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Studien

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Covid-19 und dem frühen Implantatverlust?

Die nachfolgend vorgestellte erste retrospektive Untersuchung ging der klinisch relevanten Frage des Einflusses einer Corona-Infektion auf implantologische Misserfolge nach.

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Die Corona-Pandemie hat die Weltbevölkerung die letzten Jahre intensiv beschäftigt. Schätzungen gehen davon aus, dass über 670 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert waren. Einige, insbesondere ältere Patienten/-innen mit entsprechenden Vorerkrankungen, sind an der Infektion und den damit verbundenen Begleiterkrankungen, wie Multiorganversagen, Sepsis, Thrombose oder schweren pulmonalen Komplikationen verstorben.

Gemein ist diesen Erkrankungen die Ausschüttung zahlreicher proinflammatorischer Zytokine. Aus pathophysiologischer Sicht ist bekannt, dass hierdurch auch der Knochenstoffwechsel und das Gleichgewicht zwischen katabolen und anabolen Umbauprozessen zugunsten Knochen-abbauender Vorgänge verschoben wird. Einige Kollegen/-innen äußerten zudem die Vermutung, dass möglicherweise mehr dentale Implantate zur Zeit der Corona-Pandemie durch eine Störung der frühen Osseointegration verlorengegangen sein könnten.

Methodik

Es liegt nun eine erste retrospektive Untersuchung vor [1], die sich dieser relevanten Frage angenommen hat. Dafür wurden die Unterlagen der implantatprothetisch versorgten Patienten/-innen der zahnmedizinischen Fakultät der Erciyes University in der Türkei durchgeschaut. Insgesamt konnten 1.228 Patienten/-innen mit 4.841 dentalen Implantaten eingeschlossen werden. Die bis dato diskutierten Einfluss-/Risikofaktoren wie Rauchen, Kiefer, Diabetes, Osteoporose, Bestrahlung, Chemotherapie, Implantatlänge und -durchmesser sowie Implantatposition wurden erfasst und in die Auswertung mit einbezogen.

Ein positiver PCR-Test für Covid-19 wurde als mit Coronavirus infiziert bewertet. Früher Implantatverlust, das heißt die notwendige Entfernung des Implantates vor der Insertion der Suprakonstruktion aufgrund radiologischer oder klinischer Befunde, war die primäre Zielgröße. Die Daten wurden mittels univariater und multivariater statischer Methoden analysiert.

Ergebnisse

151 Implantate bei 128 Patienten/-innen gingen vor der Insertion der Suprakonstruktion verloren oder mussten entfernt werden. Das entspricht einem frühen Implantatverlust von 3,1% auf Implantatniveau und 10,8% auf Patientenniveau. Das bedeutet, dass bei einigen Patienten/-innen mehr als ein Implantat verloren ging. Insgesamt wurden 51 Implantate bei Corona-positiven Patienten/-innen entfernt. Von den oben genannten Faktoren waren im univariaten Modell Alter, Rauchen und Implantatlänge statistisch signifikant mit einem frühen Implantatverlust assoziiert.

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In einem multivariaten Modell konnte gezeigt werden, dass Raucher/-innen ein signifikant erhöhtes Risiko (p < 0,001) für einen Frühverlust aufwiesen. Darüber hinaus zeigte die Statistik, dass kurze Implantate (≤ 8 mm) gegenüber längeren (≥ 12 mm) ein höheres Risiko für einen Implantatfrühverlust aufwiesen (p = 0,003). Ein positiver PCR-Test war demgegenüber nicht mit Implantatfrühverlusten assoziiert.

Klinische Schlussfolgerungen

Diese erste retrospektive Studie zur Frage des Einflusses einer Corona-Infektion auf implantologische Misserfolge konnte keine Assoziation zwischen einer Covid-19 Infektion und Implantatfrühverlusten zeigen. Das kann bedeuten, dass die pathophysiologischen Effekte einer Covid-19 Infektion auf den Knochenstoffwechsel für Implantatkomplikationen offenbar weniger relevant sind.

Interessant wird dennoch sein, ob sich dies in zu erwartenden weiteren klinischen und experimentellen Studien aus anderen Populationen und mit anderen Methoden noch weiter bestätigen wird. Bis dahin ist es möglicherweise dennoch ratsam, die anamnestischen Abklärungen hinsichtlich etwaiger Risikofaktoren auch um eine Covid-19 Anamnese zu ergänzen. Einmal mehr zeigte diese Studie, dass bei Rauchern/-innen oder bei längenreduzierten Implantaten vermehrt mit implantologischen Komplikationen zu rechnen ist.

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