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Herr Dürrstein, hier am Stand dominiert die Farbe Gelb, was hat es damit auf sich?

zur 60-Jahrfeier der bekannten Absauganlagen-Desinfektion Orotol.
Genau – in diesem Jahr feiert Dürr Dental das 60-jährige Jubiläum der Sauganlagen-Desinfektion Orotol. Kennen Sie die Geschichte dahinter?
Nein, aber ich bin gespannt….
Ich weiß nicht, ob es Ihnen bewusst ist, aber vor rund 61 Jahren musste man bei einer Zahnarztbehandlung noch aufrecht sitzen. In einem Stuhl zu liegen, so wie es heute ganz selbstverständlich ist, war damals schlichtweg nicht möglich, denn es gab noch keine Absaugung. Sie war noch nicht erfunden – bis es dann Dürr Dental machte. Sie können sich sicher vorstellen, wie viel umständlicher die Behandlung für Zahnärzte und Patienten damals war – vor allem im Oberkiefer. Außerdem konnte man dank der Absaugung endlich auch mit Wasserkühlung betriebene Hand- und Winkelstücke einsetzen. Davor wurde ausschließlich trocken gebohrt, was Hitze produzierte und somit schlecht für die Pulpa war. Insgesamt kann man also ohne zu übertreiben sagen, dass wir mit der Erfindung der Absaugung die Art und Qualität Patienten zu behandeln ziemlich revolutioniert haben.
Spannend und unbestreitbar ein Game Changer in der Behandlung, aber wie kam dann Orotol ins Spiel?
Das war aufgrund der unterschätzten Geruchsbildung. Wir hatten also diese bahnbrechende Erfindung, von der alle begeistert waren, aber sie fing mit der Zeit schlichtweg an zu stinken. Wir waren ursprünglich davon ausgegangen, eine Wasserreinigung wäre für die Absauganlagen ausreichend – dem war aber nicht so. Unter Hochdruck arbeiteten wir also an einer Lösung und erfanden das Orotol. Vor diesem Hintergrund ist auch unsere stakte Marktposition im Hinblick auf das Produkt zu verstehen. In vielen Ländern wird heute noch Orotol als Begriff für Absaugdesinfektion verwendet, selbst wenn man eigentlich ein anderes Produkt verwendet – so wie bei dem Markennamen Tempo eben. Natürlich hat sich das Produkt mittlerweile verändert, die Rezeptoren wurden immer weiterentwickelt und wir haben jetzt z.B. auch ein Orotol PH7 Neutral. Was aber gleich blieb ist, dass Orotol – neben vielen weiteren vorteilehaften Eigenschaften – heute wie damals dem Problem der Geruchsbildung ein für alle Mal ein Ende gesetzt hat.
Hat Dürr Dental im Rahmen des Orotol-Jubiläums spezielle Sonderaktionen geplant, die für unsere Leserschaft von Interesse sein könnten?
Hier auf der IDS haben wir derzeit ein Gewinnspiel laufen, bei dem man 1500 Euro gewinnen kann. Aber auch abgesehen davon feiern wir mit monatlichen Social-Media-Aktionen. Um mitzumachen, müssen sich die teilnehmenden Teams kreativ mit den Orotolflaschen inszenieren und die entstandenen Bilder posten. Zu gewinnen gibt es dann jeden Monat einen Teamgutschein im Wert von 600 Euro. Zudem haben wir übers Jahr verschiedene Preisaktionen geplant.
Lassen Sie uns von diesen geschichtsträchtigen Produkten und Erfindungen zu den Neurungen auf der IDS kommen. Welche Innovationen hat Dürr Dental diesmal im Gepäck?
