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„Fahren Sie 300 km.“ Die Stimme aus dem Navi teilt uns mit, nach welcher Entfernung wir zwischen Tok und Fairbanks erstmals abbiegen müssen. Im dünn besiedelten Alaska ist so eine Ansage nicht ungewöhnlich. Tok wurde 1942 als Basislager für den Bau des Alaska Highways gegründet. Dieser Knotenpunkt versorgt Menschen im hohen Norden mit dem Notwendigsten: Lebensmittel, Benzin, Ausrüstung für Jagd und Fischerei.
Natürlich hilft eine Krankenstation in Notfällen, und die Polizei wacht über den Ort und seine Umgebung. Besonders eindrucksvoll ist das „Visitor Center“ in der Mainstreet, mit 650 Quadratmetern Grundfläche ein unübersehbares Blockhaus. Ausgestattet mit präparierten Tieren aus der Umgebung und interessanten Informationen, lohnt es sich hier einen Besuch einzuplanen. Von der kanadischen Grenze sind wir nur noch 150 Kilometer entfernt.
„Ja, ja, das Gold. Das war schon wichtig für Fairbanks. Wenn das die Russen geahnt hätten dann wäre 1867 der Kaufpreis für Alaska von Russland höher ausgefallen als 7,2 Mio. Dollar“, meint Patrick lachend, der mit uns einen Stadtrundgang macht. Obwohl die Gegend schon vor Jahrtausenden von indianischen Stämmen besiedelt war, begann die neuzeitliche Geschichte erst Anfang des 20. Jahrhunderts.
Rainer HambergerDank des Gold-Booms wurde Fairbanks 1911 mit 3500 Einwohnern zwischendurch größte Stadt Alaskas. Auch jetzt noch arbeiten Goldwäscher erfolgreich in ihrem Claim. Später wurde Öl entdeckt. Heute leben in der am Chena River liegenden zweitgrößten Stadt des Staates ca. 31.000 Menschen. Spektakulär ist die Fahrt nach Süden Richtung Alaska Range mit dem 6190 Meter hohen Mount Denali. Hin und wieder gibt der endlose Wald den Blick frei auf breit ausladende Flusstäler. Zur Zeit der Schneeschmelze bahnen sich ungezähmte Wassermassen dort ihren Weg. Gletscherzungen reichen hinab in die Waldzonen.
Wale, Otter, Seelöwen
Flexibilität ist gefragt. Aufgrund der Wettervorhersage entscheiden wir uns, den Denali Nationalpark im Hochgebirge erst in einigen Tagen zu besuchen. Alaska vom Meer aus zu erleben, bietet eine mehrstündige Bootstour am Kenai Fjords National Park bei Seward.
Rainer Hamberger„Die nächste Tour startet in 15 Minuten. Bitte alle mit Tickets in dieses Boot.“ Eine spannende Fahrt führt uns zu steilen Felswänden, die sich direkt aus dem Meer erheben. Papageientauchern und anderen Seevögeln bieten sie Nistplätze. „Dort drüben, steuerbord, da bläst ein Wal“, ertönt die Stimme des Kapitäns. Trotz Regens eilen wir ins Freie. Tatsächlich scheint unser Boot Interesse bei zwei Walen gefunden zu haben.
Aus dem Wasser schaut eine kleine Rückenflosse, erstaunlich für ein 30 Tonnen schweres und etwa 13 Meter langes Tier. Dann erhebt sich die wuchtige Schwanzflosse, und mit einem eleganten Schwung tauchen beide wieder ab. Doch dann fahren wir nah an faul auf flachen Felsenplatten liegenden Seelöwen vorbei. Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Wesentlich imposanter sind die immer wieder im Wasser auftauchenden Seeotter. Scheinbar genüsslich treiben sie auf dem Rücken dahin. Oftmals klammert sich noch Nachwuchs an das Muttertier.
Beim Abendessen kommen wir ins Gespräch mit dem Kellner: „Jetzt verdiene ich im Sommer mein Geld in Seward. Aber dann geht es wieder mit meiner chinesischen Frau und unserer Kleinen nach Chongqing in China. Eigentlich arbeite ich dort als Erzieher im Kindergarten“, erzählt uns Thomas, während er den Tisch abwischt. Außerdem spricht er vier Sprachen. Es erstaunt uns immer wieder in diesem Land, welch interessante Leute hier zeitweise in einfachen Berufen tätig sind.
