren und den Kontaktpunkt wiederherzustellen.
Eine klassische Option stellen dabei Vollmatrizen dar, die den gesamten zu restaurierenden Zahn umfassen [6]. Beispiele hierfür sind das Tofflemire-System mit separatem Matrizenspanner (Kerr Hawe) oder das halterlose Automatrix-System (Dentsply Sirona Restorative).
So mancher Zahnarzt wird jedoch schon im Studentenkurs festgestellt haben, dass die forcierte Separation durch Holzkeile bei Vollmatrizensystemen von Patienten oft als schmerzhaft empfunden wird und zudem die Gefahr von Gingivaverletzungen birgt. Bei Teilmatrizen umfasst ein anatomisch vorgeformtes Metallband nur einen Teil des Zahnhartgewebes. Im Zusammenspiel mit atraumatisch separierenden Ringen lässt sich damit eine bessere Anpassung an die Konturen eines natürlichen Zahnes erreichen.
Das Teilmatrizensystem Palodent V3 im Anwenderurteil
Die eigentliche Separation erfolgt ausschließlich über die NiTi-Ringe. Diesen attestieren Anwender eine Reihe von Vorteilen [7]: „Der Ring zeigt eine exzellente Federkraft und Rückstellung. Die V-förmigen Füße halten den Keil verlässlicher an Ort und Stelle als ältere Ausführungen mit Fixierung auf lediglich einer Seite des Keils oder auch oben auf dem Keil. Die Keile drücken ihrerseits die Matrize unter Schonung des umgebenden Gewebes gegen den gingivalen Rand – für eine gute Abdichtung der Kavität am gingivalen Boden. Da quillt kein Füllungsmaterial heraus, und eine spätere Überschussentfernung wird fast oder sogar gänzlich überflüssig. Vor allem jedoch können mit diesem Teilmatrizensystem (Palodent V3, Dentsply Sirona Restorative) routinemäßig gute Kontakte und anatomisch korrekte Konturen geschaffen werden. Es bietet genau die Reproduzierbarkeit, die vielen anderen Systemen fehlt, und ermöglicht nun endlich verlässlich anatomisch einwandfreie Füllungen mit optimalen Kontakten.“
Diese Einschätzung wird durch das Gesamturteil auf Grundlage dreier klinischer Fallstudien untermauert [8]: „Die Behandlung approximaler kariöser Läsionen ist zwar Alltag in einer Zahnarztpraxis, aber noch immer schwierig. Anatomisch bzw. morphologisch korrekte Approximalwände und Randleisten, enge Kontaktpunkte, die Herstellung reinigungsfähiger, auch ‚zahnseidegeeigneter‘ Verhältnisse und die Vermeidung von Kompositüberschüssen etc. – es gilt, viele Ziele gleichzeitig zu erreichen. Die anatomisch geformten Matrizen des Palodent V3-Systems ermöglichen die einfache und sichere Wiederherstellung der Zahnmorphologie, und die Keile sorgen für eine gute Abdichtung im apikalen Bereich praktisch ohne Überschüsse.“
Dao
Dentsply Sirona Restorative
Ergänzt man das erwähnte Teilmatrizensystem und das Bulkfill-Komposit um ein geeignetes Adhäsiv und ein ästhetisches Komposit, so erhält man ein umfassendes Konzept für die Klasse-II-Füllung (Class II Solution, Dentsply Sirona Restorative). Hier hat der Hersteller den Gedanken des „integrierten Komplettsystems“ weitergedacht, sodass das heutige Niveau schon wieder einen großen Schritt über den Stand zum Zeitpunkt des zitierten Fallberichts [7] hinausgeht.
Eindeutiges Fazit: die modernste Alternative
Wie sieht nun eine Kontaktpunktgestaltung gemäß dem State of the Art heute aus? Die klassische Vollmatrize zeigt ihre Vorteile bei sehr großen Kavitäten, bei denen mehr als eine Wand fehlt, und hat daher nach wie vor ihre Berechtigung. Allerdings bedeutet diese Technik für den Patienten einen geringen Komfort während der Behandlung. Speziell das Tofflemire-System beansprucht viel Platz im Mund für die Spannvorrichtung. Aus Behandlersicht führt das auch zu Problemen mit den Kofferdam-Klammern. Und der Kontaktpunkt bleibt stets „dünn“.
Zahnärzte finden bei der Bewertung oft klare Worte. Das Spektrum der Aussagen reicht bis hin zu „kämpferisch“ scharfen Statements [7]: „Mit Tofflemire-Matrizen lässt sich bei modernen zahnfarbenen Füllungsmaterialien die anatomische Form und Kontur des Zahnes nicht korrekt wiederherstellen. […] Eine gute Kontrolle der Applikation und ein enger Kontakt zum Nachbarzahn sind nur schwer zu erzielen, und allein durch Verkeilen werden die Zähne für konstant einwandfreie Resultate nicht genügend separiert. Zudem liegt bei Tofflemire- Matrizen der Kontaktpunkt meist nahe der Okklusalfläche, sodass oft bei okklusalen Anpassungen der schwache, lockere Kontakt zerstört wird und dann ein offener Kontakt vorliegt. […] Die modernste Alternative zur Tofflemire ist das Palodent V3-Teilmatrizensystem (Dentsply Sirona Restorative) – routinemäßig gute Kontakte, korrekte Konturen und genau die Reproduzierbarkeit, die vielen anderen Systemen fehlt. So entstehen anatomisch einwandfreie Füllungen mit optimalen Kontakten.“
Darüber hinaus wird, durch Kombination mit weiteren Produkten auf dem Stand der Technik (Universaladhäsiv, Bulkfill-Komposit, ästhetisches Komposit), das Matrizensystem zur zentralen Komponente einer integrierten Lösung. Damit beherrscht der Zahnarzt die Klasse-II-Füllung noch sicherer und spart wertvolle Behandlungszeit.
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