Es gibt so einige Neuerungen, aber ich möchte Ihnen zunächst jene Konzepte vorstellen, die uns von anderen unterscheiden. Ein Produkt davon ist die Tyscor-Linie der Absaugung. Wie Sie sicher wissen, wird die Absaugung einer Praxis immer an deren Größe ausgerichtet. Das wiederum bedeutet, dass das klassische Unterdrucksystem in einer Praxis mit mehreren Behandlungszimmern zu Randzeiten, wenn z.B. nur an einer Behandlungseinheit gearbeitet wird, dennoch für die gesamte Praxis Unterdruck erzeugen muss. Mit der Tyscor-Linie haben wir hier bereits vor 10 Jahren einen Entwicklungssprung geschafft, denn die Geräte sind dazu in der Lage, den tatsächlichen Bedarf der Praxis zu prüfen und dann lediglich den entsprechend benötigten Unterdruck zu erzeugen. Durch die modulare Drehzahlregelung fährt das Gerät hoch, sobald der Bedarf steigt – sprich weitere Behandlungseinheiten genutzt werden. Neu ist jetzt, dass wir 2 Geräte parallelschalten können.
Welche Vorteile hat das konkret, wenn bereits die ursprüngliche Tyscor-Linie bedarfsgerecht Unterdruck erzeugen konnte?
Der konkrete Vorteil ergibt sich hier vor allem für stark wachsende Praxen. Denn mit dem neuen Gerät können sie ihren zunehmenden Bedarf auf unkomplizierte Weise und ohne umfassende Neuanschaffungen decken. Vorher musste man bei Praxiserweiterungen die Sauganlage komplett austauschen und auf den neuen Bedarf anpassen, mit der Tyscor Tandem Flex ist das nicht mehr nötig. Sie können einfach zum bestehenden Gerät dazugeschaltet werden und zwar nicht nur zu anderen Tyscor-Geräten, sondern auch zu allen Absauganlagen anderer Hersteller. Allerdings können sich nur die Tyscor-Geräte untereinander die Arbeitslast teilen, d.h., die Geräte wechseln sich ab, sodass sie die gleiche Arbeitsleistung haben. Bei Absauganlagen anderer Hersteller setzt die Tyscor Tandem Flex erst ein, wenn die Ursprungsanlage an ihre Kapazitätsgrenze stößt.
Tatsächlich ein Riesenvorteil: Das heißt also, dass wachsende Praxen nicht in eine komplett neue Sauganlage investieren müssen, grundlegend bedarfsgerecht abgedeckt sind und damit auch Energie sparen, nicht wahr?
Ja, und zudem kann beim Ausfall der ursprünglichen Anlage – die ja dann vermutlich schon einige Jahre auf dem Buckel hat – die Tyscor ihren Dimensionen entsprechend den Praxisbedarf decken. Sollte die Ursprungsanlage kaputt gehen, kann man entweder eine zweite Tyscor dazu schalten – hier wieder der Vorteil, der im Wechsel geteilten Spitzenlasten – oder aber ein anderes Fabrikat. Es gibt eine IoT-Vernetzung über VistaSoft Monitor, sodass der Gerätezustand überwacht werden kann, und natürlich ist das Gerät in Sachen Nachhaltigkeit unschlagbar, da keine bestehende, funktionierende Anlage aufgrund eines gewachsenen Praxisbedarfs verschrottet werden muss. Mehrere Design Awards gab es u.a. auch dafür. Außerdem kann sich das Depot – wenn die Praxis es erlaubt – auf die Maschine schalten und bei technischen Störungen – etwa durch Stromausfall – direkt eingreifen und z.B. einen Reset vornehmen. Die Maschine selbst meldet, was die Störung ist, sodass auch ein Techniker bereits vorab weiß, was zu tun ist. Und dieses Anbindungssystem ist jetzt ganz neu zur IDS.

Hat sich preislich etwas geändert?
Nicht wirklich, allerdings braucht man für die Zuschaltung ein paar Verrohrungsteile, die man als Zusatzpaket erwerben muss – das ist aber preislich sehr überschaubar.
Stichwort Nachhaltigkeit: Dürr Dental fokussiert sich in Bezug auf Nachhaltigkeit insbesondere auf den Energieverbrauch und die Langlebigkeit der Produkte. Können Sie uns hierzu einige aussagekräftige Zahlen nennen?
