Auch wenn sich Homeoffice in vielen Branchen bewährt hat, fehlt dentalen Unternehmen und Teams oft noch eine individuell passende Arbeitskultur und -struktur. Um mobiles Arbeiten im Dentallabor effizient zu etablieren, ist es notwendig, aus der gewohnten Umgebung der vergangenen Jahrzehnte auszubrechen.
Nur so kann man die gesellschaftliche Veränderung der Arbeitswelt für sich nutzen. Ein klassischer Change-Management-Prozess, der zum Beispiel durch das 3-Phasen-Modell von Kurt Lewin, das 8-Stufen-Modell von John P. Kotter oder dessen Weiterentwicklung, das „Accelerate System“, beschrieben werden kann, ist die Lösung, die als Grundlage zur Veränderung dienen kann.
Das „Accelerate System“ hebt die 3 wesentlichen Unterschiede hervor: Es betrachtet Veränderungen als allgegenwärtige Aspekte, integriert möglichst viele Betroffene und bevorzugt Flexibilität und Agilität gegenüber hierarchischen Strukturen. Diese professionellen Modelle reflektieren somit die Notwendigkeit, in der heutigen Zeit Veränderungsvorhaben umzusetzen, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen, ohne das Tagesgeschäft zu vernachlässigen oder die Beschäftigten auf diesem Weg zu verlieren. Um einen möglichen Change-Prozess greifbarer zu machen, sollte man sich die folgenden Aspekte im Dentallabor vor Augen führen.
Leitplanken des Change-Managements
Die Leitplanken umfassen verschiedene Schlüsselaspekte, die den Veränderungsprozess im Dentallabor lenken und unterstützen sollen. Sie stellen sicher, dass alle Veränderungen darauf ausgerichtet sind, die langfristige Strategie und Mission der Organisation zu unterstützen. Das funktioniert, wenn sie das übergeordnete Ziel von Remote Work und die damit verbundene Vision sowie den Mehrwert festlegen. Des Weiteren definieren die Leitplanken die benötigten Ressourcen und die Unterstützung für den Veränderungsprozess, darunter finanzielle Mittel, Zeit, Schulung und technologische Infrastruktur. Sie betonen auch die Bedeutung von Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, um auf unvorhergesehene Herausforderungen und Veränderungen während des Prozesses reagieren zu können. Schließlich stellen sie sicher, dass der Veränderungsprozess im Einklang mit den organisatorischen Werten und der Unternehmenskultur im Dentallabor steht.
Die unternehmensweiten Leitplanken werden nicht nur definiert, damit hybrides Arbeiten technisch funktioniert, es ist ebenfalls entscheidend, dass alle Mitarbeitenden wissen, welche Ansprüche an sie gestellt werden und was sie im Gegenzug von ihren Kolleginnen und Kollegen erwarten können. Diese Regeln sollten gemeinsam mit dem gesamten Team erarbeitet werden, um ihre Akzeptanz und Anwendbarkeit im tatsächlichen Tagesgeschäft sicherzustellen. Der Veränderungsprozess betrifft schließlich alle Menschen und deren Bedürfnisse im Unternehmen.
Um eine Kultur und Struktur der digitalen Zusammenarbeit auf Distanz zu schaffen, ist es sehr wichtig, keine 2-Klassen-Gesellschaft zwischen Befürwortern und Gegnern des mobilen Arbeitens entstehen zu lassen. Das Ziel sollte eine attraktive Arbeitsumgebung sein, in der es egal ist, wo gearbeitet wird – im Labor, im Homeoffice oder mobil von unterwegs. Erfahrungen zeigen, dass die Vorteile einer Remote-Kultur nur dann uneingeschränkt genutzt werden können, wenn es regelmäßige und gemeinsame Labortage gibt. Darum ist es auch ratsam, einen physischen Austausch zu ermöglichen und eine Wohlfühlatmosphäre im Unternehmen zu schaffen. Das Dentallabor muss ein Ort der Begegnung sein, in dem man sich auf die Arbeit und auf die Kolleginnen und Kollegen sowie den direkten Austausch freuen kann.
In Abwesenheit täglicher physischer Interaktionen zwischen den Mitarbeitenden sind Rituale für sozialen Austausch besonders wichtig. Dentalunternehmen sollten Teambuilding-Maßnahmen festlegen, die sowohl physisch als auch virtuell stattfinden, um so die soziale Interaktion zu fördern. Grundsätzlich ist zu beachten, dass eine klare und effiziente Kommunikation entscheidend für den Erfolg eines jeden Unternehmens ist, egal ob beim Herstellen eines Medizinproduktes oder bei Teambuilding-Maßnahmen.
Telefon und E-Mail allein sind dabei nicht mehr zeitgemäß. Kollaborations-Tools für die asynchrone Arbeit sowie Aufgabenmanagement-Tools für eine klare Übersicht sind deutlich besser geeignet, um die Kommunikation ideal zu gestalten und virtuell zusammenzuarbeiten. Diese Tools sorgen gleichzeitig für Transparenz und ermöglichen Führungskräften einen Überblick über die einzelnen Kapazitäten.
Gerade bei Neueinstellungen ist es extrem wichtig, dem Onboarding mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Neue Mitarbeitende müssen immer das Gefühl haben, ein Teil des Teams zu sein, und dürfen nie allein gelassen werden, egal ob im Homeoffice oder an der Werkbank. Dies ist nur ein weiterer Punkt, warum Führungskräfte die Möglichkeit haben müssen, sich auf ihre eigentliche Rolle konzentrieren zu können und nicht von operativen Aufgaben überlastet zu werden. Eine klare Führungslinie ist dabei entscheidend, um hybrides Arbeiten erfolgreich umsetzen zu können.
Alle diese Punkte tragen dazu bei, eine Vertrauenskultur zu fördern. Eine klare Struktur und ein definierter Rahmen ermöglichen es, dieses Vertrauen aufzubauen. Die Führungsebene sollte das hybride Arbeitsmodell vorleben, um den Mitarbeitenden Mut zu machen, die flexiblen Arbeitsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.
Keine Kommentare.