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Implantate

Die Sofortimplantation und die sofortige Versorgung im Frontzahnbereich zum langfristigen periimplantären Gewebeerhalt

Die Rekonstruktion der dentofazialen Harmonie in der ästhetischen Zone stellt eine der größten Herausforderungen in der Implantologie dar. Die Überlebensrate sofort eingesetzter Implantate, die auf deren erfolgreicher Osseointegration beruht, weist in der Literatur im Vergleich zur Überlebensrate von Implantaten, die in ausgeheilten Knochen inseriert wurden, keine signifikanten Unterschiede auf [1]. Dennoch ist für eine erfolgreiche implantologische Behandlung nicht nur die Osseointegration, sondern auch das Erscheinungsbild des periimplantären Weichgewebes wichtig.

© Dr. Grizas, ZTM Lindemann Dr. Grizas, ZTM Lindemann
© Dr. Grizas, ZTM Lindemann
© Dr. Grizas, ZTM Lindemann

Sind die geforderten anatomischen Voraussetzungen gegeben und verfügt der Behandler über ausreichend Erfahrung und Kompetenz, führt das nachfolgend beschriebene Vorgehen zu einem vorhersagbaren Langzeitergebnis [2].

Anamnese und Befund

Die 32-jährige Patientin stellte sich mit einer persistierenden Aufhellung apikal des Zahnes 11 vor. Aufgrund eines Frontzahntraumas wurde bereits alio loco der Zahn 11 mit einer Wurzelbehandlung sowie eine Wurzelspitzenresektion versorgt. Die Patientin äußerte den Wunsch nach einer langfristigen Lösung.

Klinisch wies die Patientin einen dicken Gewebe-Phänotyp auf (Abb. 1). Zum Zeitpunkt ihrer Vorstellung konnte keine akute Infektion festgestellt werden. Radiologisch war die bukkale Lamelle am Zahn 11 intakt. Zusätzlich war das Knochenangebot apikal des Zahnes 11 ausreichend (Abb. 2).

Abb. 1a: Patientenvorstellung – klinische Situation, Frontalansicht. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 1a: Patientenvorstellung – klinische Situation, Frontalansicht.
Abb. 1b: Patientenvorstellung – klinische Situation, Ansicht okklusal. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 1b: Patientenvorstellung – klinische Situation, Ansicht okklusal.
Abb. 2: Dreidimensionale Aufnahme der Ausgangssituation in regio 11. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 2: Dreidimensionale Aufnahme der Ausgangssituation in regio 11.

Die Ausgangslage konnte für ein ästhetisches Behandlungsergebnis nach einer Sofortimplantation mit kontrollierter Sofortbelastung insgesamt als günstig beurteilt werden.

Behandlungsablauf

Der erste Schritt der Behandlung ist die gewebeschonende Entfernung des Zahnes, in diesem Fall mit dem Benex-System. Hier wird durch eine axiale Kraftübertragung der Zahn schonend entfernt (Abb. 3). Dieses Vorgehen ermöglicht den Erhalt der wertvollen anatomischen Strukturen (Abb. 4).

Abb. 3: Schonende Zahnentfernung durch axiale Kraftübertragung. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 3: Schonende Zahnentfernung durch axiale Kraftübertragung.
Abb. 4: Reizlose Gewebearchitektur nach Entfernung des Zahnes. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 4: Reizlose Gewebearchitektur nach Entfernung des Zahnes.

Die unterdimensionierte Aufbereitung des Implantatlagers (Abb. 5a-c) sowie die Anwendung eines Implantates mit aggressiver konischer Makrogeometrie (Abb. 6 und 7) erlauben das Erreichen einer adäquaten Primärstabilität (Abb. 8). Die Dimensionsveränderung des Alveolarknochens nach Zahnextraktion kann durch eine Sofortimplantation nicht beeinflusst werden [3]. Um diesen Heilungsprozess positiv zu beeinflussen, wird der Spalt zwischen dem Implantat und der bukkalen Knochenlamelle mit einer Kombination von langsam resorbierbarem xenogenen Material und Eigenknochenspänen aufgefüllt (Abb. 9). Diese Maßnahme dient dem Versuch, das Blutkoagulum zu stabilisieren und die Atrophie im Bereich der fazialen Seite des Implantates zu kompensieren. Diese Art der Augmentation kann die vestibulär- orale Schrumpfung zwar nicht komplett verhindern, aber signifikant reduzieren [4]. Um das ursprüngliche Volumen der Region zu bewahren, ist die zusätzliche weichgewebige Augmentation mit einem Bindegewebstransplantat empfehlenswert (Abb.10a-e) [5].

