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Digitalisierung

Digitale Leistungen – mehr Durchblick bei der Abrechnung

Im Bereich der zahnärztlichen und zahntechnischen Leistungen ist der digitale Herstellungsprozess fest etabliert. Dennoch sind die diesbezüglichen Abrechnungsmöglichkeiten nicht immer klar, da aufgrund der vielfältigen Anwendungsvarianten eine pauschale Abrechnung nahezu unmöglich ist. Abrechnungsexperte Stefan Sander erläutert, wie man vorgehen kann.

. P. Linforth/Pixabay
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Digitale Dentaltechnologien beziehen sich auf eine Vielzahl computergestützter Technologien und Werkzeuge, die in der Zahnmedizin und Zahntechnik eingesetzt werden. Diese Technologien helfen Zahnarztpraxen und Zahntechniklaboren, genaue und präzise Diagnosen zu stellen, Behandlungspläne zu entwickeln und Zahnersatzprodukte herzustellen. Im Folgenden sind einige der wichtigsten digitalen Dentaltechnologien aufgeführt:

  • Digitale Röntgenbilder: Digitale Röntgenbilder bieten Zahnärzten und -ärztinnen eine schnelle und präzise Möglichkeit, Karies, Zahnfleischerkrankungen und andere zahnmedizinische Probleme zu diagnostizieren.
  • CAD/CAM-Systeme: Diese computergestützten Systeme werden verwendet, um präzise Abbildungen von Zähnen und Zahnfleisch zu erstellen, die dann verwendet werden können, um Zahnersatzprodukte, wie Kronen, Brücken und Implantate, zu entwerfen und herzustellen.
  • Intraorale Scanner: Diese Scanner ermöglichen es Zahnärzten und -ärztinnen, genaue und detaillierte 3D-Modelle von Zähnen und Mundhöhlen zu erstellen, ohne dass herkömmliche Abdrücke erforderlich sind. Dadurch sind eine schnellere und angenehmere Diagnose und Behandlung möglich.
  • 3D-Druck: 3D-Drucker können verwendet werden, um Produkte, wie gedruckte Abformlöffel, Kunststoffbasen, Modelle, Schienen, Kronen, Brücken und Implantate, zu drucken. Daraus ergeben sich eine präzisere Passform und eine schnellere Herstellung im Vergleich zur traditionellen manuellen Herstellung.
  • Augmented Reality: Augmented-Reality-Technologien ermöglichen es Zahnärzten und -ärztinnen sowie Zahntechnikern/-technikerinnen, die Platzierung von Implantaten und anderen Behandlungen virtuell zu planen und zu visualisieren, bevor die Behandlung an Patienten und Patientinnen stattfindet.

Die Verwendung von digitalen Dentaltechnologien kann eine Vielzahl an Vorteilen bieten, einschließlich hoher Präzision, schnellerer Behandlungen, teils bessere Passform und Ästhetik von Zahnersatzprodukten und eine insgesamt verbesserte Patientenerfahrung. Die stetige Weiterentwicklung dieser beschriebenen Gebiete erfordert eine genaue Betrachtung der zu erbringenden Leistungen. Innerhalb der zahntechnischen Prozesskette sind diese Leistungen in der Regel mit individuellen Leistungspositionen zu erstellen, um den Herstellungsprozess in der Abrechnung abzubilden.

Betrachten wir hierzu die Darstellung einer CMD-Therapie, in der der behandelnde Zahnarzt digitale Möglichkeiten anwendet und der Zahntechniker seine Leistungen ebenfalls mittels CAD/CAM und 3D-Druck erstellt. Die CMD-Therapie ist ein multidisziplinärer Ansatz zur Behandlung von Kiefergelenksproblemen und umfasst eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten – die hier dargestellten Leistungen sowie die zeitliche Abfolge der Maßnahmen zeigen lediglich eine der möglichen Behandlungsvarianten.

