Einer gelungenen praktischen Umsetzung muss zwar zunächst eine Phase intensiver Arbeit vorausgehen. Aber dieser Weg führt dazu, dass Zahnarztpraxis und Dentallabor ein unschlagbares Kompetenzteam bilden. Eine solche Teamarbeit ist leider nicht überall die Regel. Zahntechnische Leistungserbringer/-innen sind enormen Herausforderungen ausgesetzt in Form von Preisdruck sowie Terminstress, die zudem häufig von mangelhaften Arbeitsunterlagen begleitet werden. Eine Erklärung für diese Umstände finden wir, wenn wir eine psychologische Sichtweise auf diese Phänomene wagen. Es zeigt sich, dass die Ursache oft in einem Konflikt zwischen Zahnarzt/-ärztin und Zahntechniker/-in liegt.
In der Dentalbranche können sogenannte Revierkonflikte durch das Aufeinandertreffen von akademischer und handwerklicher Ausbildung bedingt sein, die immer noch unterschiedliche gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Fühlen sich Zahnärzte/-innen aufgrund ihres akademischen Grades/Studiums dem zahntechnischen Beruf überlegen, kann es nicht zu einer Majesthetischen Teamarbeit kommen. Gleiches gilt, wenn es einem/-er Zahntechniker/-in schwerfällt, beim zahnärztlichen Gegenüber selbstbewusst aufzutreten. Der zahntechnische Beruf sollte etwas sein, wofür und nicht wovon man lebt. Diese Einstellung vertraten viele erfolgreiche Menschen in der Geschichte und damit kann auch ein selbstbewusster Umgang mit Zahnärzten/-innen gelingen.
Nur ohne Revierkonflikt kann echte Teamarbeit auf Augenhöhe gelingen und gegenseitiger Respekt Zahnarztpraxis und Dentallabor zu Erfolgen verhelfen. Zum bestmöglichen Nutzen der Patienten/-innen steht hier die erweiterte Anamnese im Sinne der Majesthetic.
Anamnese
Definitionsgemäß stellt die Anamnese die professionelle Erfragung von potenziell medizinisch relevanten Informationen durch das Fachpersonal dar. Hierbei könnte man auch von einer Klassifizierung sprechen. Die Majesthetische Anamnese ist im Vergleich dazu tiefgründiger und schließt psychologische Aspekte ein, um den Weg zu einer ästhetischen Rehabilitation zu ebnen. Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff Anamnese (aná = auf; mnémē = Gedächtnis, Erinnerung) beinhaltet hier, dass Patienten/-innen aus ihrer Erinnerung über ihre Vorgeschichte berichten, was auch psychologische Effekte mit sich bringt, da sie viele persönliche Details preisgeben.
Majesthetische Anamnese |
Die majesthetische Anamnese geht über eine Klassifizierung hinaus, wie sie in der konventionellen Zahnmedizin üblich ist. Der Anamnesebogen entspricht einer ehrlichen Selbstauskunft, die Aspekte wie Halitosis und Fragen zum psychologischen Wohlbefinden des/der Patienten/-in mit einbezieht, wie es auch oft in der biologischen Zahnheilkunde üblich ist. Die eigentliche Anamnese ist ein Kommunikationsprozess im Trialog von Zahnmediziner/-in, Zahntechniker/-in und Patient/-in auf Augenhöhe. Eine Fotodokumentation des Lippenbildes in Bewegung begleitet den Prozess. |
Die Zahl der von psychischen Erkrankungen betroffenen Personen in Deutschland stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen sind aktuell über 30% der Bevölkerung betroffen [1]. In Anbetracht solcher Entwicklungen wird deutlich, wie wichtig ein ästhetisch optimales dento-faziales Erscheinungsbild ist, denn dies wirkt sich unmittelbar auf das psychische Wohlbefinden eines Menschen aus [2]. Ein Umstand, der im zahnmedizinischen Studium eine nur sehr geringe und in der zahntechnischen Ausbildung gar keine Rolle spielt. Ein katastrophaler Zustand in Anbetracht der Tatsache einer steigenden Anzahl psychischer Störungen [1], die aufgrund iatrogener (behandlungsbedingter) Schäden ebenso zunimmt [2].
Einen Lösungsweg stellt die Majesthetische Rehabilitation dar. Bei dieser besonderen Form von Heilprothetik stellt die Anamnese einen wichtigen Baustein dar. Sie leitet den Weg zur psychischen Genesung ein und findet im Trialog zwischen Zahnarzt/-ärztin, Majestheticer/-in und Patient/-in statt. Entsprechend der Wortstamm-Herleitung berichtet der/die Patient/-in über seine/ihre dento-faziale Vorgeschichte und wie es zur ästhetischen Problematik kam. Einige haben zudem noch Modelle aus ihrer dentalen Vorgeschichte, die dabei sehr hilfreich sein können. Die hier gezeigten Bilder stammen aus dem Kommunikations-Anamnese-Prozess im Vorfeld einer Fortbildungsveranstaltung bei Bösing Dental, Bingen, mit Majestheticerin Olga Urbach und Dr. Frank Maier, Tübingen.
Das dento-faziale Erscheinungsbild der Patientin war durch unsachgemäße Verwendung von Komposit entstellt und sie äußerte den Wunsch nach einer Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Ausstrahlung. Im Rahmen der erweiterten Majesthetischen Anamnese wurde die laborseitige Planung im Mund simuliert (Abb. 1) und im Trialog besprochen (Abb. 2 und 3).



Fazit
In vielen Bereichen ist ein deutlicher Wandel zu bemerken, bei dem mehr und mehr eine echte Zusammenarbeit im Fokus steht. Solch eine Entwicklung ist schön zu beobachten, denn sie zeigt, dass Majesthetic ein solides Fundament bildet, in dem das Arbeiten in der Dentalbranche zu einer hingebungsvollen Aktivität werden kann.
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