Hotel Amselgrund
So geht es weiter aufwärts durch dichten Wald. Schon bald ragen rechts als Vorboten des Elbsandsteingebirges 2 steile Felstürme in den Himmel und ein Schild unter uralten Bäumen mit krummen, spinnenartigen Wurzeln: Nationalpark Sächsische Schweiz.
Basteibrücke: Wahrzeichen und Inspiration für namhafte Künstler
Dr. Renate V. Scheiper
Ich bin hingerissen von diesem Blick. Zwar ist das Wetter nicht perfekt. Doch das macht nichts.
Weiter geht es aufwärts Stufe um Stufe. Immer wieder bieten sich von einem Felsen oder Plateau grandiose Blicke auf Elbe und zauberhafte Landschaft.
Endlich vor mir das ersehnte Ziel: die Bastei. Eine 1851 waghalsig über Felsköpfe erbaute steinerne Brücke, die über eine tiefe, mit unendlich vielen, mit Klammerkiefern bewachsenen Sandsteinfelsen erfüllte Schlucht zur anderen Seite hinüberführt.
Die Kopie eines Gemäldes von Caspar David Friedrich ist hier befestigt, das ihn 1822/23 aus dieser Perspektive inspiriert hat. Er mystifizierte seine Gemälde dieser bizarren Region immer wieder durch Nebelschwaden.
Bizarr sind die von Wind und Wetter in den weichen Sandstein gegerbten Säulenformationen. Auch wird mir, auf der Brücke stehend, klar, weshalb die 2 Schweizer Künstlern Adrian Zingg und Anton Graff, die im 18. Jahrhundert in Dresden arbeiteten, das Elbsandsteingebirge die „Sächsische Schweiz“ nannten. Und dabei blieb es.
Die weiteren Stufen hinauf zu dem Restaurant und Hotel aus der DDR-Epoche spare ich mir, wähle stattdessen den Rückweg über die gruseligen Schwedenlöcher und bin rechtzeitig zum Abendessen zurück im gemütlichen Amselgrundschlösschen. Herrlich und in absoluter Ruhe schlafe ich bei offener Balkontür, atme tief die aromatische Waldluft. Reichlich ist die Auswahl des Frühstücksbuffets, herzlich und aufmerksam die Bedienung – so als sei jeder Gast etwas Besonderes.
Hotel Amselgrund
Festung Königstein – ein grandioser Blick
Der Kurort Rathen besteht aus 2 Teilen, die mit einer vom frühen Morgen bis Mitternacht emsig hin- und hergleitenden, vom Elbstrom bewegten Gierfähre verbunden sind. Der Bahnhof ist auf der anderen Seite. Von dort fahre ich in den nahen Ort Königstein an der Elbe und mit einem Pendelbus hinauf zur gewaltigen Festung Königstein.
Sie thront auf einem hohen Sandsteinmassiv, hatte mich schon von der Bastei aus beeindruckt. Ein Personenaufzug bringt Besucher hinauf auf das riesige Areal der seit dem 13. Jahrhundert komplett ummauerten Festungsanlage. Nie wurde sie eingenommen. Gebäude aus fast allen Jahrhunderten und ein großer Park mit urgewaltigen Bäumen lassen fast einen ganzen Tag im Nu vergehen.
Nicht nur militärische Anlagen sind zu besuchen. Auch herrschaftliche Bauten der Kurfürsten und vor allem Augusts des Starken erzählen von deren feudalem Leben und Festen. Begeisterung löst bei der Führung im Proviantmagazin das riesengroße Weinfass von 1680 aus, welches 223.500 Liter für höfische Feste fasste.
Die Befüllung dauerte 14 Tage. Guide Maximilian würzt mit heiteren Gedichten seinen Rundgang. Es lohnt aber auch die Umrundung der Anlage entlang der Schwindel erregend steil abfallenden Mauern und Felsen hinab auf die große Elbschleife – immer wieder mit anderem, atemberaubendem Blick.
Für Alt und Jung spannend ist im großen Hauptgebäude die neue Dauerausstellung „In Lapide Regis“ (Auf dem Stein des Königs) zu 800 Jahre Leben auf der Festung. Man kann zum Beispiel August den Starken virtuell auf eine Waage setzen – und staunen über sein Gewicht oder ausprobieren, welche Speisen und Getränke er mag und welche nicht: keinesfalls Bier aus der Dose. Auch die Kopien einiger Gemälde des italienischen Vedutenmalers Canaletto sind vertreten, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr 2022 gefeiert wird.
