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IDZ, KZBV und BZÄK stellen Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie vor

Prävention verbessert Mundgesundheit langfristig

Das Institut der Deutschen Zahnärzte, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) stellten die Ergebnisse der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6) in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montag, 17. März 2025, in Berlin vor. Bei strahlendem Sonnenschein feierten die Verantwortlichen die Ergebnisse der deutschlandweiten Erhebung als Resultat der zahnmedizinischen Prävention. Allerdings zeigen nicht alle Daten positive Trends.

KZBV/Nürnberger
Pressekonferenz zur DMS · 6: Vanessa Hönighaus (Pressesprecherin der KZBV), Martin Hendges (Vorstandsvorsitzender der KZBV), Prof. Dr. Christoph Benz (Präsident der BZÄK) und Prof. Dr. Rainer Jordan (Direktor des IDZ) stellten die Ergebnisse vor (v. l. n. r.).
Pressekonferenz zur DMS · 6: Vanessa Hönighaus (Pressesprecherin der KZBV), Martin Hendges (Vorstandsvorsitzender der KZBV), Prof. Dr. Christoph Benz (Präsident der BZÄK) und Prof. Dr. Rainer Jordan (Direktor des IDZ) stellten die Ergebnisse vor (v. l. n. r.).
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Seit der ersten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS I) im Jahr 1989 erforscht das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) die Mundgesundheit der Bevölkerung in Deutschland. Ziel ist es, den Status der Mundgesundheit durch eine zahnmedizinische Untersuchung zu erheben und gleichzeitig Informationen zum Mundgesundheitsverhalten durch eine sozialwissenschaftliche Befragung zu sammeln. Die DMS 6 wurde begleitet von einem Expertenkreis führender Hochschullehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, und das Untersuchungsprotokoll wurde nach internationalen Empfehlungen der oralen Epidemiologie entwickelt. Für die Mundgesundheitsstudie wurden von 2021 bis 2023 an 90 Untersuchungszentren in Deutschland rund 3.400 Menschen in einer repräsentativen Erhebung befragt und zahnmedizinisch-klinisch untersucht.

Hinsichtlich der Karieserfahrung verwies Prof. Dr. Rainer Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des IDZ, auf einen positiven Trend: Im Vergleich zu den ersten Deutschen Mundgesundheitsstudien (Westdeutschland 1989, neue Bundesländer 1992) ist es bei den 12-Jährigen zu einem Kariesrückgang von 90% gekommen. 12-Jährige in Deutschland weisen im Durchschnitt nur noch einen halben Zahn (DMFT-Wert 0,5) mit einer Karieserfahrung auf. Die Kariesprävalenz beträgt 22% (Abb. 1). Das bedeutet, dass nur etwa jedes fünfte ältere Kind in Deutschland eine Karieserfahrung aufweist und damit 78% der 12-Jährigen kariesfrei sind. Bei Kinder mit Karies sind durchschnittlich 2,4 Zähne betroffen. Als Risikofaktoren für eine erhöhte Karieslast wurden ein niedriger familiärer Bildungsstatus oder eine Migrationserfahrung identifiziert.

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Abb. 1: Karieserfahrung bei älteren Kindern.

Allerdings wurde bei der DMS 5 bereits ein höherer Prozentsatz kariesfreier Gebisse verzeichnet als in der DMS 6; 81,3% besaßen vor 10 Jahren keine Karieserfahrung in der bleibenden Dentition. Der DMTF-Wert von 0,5 ist dagegen gleichgeblieben. Eventuell hat Corona durch Ausfall der Gruppenprophylaxe den Positivtrend der vergangenen Jahrzehnte abgebremst. Von Prof. Jordan wurden auch Migrationsbewegungen als mögliche Ursache genannt.

