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Eine Untersuchung der Universität Kiel zu den Praxisprozessen bei niedergelassenen Zahnärzten zeigte, dass die Mehrheit der befragten Praxen die Patienten immer noch mit analogen Methoden behandeln – d.h. konservative diagnostische Befundung, intraorale Abformung mit Elastomeren, Nutzung von Gipsmodellen, visuelle Funktionsanalytik etc. Lediglich im Bereich der Praxisverwaltung und der Röntgenbefundung wird inzwischen mehrheitlich digital gearbeitet; hierzu werden die Verfahren eindeutig positiv bewertet. Die computergestützte Behandlung wird hingegen von einem Drittel der Praxen geschätzt; hier steht besonders der Intraoralscanner im Vordergrund – vorwiegend eingesetzt für kleinere Restaurationen, die teilweise auch chairside aus Keramikblocks ausgeschliffen werden. Diese Anwender bevorzugen die Regie einer Bestellpraxis mit definierten Behandlungs-Slots.
Praxen mit ausgebauter CAD/CAM-Erfahrung nutzen den Intraoralscan sowie die Ausschleifeinheit ferner für mehrgliedrige Brücken sowie für implantatgetragene Versorgungen. Bei weitspannigen Brücken (full arch), Teleskopkronen, Interims- und Vollprothesen sowie prothetischen Attachments wird die CAD/CAM-Technik in praxi noch in geringem Maße eingesetzt. Der funktionelle und wirtschaftliche Nutzen der computergestützten Therapie scheint sich jedoch in jüngerer Zeit mehr und mehr durchzusetzen. So wächst aktuell die Neigung der niedergelassenen Zahnärzte, computergestützte Verfahren für die konservierende und prothetische Behandlung in Zukunft stärker zu nutzen. Circa 60 Prozent der befragten Praxen planen demzufolge, die Digitalisierung innerhalb der nächsten fünf Jahre deutlich auszubauen. Diese Perspektive deutet auf einen generellen Wandel von der analogen zur digital gestützten Zahnheilkunde hin.
Digitalisierung in der Praxis – heute oder morgen?
Die Digitalisierung in der Medizin sowie in der Zahnheilkunde schreitet schnell voran. In vielen Universitäten mit zahnmedizinischen Fakultäten haben sich wahre „Hotspots“ gebildet, die die computergestützte Behandlung in der Ausbildung fördern und auch in der klinischen Versorgung umfänglich und professionell einsetzen.
Dieser Impuls ist in der niedergelassenen Praxis bis dato nur zum Teil angekommen, denn 70 Prozent der Praktiker bevorzugen chairside immer noch analoge Verfahren und überlassen die Ausarbeitung und Herstellung der Restaurationen dem ZT-Labor. In der Zahntechnik hingegen zählt die computergestützte Konstruktion und Fertigung, besonders bei der Verarbeitung von Gerüstkeramiken, bereits zum Standard und hat vielfach traditionelle, analoge Arbeitsschritte abgelöst.
Digitale Intraoralabformung als Schüsseltechnologie
Während die Massenprodukte der Kommunikationstechnologie (z.B. Smartphone, Notebook, Tablet) zur Beschleunigung, Effizienz- und Komfortsteigerung beitragen, werden diese Attribute noch nicht selbstredend mit dem CAD/CAM-Einsatz in der zahnärztlichen Praxis assoziiert. Angesichts der hierzulande noch herausfordernden Marktdurchdringung haben die digitalen Abform- und Peripheriesysteme in der Zahnarztpraxis noch ein großes Potenzial zu erschließen.
Gibt es eigentlich noch Vorbehalte in der niedergelassenen Praxis gegenüber der computergestützten Behandlung? Die Zahnärztin Caroline Amarell, niedergelassen in Schkeuditz (Sachsen), bisher in praxi noch nicht digital ausgerüstet, befragt Dr. Andreas Kurbad, Leiter des Cerec Masters Club, Viersen (NRW), über die Perspektive der computergestützten Zahnheilkunde.

ZÄ Amarell: Lieber Herr Kollege – ich behandle seit vielen Jahren erfolgreich konventionell und sehe keinen Grund, warum ich das ändern sollte. Die Restaurationen liefert mir das ZT-Labor. Aus meiner Sicht ist die Digitalisierunjg nur ein Hype; die Patienten kümmert das nicht. Konventionelle Abdrücke sind genauer und schneller als digitale. Die Kosten der digitalen Aufrüstung sind in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nicht vertretbar.
Kurbad: Die guten Erfahrungen, die Sie mit der computergestützten Praxisverwaltung gemacht haben, können Sie auch von der digital gestützten Chairside-Behandlung erwarten. Die Abläufe werden sich gegenüber konventionellen Verfahren erheblich verkürzen. Der Einstieg mit dem Intraoralscanner bietet Ihren Patienten einen hohen Behandlungskomfort, weil der unbequeme Gebissabdruck mit Polymer entfällt. Sie oder Ihr Zahntechniker können den Scandatensatz sofort weiter bearbeiten und das anvisierte Restaurationsdesign auf dem Monitor darstellen. Das wird Ihre Patienten motivieren, der vorgeschlagenen Therapielösung zuzustimmen.