Beispielhafte CMD-Therapie unter Einbezug von CAD/CAM- und 3D-Druck-Leistungen 

1. Sitzung
  • Praxis: Anlage Beschwerdebild des Patienten, Untersuchung, CMD-Screening, statische und dynamische intraorale Bisskontrolle.
  • Labor: ggf. Schienenberatung.
2. Sitzung
  • Praxis: Vorgespräch mit dem Patienten (Ernährung, Sport, Lebensweise, Stress, Anamnese), Auswertung der Untersuchungsbögen, Anlage eines Befundbogens mit Kiefer- und Gelenkvermessung, Intraoralscan OK/UK, individuelle Bissnahme, Intraoralscan mit Bissnahme (digital Zebris®), intra- und extraorale Bildaufnahmen, Modellanalyse.
  • Labor: Scankontrolle, Modelle drucken, Modellanalyse mit Zahnarzt, Modelle einartikulieren, Splitcast-Kontrolle mit angelieferter Bissnahme, ggf. weitere Modelle einartikulieren mit individueller Bissnahme/Zentrikregistrat nach Zebris® anfertigen, Besprechung mit Zahnarzt bzgl. therapeutischer Bisshöhe und Schienengestaltung, ggf. Vorbereitung paraokklusaler Löffel und FZ-Jig für Zebris®.
3. Sitzung
  • Praxis: Zebris®-Anwendung und -Auswertung, Funktion, Artikulation und Kieferrelationsbestimmung mit Zentrikregistrat prüfen, Diagnosestellung.
  • Labor: digitale Fertigung der CAD/CAM-Schiene unter Berücksichtigung der Zebris-Daten und der individuellen Bissnahme, Kontrolle der einartikulierten Modelle mit Zentrikregistrat, Rücksprache mit dem Zahnarzt, Vergleich der beiden Zentrikregistrate im Artikulator und eventuelle Einschleifmaßnahmen, Schienenherstellung.
4. Sitzung
  • Praxis: Schiene einsetzen, ggf. Anpassung der Schiene mit Komposit.
  • Labor: ggf. Anpassungen der Schiene im Labor.
5. Sitzung
  • Praxis: Schienenkontrolle mit Einschleifmaßnahmen.
  • Labor: ggf. neue Bissnahme, Kontrolle im Artikulator, Anpassungen der Schiene.
6. Sitzung
  • Praxis: Schienenkontrolle, ggf. physiotherapeutische oder orthopädische Therapie mit Patienten besprechen.
  • Labor: Anpassungen der Schiene.
7. Sitzung
  • Praxis:Schienenkontrolle, ggf. additive Maßnahmen an der Schiene.
  • Labor: keine Leistung.
8. Sitzung
  • Praxis: Anpassung des Schienendesigns zur Fixierung der neuen Bisslage, ggf. neue Bissnahme und additive Maßnahmen an der Schiene zur Fixierung.
  • Labor: Schiene anpassen mit definierter neuer Bisslage, Kontrolle im Artikulator und Ausarbeitung der Schiene.
9. Sitzung
  • Praxis:Schienenkontrolle.
  • Labor: keine Leistung.
10. Sitzung
  • Praxis: Schienenkontrolle, erneute Bissnahme, ggf. neuer Intraoralscan.
  • Labor: Wax-up in therapeutischer erreichter Bisshöhe, Modellscan, Anfertigung einer Snap-on-Schiene digital.

Umsetzung der notwendigen zahntechnischen Arbeitsschritte 

Die hier beschriebene beispielhafte CMD-Therapie soll im Folgenden dazu dienen, die zahntechnische Abrechnung unter Einbezug der digitalen Leistungen zu erläutern. Da eine genaue Therapiefolge nicht immer absehbar ist, bieten sich generell Teilabrechnungen nach den jeweils abgeschlossenen Teilschritten an.