Großgeworden mit zahnmedizinischer Prävention

Bei den 35- bis 44-Jährigen kam es zu einer deutlichen Abnahme der kariesbedingten Füllungen, und die Karieserfahrung betrug 8,3 Zähne (Abb. 2). Die Positiventwicklung bei den jungen Erwachsenen ist nach Analyse von Prof. Jordan Ergebnis der Prävention vom Kindesalter an, was in dieser Gruppe erstmals vollständig zum Tragen komme. „Jetzt sehen wir die nachhaltigen Ergebnisse, die über Jahrzehnte Bestand haben: Prävention wirkt!“, so äußerte sich Prof. Jordan auf der Pressekonferenz.

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Abb. 2: Karieserfahrung bei jüngeren Erwachsenen.

In der Gruppe der jungen Senioren (65- bis 74-Jährige) – die noch keine Prävention von Anfang an genossen hatten – lag die Karieserfahrung bei 17,6 Zähnen. In dieser Gruppe fällt der geringe Anteil (5%) zahnloser Patientinnen und Patienten auf: Nachdem die Zahnlosigkeit sich in der DMS 5 vor 10 Jahren auf 12% halbiert hatte, setzt sich diese Positiventwicklung in einer erneuten Halbierung des Anteils auf 5% fort. Weltweit betrachtet sei dies als „Spitzenwert“ einzuordnen, sagte Prof. Jordan. Wo mehr Zähne erhalten sind, können allerdings auch mehr Zähne erkranken: Die Prävalenz der Wurzelkaries betrug bei den 65- bis 74-Jährigen 52,5%.

Kein Grund zur Freude sind die Zahlen zur Parodontitis, die Prof. Jordan referierte: Aktuell weisen 85% der jüngeren Seniorinnen und Senioren in Deutschland eine Parodontalerkrankung auf. Jeder Zweite weist eine Stadium-III- oder gar Stadium-IV-Parodontitis auf, also schwere Verlaufsformen. Stadium IV liegt bei gut einem Viertel der jüngeren Seniorinnen und Senioren vor. Im Durchschnitt weist jeder parodontal Erkrankte mehr als 11 betroffene Zähne auf. Parodontal gesunde Verhältnisse sind aber auch bei den jüngeren Erwachsenen im Alter von 35 bis 44 Jahren selten: Lediglich knapp 4% weisen keine parodontalen Erkrankungszeichen auf. Der Anteil der Stadium-III- und -IV-Erkrankungen liegt bei 17,5%. Insgesamt haben nach dieser Analyse 14 Millionen Menschen in Deutschland eine schwere Parodontalerkrankung.

Fazit

Prof. Dr. A. Rainer Jordan zog das Fazit, dass ein Erfolg in der primären Prävention chronischer Erkrankungen zu verzeichnen sei: „Jetzt können wir sicher sagen, dass der eingeschlagene Paradigmenwechsel von einer kurativen Krankenversorgung hin zu einer präventionsorientierten Gesundheitsversorgung nachhaltig greift.“

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Auch Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, zeigte sich mit den Daten sehr zufrieden. Er kritisierte aber, dass die präventionsorientierte Parodontitistherapie durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit seiner strikten Budgetierung für die Jahre 2023 und 2024 schwer beschädigt worden sei und forderte von der neuen Bundesregierung „die Leistungen für die präventionsorientierte Parodontitistherapie endlich als Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen gesetzlich zu verankern und für die Versorgung die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen“.

„Heute ist ein schöner Tag für die Zahnmedizin“ – so gab Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der BZÄK, seiner Freude über die Ergebnisse DMS 6 Ausdruck. Er sieht die Daten, die eine gute Mundgesundheit der deutschen Wohnbevölkerung bestätigen, als das Resultat der Kombination aus Gruppen- und Individualprophylaxe. Die DMS 6 zeige allerdings auch, dass von der zahnmedizinischen Prävention noch nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen profitierten. Es sollten also weiter Anstrengungen unternommen werden, Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen zu erreichen.

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