Anzeige

Fachmedien

Digital – das neue Normal

Die herkömmlichen Abrechnungsschemata stoßen angesichts der veränderten Kostenstrukturen, der Integration neuer digitaler Verfahren und der Komplexität digitaler Workflows zunehmend an ihre Grenzen. Die transparente und korrekte Erfassung sowie Weiterberechnung der erbrachten digitalen Leistungen wird somit zu einem zentralen Aspekt für den wirtschaftlichen Erfolg zahntechnischer Labore und für die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Zahnarztpraxen.

Tooth, dental implant. Abstract Low Poly wireframe Mesh Design. Vector Illustration WanXNia/freepik.com
Getting your Trinity Audio player ready...

Die digitale Transformation hat in den vergangenen Jahren unaufhaltsam in nahezu allen Industriezweigen Einzug gehalten – auch die Zahntechnik bildet hier keine Ausnahme. Die Implementierung digitaler Technologien revolutioniert die traditionellen Arbeitsabläufe in zahntechnischen Laboren seit geraumer Zeit grundlegend.

Computergestützte Designprozesse (CAD), innovative Fertigungsverfahren, wie der 3D-Druck (additive Fertigung) und der Einsatz neuartiger Materialien, ermöglichen eine präzisere, effizientere und oft auch patientenfreundlichere Herstellung von Zahnersatz, kieferorthopädischen Apparaturen und anderen dentalen Produkten.

Diese technologischen Fortschritte eröffnen Zahntechnikern/-innen und Zahnarztpraxen ein enormes Potenzial für qualitativ hochwertigere Versorgungen und optimierte Produktionsprozesse. Allerdings bringt diese tiefgreifende Veränderung auch neue Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich der zahntechnischen Abrechnung.

Anpassung an digitale Verfahren

Der Übergang von traditionellen analogen Verfahren in der Zahntechnik hin zu digitalen Technologien revolutioniert nicht nur die Herstellungsprozesse, sondern erfordert auch eine Anpassung der Abrechnungsgrundlagen. Mit der Einführung von CAD/CAM, 3D-Druck und anderen digitalen Workflows entstehen neue Leistungsinhalte, die in der bisherigen Bundeseinheitlichen Benennungsliste für zahntechnische Leistungen (BEB) oft keine adäquate Abbildung finden.

Deshalb ist es notwendig, neue Abrechnungspositionen zu definieren und einzuführen, um die veränderten Kostenstrukturen und den Innovationswert digitaler zahntechnischer Leistungen transparent und nachvollziehbar erfassen zu können. Die Neuanlage und Kalkulation von (digitalen) BEB-Positionen ist somit ein entscheidender Schritt, um die wirtschaftliche Grundlage zahntechnischer Labore im digitalen Zeitalter zu sichern. Betrachten wir die Veränderung anhand eines praktischen Beispiels:

Ausgangssituation

TP           KMBMKM  
R           KVBVK  
B            f   
 18171615141312112122232425262728

Patient: PKV
Abformung: konventionell
Gesichtsbogen: ja
Material: NEM
Zahn 25 fehlt
Auftrag:
24 keramisch vollverblendete Krone,
25 keramisch vollverblendetes Brückenglied,
26 keramisch vollverblendete Krone

Kostenvoranschlag konventionelle Anfertigung

BEB 97abrechenbare LeistungenMengeAnmerkung
0732Desinfektionje 
0007Kontrollmodellje 
0002Modell aus Superhartgips1Gegenkiefermodell
0021Modell für Sägesegmente1 
0103Modellsegment sägen6je erzeugtem Segment
0104Stumpf aus Superhartgips6 
0212Dowel-Pin setzen (nach Anzahl)12 
0213Ausblocken eines Stumpfes2 
0217Stumpf unter Mikroskop vorbereiten2 
0222Modellergänzung aus Kunststoff1z.B. Modellplatte
0301Zahn vermessen2 
0253Split-Cast-Sockel an Modell2 
0405Modellmontage in individuellen Artikulator II1 
0408Montage eines Gegenkiefermodelles1 
0724Zahnfarbenbestimmung II1 
2124Stufenkrone gegossen, für Keramik- oder Polymer-Glas-Vollverblendung2 
2314Brückenglied gegossen, für Keramik- oder Polymer-Glas-Vollverblendung1 
2612Mehrflächige Verblendung aus Keramik3 
2922Krone/Inlay/Brückenglied aufpassen3 
2951Individuell charakterisieren Keramik3 
2981NEM Zuschlag3 
2965Zuschlag für Arbeiten unter Stereomikroskop3 
0701Versand je Versandgang2 
Mat.NEM-Legierung3 