Wir werden ihm in Pirna wieder begegnen. Kontrastprogramm nach der Festung ist die nostalgische Fahrt mit dem Schaufelraddampfer von Königstein elbeaufwärts vorbei an idyllischen Dörfern wieder zurück nach Rathen. Ein Ruhetag mit herrlichen Spaziergängen durch die üppige Natur in und um den kleinen Ort lässt Kraft schöpfen für einen Besuch der Gräfin Cosel auf Burg Stolpen – zunächst wieder per Gierfähre hinüber zur anderen Seite des Ortes. Dr. Renate V. Scheiper
Dr. Renate V. Scheiper
Allein die kurze, gemächliche „Treibfahrt“ über die Elbe mit Blick auf Rathen, die steilen Felsen der Sächsischen Schweiz und die berühmte Basteibrücke sind jedes Mal wieder ein Erlebnis. Am anderen Ufer sind es nur wenige Schritte bis zur Bahn, wo im Stundentakt Züge in Richtung Dresden und nach Tschechien fahren.
Tragische Geschichte der Gräfin Cosel auf Burg Stolpen
Auch Burg Stolpen thront hoch über den Häusern des Ortes und einem weiten, grünen Umland. Oben überraschen fantastische Basaltformationen, auf denen die Burg erbaut wurde. Wegen dieser geologischen Besonderheit in der Region sind sie als „Geologisches Naturdenkmal Stolpener Basalt“ eingeordnet und weltbekannt.
Großartig ist auch von hier der weite Blick über das Land. Der jedoch interessierte Gräfin Cosel überhaupt nicht – im Gegenteil. Wie das?
Als schöne und kapriziöse Mätresse Augusts des Starken, des berühmten sächsischen Kurfürsten und Königs von Polen, war sie offiziell akzeptiert – zu seiner Linken. Doch sie wollte den Platz seiner Gattin, also zu seiner Rechten. Der aber war besetzt. Sie brauchte Publikum, Bewunderung.
Ihre trotzigen Allüren wurden ihm zu viel. Kurzerhand verbannte August sie auf Burg Stolpen. Strengstens bewacht, durfte sie die Burg bis zu ihrem Tod – 49 lange Jahre – nicht mehr verlassen.
Bestechung der Bewacher war nutzlos – darauf hatte der Ex-Liebhaber die Todesstrafe angeordnet. Bei einer Führung mit dem Wissenschaftler Jens Gaitzsch taucht man gebannt ein in die spannend-tragische Geschichte der gesellschaftlichen Zeit vor 300 Jahren und kann einen Blick werfen in die Gemächer der Gräfin im hohen Turm.
Dr. Renate V. Scheiper
Wieder zurück in Bad Rathen stelle ich fest, dass die geplanten 5 Tage zu wenig sind, um noch weitere Ausflüge und auch Wanderungen in dieser großartigen Region zu machen. Ich verlängere im schönen Amselgrundschlösschen und laufe sogar noch einmal hinauf auf die Bastei.
Weitere Informationen
Gewinnspielfrage
Wie kommt man vom Amselgrundschlösschen hinauf auf die Bastei?
Zu gewinnen gibt es 3 Übernachtungen mit Halbpension für 2 Personen.
Einsendungen mit dem Stichwort „Sächsische Schweiz“ bis zum 26. Oktober 2022 ausschließlich online an Redaktion@spitta.de.
Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist eine Angabe von personenbezogenen Daten erforderlich. Der Teilnehmer erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von ihm übermittelten Daten für die Durchführung und Abwicklung des Gewinnspiels erhoben und verarbeitet werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Informationen: Hotel Amselgrundschlößchen:40 Zimmer, 6 Appartementwohnungen; 01824 Kurort Rathen, Tel: 035024 74333, Fax: 035024 74 444,
E-Mail: info@amselgrund.de, www.sachsenhotels.de. Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. Pirna: E-Mail: info@saechsische.schweiz.de, www.saechsische-schweiz.de. In Königstein lohnt ein Gang durch die kleine Anlage des „Bibelpflanzgarten“.
Zum 300. Geburtstag Canalettos in diesem Jahr (2022) fanden und finden zahlreiche Veranstaltungen statt.
Empfehlenswert ist das reich bebilderte Taschenbuch von Jens Gaitzsch „Gräfin Cosel. 49 Jahre Gefangene auf Burg Stolpen“. Reisetaschenbuch Dumont „dresden & sächsische schweiz“, 18,95 Euro.
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