Labor: 1. und 2. Sitzung

BEB 97Berechenbare LeistungMengeAnmerkung
0xxxAnlage der Scandaten1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxdigitaler Datenversandjeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxEmpfang und/oder Aufbereitung der Mundscandaten1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM, Anpassung virtuelles Gegenkiefermodell1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM, Anpassung virtuelles Arbeitsmodell1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM, virtueller Artikulator1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxModell gedruckt für Zebris®2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-gedrucktes Modell sockeln2eigene BEB 97-Position anlegen
0253Split-Cast-Sockel an Modellje
0405Modellmontage in individuellen Artikulator II1
0408Montage eines Gegenkiefermodellesje
0721Zeiteinheit, Zahntechnikermeisterjeje 10 Minuten
0706Foto- oder Videodokumentationggf.
0xxxModellanalyse, auch digital2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxZebris® Attachment anpassen und bearbeiten1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxZebris® Modell anpassen1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxZebris® Frontzahn-Jig anpassen, je Kiefer1eigene BEB 97-Position anlegen
0732Desinfektionje
0701Versandje
Mat.Druckmaterialje
Mat.Registrierbesteckje

Labor: 3. und 4. Sitzung

BEB 97Berechenbare LeistungMengeAnmerkung
0xxxCAD/CAM, Auswerten eines Registrates, digital1eigene BEB 97-Position anlegen
0511Mehraufwand für Einstellen nach Zentrikregistrat1
0521Auswerten eines Registrates1
0xxxZahn vermessen, digitaljeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxdigitaler Datenversandjeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Auftragsanlage1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Datenimport in Drucker1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Schiene, Konstruktion, adjustiert1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Schiene adjustiert1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Schiene, Aufwand für Fertigstellung1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Aufbissjeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Präzisionsanpassung Schiene1eigene BEB 97-Position anlegen
0732Desinfektion1
Mat.Material für gedruckte Schieneje
5309Kunststofffläche konditionierenje
0253Split-Cast-Sockel an Modell1
0408Montage eines Gegenkiefermodelles1
8043Neuadjustieren einer vorhandenen Schiene1
0701Versandje

Labor: 5. bis 10. Sitzung

BEB 97Berechenbare LeistungMengeAnmerkung
0xxxFoto- oder Videodokumentation, je Fall – zur Diagnostik1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxFoto auf Bildbearbeitungssoftware matchen1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxdiagnostische Zahnoptimierung, je Zahn, auch digitaljeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxAuswertung der individuellen Gesichtslinien, auch digitaljeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxdigitaler Datenversand1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxPräzisionsmodell, gedrucktjeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxDesinfektion1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxModellieren, je Zahn, auch digitaljeeigene BEB 97-Position anlegen
1xxxFormteil für Bildbearbeitung, je Kieferjeeigene BEB 97-Position anlegen
0xxxSnap-on-Schiene, je Kieferjeeigene BEB 97-Position anlegen
0701Versandje
0732Desinfektionje
Mat.Druckmaterialje
Mat.ggf. Multi-Farbrohling PMMAjefür Snap-On-Schiene

Die Anwendung (neuer) digitaler Leistungen benötigt auch eine Anpassung der bisherigen Abrechnungssysteme. Die Abrechnung kann je nach Komplexität der angewandten Verfahren und der individuellen Wünsche sehr umfangreich ausfallen. Da die bildgebende Erfassung in der GOZ-Abrechnung sehr eingeschränkt ist, besteht die Möglichkeit, erbrachte zahntechnische Leistungen als Chairside-Leistungen anzulegen.

Etwas aufwendiger kann die Kalkulation der neuen BEB-Leistungen sein. Denn hier muss eine genaue Preisgestaltung stattfinden, die sowohl den individuellen Kosten-Stundensatz als auch den jeweiligen Zeitaufwand der neuen Leistungen berücksichtigt.