Digitaler Herstellungsprozess

Wie würde sich die Abrechnung verändern, wenn die Brücke über einen digitalen Herstellungsprozess angefertigt werden würde? Die Modelle werden eingescannt und das Brückengerüst im eigenen Betrieb aus NEM gefräst.

BEB 97abrechenbare LeistungenMengeAnmerkung
0732Desinfektion2 
0007Kontrollmodellje 
0002Modell aus Superhartgips1Gegenkiefermodell
0021Modell für Sägesegmente1 
0xxxCAD/CAM Auftragsanlage1neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Modell einscannen2neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Modell/Kieferrelation scannen1neue eigene Leistung
0103Modellsegment sägen6je erzeugtem Segment
0xxxCAD/CAM Modellsegment teilenjeneue eigene Leistung
0104Stumpf aus Superhartgips6 
0212Dowel-Pin setzen (nach Anzahl)12 
0xxxCAD/CAM Ausblocken eines Stumpfes2neue eigene Leistung
0217Stumpf unter Mikroskop vorbereiten2 
0xxxCAD/CAM Konstruktionsgrenze festlegen2neue eigene Leistung
0222Modellergänzung aus Kunststoff1z.B. Modellplatte
0xxxCAD/CAM Zahn vermessen2neue eigene Leistung
0253Split-Cast-Sockel an Modell2 
0405Modellmontage in individuellen Artikulator II1 
0408Montage eines Gegenkiefermodelles1 
0xxxCAD/CAM Nutzung virtueller Artikulator1neue eigene Leistung
0724Zahnfarbenbestimmung II1 
2xxxCAD/CAM Konstruktion CAD-Krone – für vollständige Verblendung2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Konstruktion CAD-Brückenglied – für vollständige Verblendung1neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Design Verbindungsstelle2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Krone – für vollständige Verblendung2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Brückenglied – für vollständige Verblendung1neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Krone/Brückenglied nacharbeiten3neue eigene Leistung
2612Mehrflächige Verblendung aus Keramik3 
2951Individuell charakterisieren Keramik3 
2981NEM Zuschlag3 
2965Zuschlag für Arbeiten unter Stereomikroskop3 
0701Versand je Versandgang2 
Mat.Fräsmaterial3 

Mit IOS und digitaler Kiefergelenksvermessung

Wie würde sich die Abrechnung weiter verändern, wenn ein intraoraler Scan und eine digitale Kiefergelenksvermessung an das Labor gesendet werden? Die Modelle werden gedruckt. An den Modellen wird ein individueller „Artikulator“ – angepasst an die patientenindividuellen Kiefergelenkswerte – gedruckt und das Brückengerüst im eigenen Betrieb aus NEM gefräst.

BEB 97abrechenbare LeistungenMengeAnmerkung
0732Desinfektion2 
0xxxCAD/CAM Auftragsanlage1neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Import Scandaten1neue eigene Leistung
0xxx3D Modell – Design1neue eigene Leistung
0xxx3D Modell1neue eigene Leistung
0xxx3D Zahnkranz – Design1neue eigene Leistung
0xxx3D Zahnkranz1neue eigene Leistung
0xxx3D Stumpf aus Kunststoff, gedruckt2neue eigene Leistung
0xxx3D Präzisionskontrollmodell – Design1neue eigene Leistung
0xxx3D Präzisionskontrollmodell, gedruckt1neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Modellsegment teilenjeneue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Ausblocken eines Stumpfes2neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Konstruktionsgrenze festlegen2neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Zahn vermessen2neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Werte von digitaler Kiefergelenksvermessung übernehmen1neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Anpassung individueller Artikulator1neue eigene Leistung
0xxxCAD/CAM Okklusionskontrolle, auch dynamisch1neue eigene Leistung
0xxx3D gedruckte Kondylen an Modell1neue eigene Leistung
0xxx3D gedruckte Gegenlager zu Kondylen an Modell1neue eigene Leistung
0724Zahnfarbenbestimmung II1 
2xxxCAD/CAM Konstruktion CAD-Krone – für vollständige Verblendung2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Konstruktion CAD-Brückenglied – für vollständige Verblendung1neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Design Verbindungsstelle2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Krone – für vollständige Verblendung2neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Brückenglied – für vollständige Verblendung1neue eigene Leistung
2xxxCAD/CAM Krone/Brückenglied nacharbeiten3neue eigene Leistung
2612Mehrflächige Verblendung aus Keramik3 
2951Individuell charakterisieren Keramik3 
2981NEM Zuschlag3 
2965Zuschlag für Arbeiten unter Stereomikroskop3 
0701Versand je Versandgang2 
Mat.Fräsmaterial3 
Mat.Druckmaterialje 

