Galvanobäder sind filigrane und empfindliche Diven. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass nur von den Herstellern empfohlene Werkstoffe und Materialien mit den Bädern in Kontakt kommen. Andernfalls können die Galvanisierergebnisse sehr vom gewünschten Ziel abweichen bzw. der Prozess funktioniert gar nicht mehr und es gibt zeit- und nervenraubende, kostenverursachende Fehlabscheidungen.
Auffüllen der Primärteile: Polyurethan oder Polymer
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Es ist unbedingt auf ein korrektes und nicht zu kurzes Anmischen zu achten, damit die Kunststoffanteile optimal miteinander vernetzt sind. Großer Vorteil des PU-Kunststoffes ist ein absolut passives Verhalten in der Galvanoflüssigkeit. Es lösen sich keine Kunststoffanteile aus, die dem Bad schaden könnten. Insbesondere beim Helioform-System von C.HAFNER, in dem mit dem Replenishing-Verfahren bis zu 28 g aus einem Elektrolyten ausgearbeitet werden können, ist dies eine elementare Bedingung. Verunreinigungen des Bades durch das Stumpfmaterial sind ausgeschlossen. Das sorgt dafür, dass in demselben Bad mehrere Durchgänge mit gleichbleibend guter Qualität galvanisiert werden können.
Nach dem Prozess ist das Entfernen des PU-Modellkunststoffes aus den Primärteilen sehr einfach. Durch leichtes Erwärmen über dem Bunsenbrenner wird der Kunststoff plastisch und kann leicht entfernt werden.
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Allerdings gibt es neben den vielen Vorteilen dieses schnellhärtenden roten Modellierkunststoffes auch einige Nachteile, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. Neben möglichen Haut- und Augenreizungen sind diese durch Monomere gebildeten Polymere für Galvanobäder nicht sehr vorteilhaft. Wie bei allen Kunststoffen in dieser Zusammensetzung werden in der Trocken- und Aushärtezeit Monomere freigesetzt und können so unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Grundsätzlich gilt: Je länger Pattern Resin aushärten kann, bevor es ins Galvanobad kommt, desto weniger Restmonomer wird freigesetzt. Unschöne, manchmal auch „pickelige“ Oberflächen der Galvanoobjekte können die Folge dieses Restmonomers im Galvanobad sein. „Das ist ja nicht so schlimm!“, meint vielleicht der eine oder andere Anwender, da bei diesen Galvanosystemen das Bad nicht mehr weiterverwendet wird. Das ist grundsätzlich richtig, die Qualität der Abscheidungen leidet aber unter den nicht optimalen Bedingungen bei der Anwendung von Pattern Resin.
Verwendung von Dubliersilikon
Wie bereits erwähnt, gibt es Anwender, die gern mit dem Dubliersystem arbeiten. Hierzu werden die Stümpfe bzw. Primärteile mit einem Silikon dubliert, anschließend gießt man die Dublierform mit Kunststoff oder auch Gips aus. Eventuell wird in dieser Form auch gleich noch Silberpuder in die Silikonform eingebracht, um leitfähige Stümpfe zu erzeugen (Methode nach Willershäuser).
Für das Helioform-System wird ein blaues 1:1-Silikon angeboten, das mit einer Shore-Härte von 7 (nicht zu hart) sehr gut geeignet ist (Abb. 3). Das Silikon hat keine Rückstellungszeit, kann also sofort nach Entnehmen der dublierten Teile mit dem Zweikomponenten-PU-Kunststoff aufgefüllt werden. Wird dieser Kunststoff in einem trockenen Drucktopf 30 Minuten bei 2 bar ausgehärtet, garantiert der Hersteller eine korrekte 1:1-Abformung im Vergleich zum Originalteil. Zu enge oder zu weite Galvanokronen sind somit bei korrekter Anwendung ausgeschlossen. C.HAFNER
Dubli-Gum, welches für die AGC-Technik angeboten wird, ist ein ebenfalls sehr gut zu verarbeitendes Silikon (Verhältnis 9:1). Mit einer Shore-Härte von 12 ist es deutlich härter (Abb. 4). C.HAFNER
Sekundenkleber
Zum Befestigen der Elektrode am Stumpf oder am Kunststoff werden in der Zahntechnik handelsübliche cyanacrylathaltige Sekundenkleber verwendet. Es ist besonders darauf zu achten, dass der Metallanteil der Elektrode nicht mit Sekundenkleber überzogen ist.
Abdecklack
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Aufpassen müssen Anwender, die mit dem AGC Leitsilberlack Switch arbeiten. In diesem Fall ist der Helioform-Abdecklack LC nicht zu empfehlen, da dieser den Switch-Lack anlösen und dadurch die Leitspur unterbrechen kann.
Definitive Befestigung
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Die Doppelspritze mit der aufgeschraubten Mischkanüle ermöglicht leichtes Mischen und Dosieren im richtigen Verhältnis. Die Verarbeitungszeit beträgt ca. 90 Sekunden, die intraorale Aushärtezeit ca. 6 Minuten. Beim Verkleben auf dem Modell ist der AGC Cem nach ca. 15 Minuten komplett mechanisch ausgehärtet. In beiden Fällen wird ein Haftvermittler empfohlen, der nach den entsprechenden Vorgaben aufgetragen werden soll.
Fazit
Galvanobäder sind sehr empfindlich gegen jegliche Verunreinigungen. Daher sollten nur Materialien zum Einsatz kommen, die vom Badhersteller getestet und freigegeben wurden. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Kombination von Produkten verschiedener Hersteller zu Schwierigkeiten und Fehlabscheidungen führen kann. Jedoch sind Materialien, die nicht mit dem Bad in Berührung kommen, in der Regel frei wählbar, z. B. Dubliersilikone. Bei allem ist es nicht zu vernachlässigen, die Haltbarkeitsdaten von Werkstoffen und auch Bädern im Auge zu behalten: Überlagerte Produkte können ihrerseits Fehler verursachen.
Der nächste und letzte Teil der Serie beschäftigt sich mit „Geräteprogrammierungen: Auswirkungen auf die Qualität“.
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