Rainer HambergerGleißendes Licht über Gipfeln und Gletschern
„Wann wollt ihr mitfahren?“ Im Visitor-Centre des Denali National Park erhalten wir Fahrkarte und Information für unsere Bustour durch den Park. Das grüne Vehikel, das wohl eine Karriere als Schulbus hinter sich hat, zuckelt mit uns durch den weltberühmten Nationalpark. Wir sind unterwegs in einem Gebiet äußerst aktiver plattentektonischer Prozesse mit häufigen Erdbeben. Heute wackelt nur der Bus, als er sich die ungeteerte Straße hocharbeitet. „Da liegt ein Bär!“ Scharfe Augen hat die Mitreisende. Tatsächlich wälzt sich ein Grizzly auf einem Hügel im Gras, weit genug weg, als dass wir ihn bei dem Vergnügen stören.
Rainer HambergerVon Talkeetna aus, einem originellen und rustikalen Dorf südlich der Alaska Range, starten Rundflüge zum höchsten Berg Nordamerikas. Pilot John gibt Sicherheitshinweise vor dem Start. Er bringt mit der Havilland Otter Besucher in eine faszinierende Gebirgslandschaft rund um den 6190 Meter hohen Mt. Denali. Aus der Vogelperspektive blicken wir zunächst auf Wälder, hin und wieder unterbrochen von verlandeten Seen und Sumpfgebieten. Ganz selten eine menschliche Behausung. Dann wird es spannend und wir sind schon inmitten eines Labyrinths von Gipfeln und schier endlosen Gletscherzungen. Heute zeigt der Gigant wolkenfrei seine wahre Höhe.
Rainer HambergerTief unten ist ein Basis-Lager zu sehen: Zelte und Spuren im Schnee. Welch ein Mut oder Besessenheit gehört dazu, diesen Berg zu besteigen. „Achtung, wir gehen jetzt runter auf den Gletscher, seid vorsichtig beim Aussteigen. Letzte Nacht hat es Neuschnee gegeben!“ Unten sind schon einige der roten Flugzeuge zu sehen, zu denen wir uns gesellen. Erstaunlich, wie wenig Platz für Landung und später für den Start benötigt wird. Während des kurzen Aufenthaltes fotografiert man oder beteiligt sich an einer Schneeballschlacht. Nach einem kurzen Anlauf auf Kufen umrunden wir nochmals die Gebirgskette und nehmen wieder Kurs auf den Flugplatz in Talkeetna.
Rainer HambergerElfenbein – Jade – Seifenstein
„Wir haben gerade Leihgaben vom Smithsonian Museum in Washington über das Thema Leben in der Arktis.“ Museumsführerin Janet in Anchorage deutet auf Schaukästen, in denen feinste Arbeiten der Inuit ausgestellt sind. Anoraks, ein Wort aus der Inuit-Sprache, gefertigt aus Tierdärmen, verziert mit Federn und Muscheln. Man kann sich nicht satt sehen an den kunstvoll gefertigten Handarbeiten.
Dokumentationen geben Einblick in das einstige schwierige Leben in der Arktis. Heute kämpfen Ureinwohner mehr mit den Möglichkeiten des modernen Lebens als mit den Herausforderungen der Natur. Zahlreiche Geschäfte in der Stadt bieten hervorragende Kunstwerke der Inuit an. Oftmals aus Elfenbein, Jade oder Seifenstein.
Alaskas größte Stadt mit ca. 290.000 Einwohnern liegt am Fuße der Chugach Mountains, zwischen Fjorden und zahlreichen Bergketten. Vom Lake Hood aus am Stadtrand heben täglich im Sommer fast ununterbrochen Wasserflugzeuge ab für Taxidienste und Rundflüge. Gegen Winterende im März startet in Anchorage alljährlich das berühmte Iditarod Schlittenhunde Rennen über 1688 Kilometer nach Nome.
Rainer HambergerImmer wieder beweisen die hier lebenden Menschen, dass sie sich den Herausforderungen der Natur stellen. Verständlich wurde uns das erst bei all den Begegnungen mit Einheimischen und in der Wildnis. So ergeht es uns wie vielen Besuchern Alaskas und dem amerikanischen Philosophen und Naturschützer John Muir (1838 bis 1914): „Die Berge rufen, und ich muss mich auf den Weg machen.
| Informationen |
| Für die Einreise nach Alaska muss ein elektronisches Visum ESTA im Internet beantragt werden. Mehrere Airlines fliegen nonstop von Frankfurt nach Anchorage. Hier gibt es bei Go North eine Auswahl von Mietwagen, www.gonorth-alaska.com, Denali Flüge bietet ab Talkeetna die Gesellschaft K2, www.flyk2.com, zu Anchorage und Umgebung unter www.anchorage.net ; allgemeine Informationen unter www.travelalaska.com Reisebeispiel: CRD Touristik stellt als Spezialist für Nordamerika ganz individuelle Reisen in die USA und nach Kanada zusammen. Hier können Flüge, Wohnmobile, Mietwagen und Hotelnächte gebucht werden, sowie verschiedene Alaska Reisen unter www.crd.de/alaska, E-mail: team@crd.de ; Tel: 040 300 616 0. |
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