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Sportzahnmedizin für Spitzensportler/-innen

Mit dem richtigen Biss zum Sieg

Den Unterschied zwischen der Weltelite und anderen guten Athleten machen im Sport heute oft nur Kleinigkeiten aus. Mit einer individuell angefertigten Performanceschiene kann die Sportzahnmedizin einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Bestleistung liefern. Thomas Pohland stellt vor, was diese leisten und warum sie so wichtig sind. Er arbeitet seit 30 Jahren als Zahntechniker und hat sich auf die Herstellung hochwertiger Zahnschienen spezialisiert.

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Normalerweise werden Zahnschienen im Profisport vor allem dort wahrgenommen, wo es um einen stabilen Mundschutz geht. Das ist etwa in klassischen Kampfsportarten wie dem Boxen der Fall. Da sie hier einen Schutz vor kräftigen Schlägen bieten müssen, sind sie entsprechend massiv und fallen auf. Auf der anderen Seite gibt es aber auch außerhalb des Sports viele Menschen, die Zahnschienen tragen, beispielsweise wegen craniomandibulärer Dysfunktion oder weil ihr Kiefer nachts verkrampft.

Die Schienen halten den Kiefer in einer entspannten und unverkrampften Stellung und sorgen auf diese Weise für einen ruhigen Schlaf. Genau aus diesem Grund nutzen auch viele Sportler/-innen während der Wettkampfphasen solche Zahnschienen, um am nächsten Tag wieder konzentriert zu sein. Doch um diesen Vorteil geht es hier nicht. Denn an anderer Stelle übernehmen Zahnschienen eine noch wichtigere Funktion.

Funktionen moderner Performanceschienen

Performanceschienen werden während des Wettkampfes getragen. Ihre erste Aufgabe besteht darin, Ober- und Unterkiefer in einer optimalen Bissposition zu halten. So wird die Muskulatur entlastet. Studien [1-3] aus der Sportwissenschaft zeigen, dass dieser kleine Vorteil der Entlastung in einem Bereich zu einer wesentlich höheren Spannkraft in anderen Körperpartien führt. Bei Sportarten wie dem Reiten oder der Leichtathletik kann die Sprungkraft beziehungsweise Standfestigkeit der Sportler/-innen verbessert werden. Bei schlechter Kieferstellung verkrampft sich der Körper.

Die Zahnschiene gleicht effizient Fehlstellungen aus und sorgt für die Entlastung der Kaumuskulatur. Eine optimale Bissstellung ist wiederum nur möglich, wenn die Zahnschiene individuell auf den jeweiligen Kiefer angepasst wird. Heute verwendet man dafür die Tiefziehtechnik. Professionelle Performanceschienen bieten neben der Funktion eines herkömmlichen Mundschutzes und der Stabilisierung der optimalen Kieferhaltung allerdings noch einen weiteren wichtigen Vorteil. Um diesen zu erkennen, lohnt sich ein Blick auf Zähne und Kiefermuskulatur in Situationen starker körperlicher und/ oder mentaler Anstrengung.

Mehr als nur ein Sprichwort

Nach einem bekannten Sprichwort muss man die „Zähne zusammenbeißen“, wenn etwas anstrengend wird. Ein Spruch, der auch im Sport anspornend verwendet wird. Und tatsächlich verbirgt sich dahinter nicht nur eine Floskel, sondern eine kleine Wahrheit. In Situationen höchster Anstrengung beißen Menschen die Zähne zusammen. Im Kiefer finden sich Nerven, die diese Aktivität wahrnehmen und an das Gehirn weitergeben. Daraufhin leitet dieses ohne Verzögerung schnelle Bewegungen von Beinen oder Händen ein. Es werden durch das Zubeißen also genau jene Bewegungsabläufe auf ein Maximum beschleunigt, die gerade gefragt sind.

Mit dem Biss auf den Kiefer spornt sich der Athlet oder die Athletin selbst an. Gelingen kann dies allerdings nur dann, wenn die Zahnschiene nicht so massiv ist, dass der Kiefer das Zubeißen nicht mehr wahrnimmt. Spätestens an dieser Stelle kommt die Materialauswahl ins Spiel. Performancezahnschienen werden aus einem medizinischen Kunststoff hergestellt. Der Körper reagiert auf dieses Material nicht. Professionelle Zahntechniker/-innen dürfen Sportlern/-innen keine Zahnschiene von der Stange liefern. Sie sollten sich weder auf eine Standardform noch auf eine Standardmaterialzusammensetzung von vornherein festlegen.