Amarell: Schön und gut – aber ich habe gehört, dass Elastomerabdrücke genauer sind als digital erzeugte Modelle. Was sagt die Wissenschaft dazu?
Kurbad: Moderne Intraoralscanner bilden mindestens genau so präzise die Zahnsituation ab, wenn nicht sogar genauer. Das belegt die Literatur. In der Implantatprothetik ist der Digitalscan exakter als der manuell genommene Abdruck. Mit den Daten der optoelektronischen Abformung generieren Sie sofort ein Modell auf dem Bildschirm, kontrollieren die Präparation und die Funktion der geplanten Restauration. Gleichzeitig können Sie, wenn Sie arbeitsteilig vorgehen, Ihren Zahntechniker online einbeziehen. Ferner liefern CBCT-Scans Informationen zur Befundung mit mehr Details als 2D-Röntenaufnahmen.

Amarell: Nun, wenn schon computergestützt behandeln, möchte ich, wie bei meinem Smartphone, viele Funktionen mit Wertschöpfung mittels eines kompakten Equipments durchführen, damit sich die Investition auch wirtschaftlich lohnt.

Kurbad: Als Herz der Chairside-Behandlung kann der Intraoralscanner die zentrale Drehscheibe für das gesamte „Healthcare Paket“ der Patienten werden. Die Zusammenführung der Datensätze und Schnittstellen ermöglicht die Erstellung des virtuellen Patienten als digitales Abbild für Analysen, Diagnostik und Befunderhebung, für die chirurgische, prothetische, funktionelle und kieferorthopädische Therapieplanung. Datensätze vom Intraoralscan und 3D-Röntgen sowie von der patientenindividuellen Funktionsanalyse werden in einem virtuellen Modell zusammengefasst. Dadurch wird die patienteneigene anatomische, funktionelle und ästhetische Situation abgebildet, bevor die eigentliche Intervention beginnt. Ferner nutzen Sie digitalgesteuerte Basistechnologie zur Qualitätskontrolle und zum Präventionsangebot Ihrer Praxis.
Amarell: Das hört sich sehr ambitioniert an. Sind denn die hier genannten Vorgänge dem Patienten vermittelbar und abrechnungsfähig?
Kurbad: Ausgehend davon, dass Sie den Patienten auf dem Monitor an jeder Phase Ihrer Behandlung teilhaben lassen, können Sie auch sofort Komponenten im 3D-Drucker herstellen – z.B. Aufbiss- bzw. Okklusionsschienen, Ganzkiefermodelle, Veneerschalen, Okklusalveneers für Bisslageänderungen, provisorische Kronen, chirurgische Bohrschablonen, Prototypings für Implantataufbauten, prothetische Bauteile etc. Dies alles können Sie zeitsparend und kostengünstig selbst herstellen und abrechnen.
Amarell: Falls ich mich für den Einstieg in die computergestützte Behandlung entscheiden sollte – welcher Scanner und welche digitalen Peripheriegeräte passen zu meiner Praxis und zu meinen wirtschaftlichen Möglichkeiten?

Kurbad: Die Cerec Masters verfügen über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit der computergestützten Restauration, mit Hardware und Software. Jede Praxis hat eine individuelle Organisation. Richtig ist, dass eine digital organisierte Praxis anders funktioniert als eine Analoge. Auf diese Anforderungen haben sich die Cerec Masters spezialisiert. In Kursen und Workshops lernen die Teilnehmer die unterschiedlichen Techniken und Abläufe kennen und erhalten unabhängige, praxiserprobte Empfehlungen – passend für jede Praxis.
Eine gute Gelegenheit, einen Streifzug durch die digitalisierte Praxis zu unternehmen, bietet das 2-stündige Webinar, das am Mittwoch, 23. Juli 2025, in der Zeit von 18 bis 20 Uhr online übertragen wird – auf alle digitalen Endgeräte wie Smartphone, PC, Tablet in der Praxis, zuhause oder unterwegs zu empfangen.

Als Gast und Teilnehmerin eines Interviews darf ich Sie, liebe Frau Kollegin Amarell, bereits für das Webinar ankündigen. Ich freue mich mit Ihnen auf einen konstruktiven Gedankenaustausch zur digital organisierten Praxis.
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