Die Preisgestaltung der (neuen) BEB-(Chairside-)Leistungen entsteht über die Zuschlagskalkulation mit folgendem Rechenweg:
Planzeit in Minuten
+ ca. 25% Rüst- und Verteilzeit
x Kosten-Stunden/Minutensatz
= Herstellungskosten
Herstellungskosten
+ ggf. Materialkosten
+ % (5–25) Risikozuschlag
+ % (5–35) Gewinnzuschlag
Gesamtpreis

Ähnlich umfangreich gestaltet sich die Abrechnung und Dokumentation bei der Versorgung mit definitivem Zahnersatz, wenn digitale Dentaltechnologien angewendet werden, wie folgendes Beispiel zeigt. Hier wird seitens der Zahnarztpraxis ein Intraoralscan (OK/UK) von einem PKV-Patienten genommen.

Das Labor fertigt anschließend 3D-gedruckte Modelle und eine vollständig keramisch verblendete Zirkonbrücke (11–13). Die Zähne 11 und 13 sind beschliffen, 12 bildet das Brückenglied.

BEB 97Berechenbare LeistungMengeAnmerkung
0xxx3D-Datenimport, Kontrolle von angelieferten Scandaten2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Auftragsanlage1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Baujob platzieren2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Modell, Datenimport in Drucker2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Modell, Design2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Modell, gedruckt2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Kontrollmodell, gedruckt1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxx3D-Modell, Artikulatorfixierung1eigene BEB 97-Position anlegen
9xxx3D-Modell, Material2eigene BEB 97-Position anlegen
0253Split-Cast-Sockel an Modell2
0405Modellmontage in individuellen Artikulator II1
0408Montage eines Gegenkiefermodelles1
0724Zahnfarbenbestimmung II1
0xxxZahnfarbenbestimmung IV, Ermittlung der Stumpffarbe1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM-Auftragsanlage1eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM Präparationsgrenze mit Software markieren2eigene BEB 97-Position anlegen
0xxxCAD/CAM Zahn vermessen2eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM-Frontzahnkrone vollständig verblendet konstruieren2eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM-Brückenglied vollständig verblendet konstruieren1eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM-Verbindungselement konstruieren2eigene BEB 97-Position anlegen

BEB 97Berechenbare LeistungMengeAnmerkung
0xxxCAD/CAM digitaler Datenversand1eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM fräsen/schleifen3eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM-Frontzahnkrone vollständig verblendet2eigene BEB 97-Position anlegen
2xxxCAD/CAM-Brückenglied vollständig verblendet1eigene BEB 97-Position anlegen
2612mehrflächige Verblendung aus Keramik3
2678Wurzelpontic aus Keramik/Glas1
2922Krone/Inlay/Brückenglied aufpassen2
2951individuell charakterisieren, Keramik3
2981NEM-Zuschlag3
0732Desinfektion1

Fazit

In der Anwendung und Abrechnung digitaler Dentaltechnologien müssen die jeweiligen Verfahren und Arbeitsschritte berücksichtigt werden. In der Anfertigung zahntechnischer Leistungen ist mittlerweile in nahezu jedem Bereich auch eine digitale Herstellungsvariante möglich. Hier sind sowohl praxisseitig (über Chairside-Leistungen) als auch laborseitig die jeweiligen Prozesse zu betrachten und mit entsprechenden Abrechnungspositionen zu versehen.

Empfehlenswert ist eine geschickte Anlage von neuen Abrechnungspositionen, die eine größtmögliche Flexibilität und eine gute Transparenz erlauben. Dies sollte in allen (digitalen) Abrechnungsvarianten berücksichtigt werden. Durch die Vielzahl der anzuwendenden Möglichkeiten ist eine pauschale Abrechnung jedoch nahezu ausgeschlossen.

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Die Abrechnungshinweise sind vom Autor nach ausführlicher Recherche erstellt worden. Haftung und Gewährleistung werden jedoch ausgeschlossen.

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

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