Professionelle Fertigung

Pohland

In der Sportzahnmedizin ist Präzision das A und O, besonders wenn es um die Herstellung von Performanceschienen geht, die Athleten/-innen bei ihrem Training und in Wettkämpfen unterstützen. Der Prozess beginnt mit einer zentrischen Registrierung des Unterkiefers. Das bedeutet, dass die genaue Position des Unterkiefers erfasst wird, um sicherzustellen, dass die Schiene perfekt passt. Zusätzlich werden die Bewegungsmuster des Unterkiefers aufgenommen und in ein Artikulationsmodell übertragen, das den individuellen Kieferbewegungen entspricht. Wir verwenden hierfür das AVOSAX-System. Damit können wir sowohl die Zentrik, also die natürliche Ruheposition des Kiefers, als auch die Bewegungsmuster direkt am Patienten oder an der Patientin abnehmen. Diese Daten werden dann in einen individuellen Kausimulator übertragen, der die natürlichen Kieferbewegungen genau nachbildet.

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Die Entspannungsschiene für die Nacht wird am Computer entworfen und anschließend aus PMMA herausgefräst. Bei der Konstruktion ist es wichtig, dass die Seitenzähne in Kontakt stehen, während die Frontzähne freiliegen, um eine Überlappung zu vermeiden. Die individuellen Bewegungsmuster werden in die Schiene eingearbeitet. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Sperrung in der Okklusion so gering wie möglich bleibt, um eine natürliche Entspannung zu ermöglichen. Für die Performanceschiene, die Athleten/-innen während des Trainings oder im Wettkampf tragen, wird ebenfalls die Zentrik des Kiefers berücksichtigt.

Die Schiene wird so gestaltet, dass im Seitenzahngebiet weiche Aufbisse verwendet werden, während die Frontzähne wieder frei bleiben. Das Material der Wahl ist hier ebenfalls PMMA, und die Aufbisse werden mit einem speziellen Silikon gefertigt, das eine Härte von 50 bis 60 aufweist. Diese Schienen sind speziell darauf ausgelegt, die sportliche Leistung zu steigern und gleichzeitig Entspannung zu fördern. Für Kontaktsportarten wie Eishockey oder Boxen wird eine zusätzliche tiefgezogene Schiene verwendet. Diese ist so konstruiert, dass sie den bestmöglichen Schutz bietet, indem sie die Zähne und den Zahnhalteapparat optimal abdeckt. Sie besteht aus einer weichen Außenschicht, einer harten Mittelschicht und einer weiteren weichen Schicht, die zusammen maximalen Schutz bieten. Außerdem ist darauf zu achten, dass die Schiene den Oberkiefer vollständig abdeckt und die Zunge genügend Bewegungsfreiheit hat.

Autor

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ZTM Thomas Pohland

Sources

[1] Cesanelli, Leonardo, Gianfranco Cesaretti, Berta Ylaite, Angelo Iovane, Antonino Bianco, and Giuseppe Messina. 2021. „Occlusal Splints and Exercise Performance: A Systematic Review of Current Evidence“ International Journal of Environmental Research and Public Health 18, no. 19: 10338. abrufbar über: https://doi.org/10.3390/ijerph181910338
[2] Maurer C, Heller S, Sure J-J, Fuchs D, Mickel C, Wanke EM, et al. (2018) Strength improvements through occlusal splints? The effects of different lower jaw positions on maximal isometric force production and performance in different jumping types. PLoS ONE 13(2): e0193540. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0193540
[3] Cao R, Zhang X, Xu Y, Zhao W, Qiu P, Liu W. Influence of wearing mouthguards on performance among athletes: A systematic review. J Sci Med Sport. 2023 Sep;26(9):493-503. Epub 2023 Jul 20. PMID: 37524627, abrufbar über: https://doi.org/10.3390/ijerph181910338

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