Der Ansatz von Dürr Dental für Nachhaltigkeit ist, dass wir energieeffiziente Systeme bauen, dafür ist jetzt auch der Tyscor Tandem Flex ein Paradebeispiel. Was die Zahlen anbelangt: Wir entwickeln Geräte für 10.000 Stunden Laufzeit. Das bedeutet, dass sie unter normalen Umständen deutlich über 10 Jahre Lebenserwartung haben. Zudem zeichnen sie sich durch ihre Reparaturfähigkeit aus – teils auch noch nach 20 Jahren – wobei man dann auch tatsächlich über eine Neuanschaffung nachdenken sollte. Was die erwähnte Tyscor-Linie anbelangt, kann eine Praxis damit 75% an Energie gegenüber einer klassischen Anlage einsparen. Unsere Zahlen zu Geräteleistung und -eigenschaften lassen wir übrigens auch immer unabhängig vom Frauenhofer-Institut prüfen und bestätigen.

Gibt es sonst noch Neues?
Natürlich! Wir haben z.B. die V/VS 300 S zu einer Plug&Play-Lösung überarbeitet. Vorher wurde die Sauganlage hart verdrahtet, wozu man einen Elektriker brauchte. Dann haben wir einen Separierbehälter für 20 Behandler – da hier besonders aus dem Ausland Bedarf bestand – auf den Markt gebracht und stärkere CAD/CAM-Kompressoren entwickelt, die nun auch in der Lage sind, den Bedarf von Fräszentren zu decken.
Wie sieht es mit KI-Entwicklungen aus? Dürr Dental war bereits 2021 mit entsprechenden Produkten auf der Messe vertreten. Gab es maßgebliche Weiterentwicklungen?
Ja, wir haben eine neue Funktion gelauncht. Generell haben wir mit KI früh angefangen. Die ersten Features, die wir in VistaSoft integriert haben, sind Dinge, die den Ablauf der Zahnarztpraxis unterstützen, z.B. das Zeichnen des Nervenkanals bei 3D-Aufnahmen. Hier musste man früher jedes Layer anklicken und bestätigen. Eine Routinearbeit, die sich hervorragend durch KI ersetzen ließ. Ein anderes Beispiel sind in den Bildspeicher falsch eingelegte Folien – auch das wird bei uns KI-gestützt in der Bildausgabe korrigiert. Des Weiteren läuft bei uns die Zahnzuordnung automatisch ab. All das sind Features, die bereits etabliert sind und sehr gut bei den Zahnärzten ankommen. Was wir jetzt neu launchen, ist ein Kariesfilter. Wir bieten damit die einzige Software, die diesen Kariesfilter voll integriert hat. Die Bilder werden in die Cloud geladen, mit dem Kariesfilter analysiert und wieder heruntergeladen – der Anwender selbst merkt davon nichts, das passiert automatisch im Hintergrund.
Und was kostet das neue Feature?
Die Preise für die Cloudnutzung und Analyse hängen vom Datenvolumen ab. Außerdem gibt es Cloud View, das ist nur zum Anschauen der Bilder und daher kostenfrei. Cloud Drive ist für die Bilderstellung und Cloudspeichernutzung. Das Einstiegspaket startet hier bei 19,99 € pro Monat – damit kann eine normale Praxis, die keine 3D-Bilder macht, wirklich sehr lange auskommen.
Wie wurde die KI für den Kariesfilter trainiert?
Allein schon durch unsere Scanner haben wir einen enormen Fundus an Intraoralaufnahmen. Und genau die haben wir in verschiedenen Teilen der Erde bewerten lassen. Das Anlernen selbst funktioniert ja zunächst nur über den visuellen Input. Also mussten verschiedene Zahnärztinnen und Zahnärzte zunächst das Bildmaterial auswerten. Und genau das haben wir von unterschiedlichen Ärzten aus verschiedenen Teilen der Erde machen lassen. Warum? Weil der Kiefer nicht weltweit gleich ist. Wenn man eine KI also nur an deutschen Zahnmodellen ausrichtet, kann es sein, dass sie in Afrika oder Asien nicht oder eben nur fehlerhaft funktioniert. Daher war für uns eine globale Anlernkurve so wichtig.
Herr Dürrstein, Sie haben wirklich einen bunten Strauß an Neuerungen und eine tolle Geschichte zu den aktuellen Unternehmensfeierlichkeiten mit auf die IDS gebracht. Vielen Dank für das interessante Gespräch!
Bei Instagram können Sie Einblicke ins Messe Geschehen bei Dürr Dental erhalten.
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