Abb. 5a-c: Aufbereitung des Implantatbetts bis Ø 2,8 mm. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 5a-c: Aufbereitung des Implantatbetts bis Ø 2,8 mm.
Abb. 6: Einsetzen des Implantates (Straumann BLX, Ø 3,75mm, L: 10mm). Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 6: Einsetzen des Implantates (Straumann BLX, Ø 3,75mm, L: 10mm).
Abb. 7: Nach palatinal versetzte Implantatposition. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 7: Nach palatinal versetzte Implantatposition.
Abb. 8: Primärstabilität über 35 Ncm. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 8: Primärstabilität über 35 Ncm.
Abb. 9: Auffüllung des Spaltes zwischen eingesetztem Implantat und Alveole mit Biomaterial (Cerabone Granulat) und Eigenknochenspänen. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 9: Auffüllung des Spaltes zwischen eingesetztem Implantat und Alveole mit Biomaterial (Cerabone Granulat) und Eigenknochenspänen.
Abb. 10a und b: Aufbereitung eines Mukosalappens mit Tunnelierungsinstrument. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 10a und b: Aufbereitung eines Mukosalappens mit Tunnelierungsinstrument.
Abb. 10c: Bindegewebetransplantat (BGT) – Entnahme aus dem Gaumen. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 10c: Bindegewebetransplantat (BGT) – Entnahme aus dem Gaumen.
Abb. 10d: Das entnommene BGT. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 10d: Das entnommene BGT.
Abb. 10e: Überaugmentation nach Einsetzen des BGT. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 10e: Überaugmentation nach Einsetzen des BGT.

Um das marginale Weichgewebe inklusive der Papillen zu stützen und somit den Kollaps der parodontalen Strukturen zu verhindern, ist die sofortige provisorische Versorgung sinnvoll. Die Eigenzahnkrone der Patientin wird auf ein verschraubtes Provisorium umgearbeitet und am Tag der Operation eingegliedert (Abb. 11 und 12). Der Patientin wurde weiche Kost für die nächsten 10 Wochen verordnet.

Abb. 11: Die Eigenzahnkrone wird auf einer Variobase befestigt. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 11: Die Eigenzahnkrone wird auf einer Variobase befestigt.
Abb. 12: Zustand unmittelbar nach Einsetzen des Provisoriums am Tag der Operation. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 12: Zustand unmittelbar nach Einsetzen des Provisoriums am Tag der Operation.

Die definitive Versorgung findet nach einer Heilungszeit von vier Monaten statt (Abb. 13a und b). Ein Hybrid- Abutment aus Zirkoniumdioxid sowie eine vollkeramische Krone aus Glaskeramik sorgen für die Wiederherstellung der verlorenen Zahnkrone (Abb. 14 und 15). Die radiologische Untersuchung zeigt eine reizlose periimplantäre knöcherne Regeneration (Abb. 16a-c).

Abb. 13a: Zustand nach einer Heilungszeit von vier Monaten – Ansicht okklusal. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 13a: Zustand nach einer Heilungszeit von vier Monaten – Ansicht okklusal.
Abb. 13b: Ansicht frontal. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 13b: Ansicht frontal.
Abb. 14: Das definitive Hybrid-Abutment und die Einzelkrone zum Einsetzen. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 14: Das definitive Hybrid-Abutment und die Einzelkrone zum Einsetzen.
Abb. 15: Klinischer Zustand nach definitiver Versorgung. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 15: Klinischer Zustand nach definitiver Versorgung.
Abb. 16a: Radiologischer Zustand nach der Operation. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 16a: Radiologischer Zustand nach der Operation.
Abb. 16b: Acht Wochen nach der Operation. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 16b: Acht Wochen nach der Operation.
Abb. 16c: Definitive Versorgung in situ. Dr. Grizas, ZTM Lindemann
Abb. 16c: Definitive Versorgung in situ.

Fazit

Für den implantatprothetischen Ersatz eines zentralen Frontzahnes in einer geschlossenen Zahnreihe sollten verschiedene biologische, chirurgische sowie restaurative Faktoren beurteilt werden und in einem klaren Behandlungskonzept zwischen Zahnarzt und Zahntechniker definiert sein. Das hier vorgestellte Konzept ermöglicht es, bei korrekter Patientenauswahl, ein prognostizierbares, ästhetisches und naturidentisches Erscheinungsbild zu erzielen. 

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