Die Erstellung individueller BEB-Positionen sollte sich nicht auf das „Endprodukt“ (z.B. „gedrucktes Modell“ oder „CAD/CAM Krone“) beziehen, sondern auf den individuellen Herstellungsprozess.

Ob die keramikverblendete Krone auf konventionelle Weise angefertigt wird, in einem digitalen Herstellungsprozess oder mit Hilfe eines IOS und digitaler Kiefergelenksvermessung, nimmt Einfluss auf die Abrechnungsmöglichkeiten. Ümit Kuzoluk/AdobeStock
Ob die keramikverblendete Krone auf konventionelle Weise angefertigt wird, in einem digitalen Herstellungsprozess oder mit Hilfe eines IOS und digitaler Kiefergelenksvermessung, nimmt Einfluss auf die Abrechnungsmöglichkeiten.

Dadurch können sich in der Abrechnung verschiedene Vorteile ergeben:

  • Abrechnungstransparenz
  • Nachvollziehbarkeit
  • Prozessbeschreibung (wichtig für die MDR)

Bedenken Sie, dass die neuen BEB-Leistungen auch betriebswirtschaftlich zu kalkulieren sind.

Fazit

Die digitale Transformation bietet immense Chancen, erfordert aber gleichzeitig eine konsequente Anpassung der Rahmenbedingungen, insbesondere im Bereich der Abrechnung. Unser Beispiel zeigt deutlich, dass die herkömmlichen Abrechnungssysteme mit dieser Entwicklung kaum Schritt halten können. Die Gegenüberstellung von analogen und digitalen Fertigungsprozessen macht klar, dass eine grundlegende Anpassung der Abrechnungsgrundlagen unbedingt notwendig ist.

Anzeige

Die bisherige BEB 97 vermag die neuen Leistungsinhalte und veränderten Kostenstrukturen digitaler Workflows nicht adäquat abzubilden. Entwicklung und Einführung neuer, spezifischer BEB-Positionen sind daher unerlässlich, um die wirtschaftliche Basis zahntechnischer Labore im digitalen Zeitalter zu sichern. Dabei ist es entscheidend, dass sich diese neuen Positionen nicht primär auf das Endprodukt, sondern auf die einzelnen innovativen Herstellungsprozesse beziehen. Dieser Ansatz schafft nicht nur die notwendige Abrechnungstransparenz und Nachvollziehbarkeit, sondern liefert auch wichtige Prozessbeschreibungen im Hinblick auf die Medizinprodukteverordnung (MDR).

Die Beispiele verdeutlichen, wie sich mit fortschreitender Digitalisierung die Anzahl der abrechenbaren Einzelschritte signifikant erhöht. Von der digitalen Auftragsanlage über das Scannen von Modellen und Kieferrelationen bis hin zur Konstruktion im virtuellen Artikulator und dem 3D-Druck entstehen neue, eigenständige Leistungen, die in der Abrechnung berücksichtigt werden müssen.

Die Integration von Daten aus intraoralen Scans und digitalen Kiefergelenksvermessungen führt zu einer weiteren Zunahme spezifischer digitaler Arbeitsschritte. Daher ist es unerlässlich, dass Zahntechniker/-innen an der Definition und Kalkulation dieser neuen BEB-Positionen arbeiten. Nur so kann gewährleistet werden, dass Innovationskraft und Mehrwert digitaler zahntechnischer Leistungen angemessen vergütet werden und die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Labore gesichert ist.

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige