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Karies und Parodontitis sind die weltweit verbreitetsten oralen Erkrankungen. Bezogen auf die Prävalenz innerhalb aller Erkrankungen beim Menschen liegen Karies und Parodontitis auf dem ersten beziehungsweise dem sechsten Rang. Unbehandelt führen diese beiden chronischen Erkrankungen zum Zahnverlust und einer eingeschränkten mundbezogenen Lebensqualität. Gemein ist Karies und Parodontitis ferner die multifaktorielle Ätiologie und die Assoziation mit einem pathogenen oralen Biofilm. Im Detail unterscheiden sich kariogene und Parodontitis-assoziierte Biofilme allerdings fundamental in ihrer mikrobiellen Zusammensetzung. Vielfach wurde daher oft von Karies- oder von Parodontitis-Patienten/-innen gesprochen. Die publizierte Evidenz aus Querschnittsstudien zeigte demgegenüber divergierende Resultate.
Methodik
Wie in zeitgemäßen systematischen Übersichtsarbeiten üblich, wurde zunächst eine eingängige, klar strukturierte und klar zu beantwortende Frage formuliert: Treten behandelte oder unbehandelte kariöse Läsionen bei erwachsenen Menschen mit Parodontitis im Vergleich zu Individuen ohne Parodontitis öfter auf? Nach Identifikation und kritischer Wertung der in elektronischen wissenschaftlichen Literaturdatenbanken vorhandenen Studien (n=6.050) und Sichtung weiterer Quellen (n=8) konnten 18 Studien entsprechend der Einschlusskriterien zur weiteren Analyse in diesem Review [1] herangezogen werden. Diesen Arbeiten liegen 21 Kohorten aus Europa, Asien oder Amerika und gesamthaft 135.018 untersuchte Studienteilnehmer/-innen zu Grunde.
Ergebnisse
In unterschiedlichen Meta-Analysen mit variierender Anzahl zugrundeliegender Studien und unter Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren konnten signifikante positive Assoziationen zwischen unbehandelten bzw. behandelten kariösen Zähnen und Zahnflächen herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse waren weitestgehend konsistent zwischen den einzelnen statistischen Auswertungen und auch dann, wenn schwere parodontale Erkrankungen gesondert analysiert wurden. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten/-innen mit Parodontitis im Vergleich zu solchen ohne Parodontitis eine höhere Anzahl unbehandelter und behandelter kariöser Läsionen/Zähne aufweisen, signifikant erhöht. In einer weiteren Analyse konnte gezeigt werden, dass diese Assoziationen für Wurzelkaries, aber nicht für eine kariöse Läsion an der Zahnkrone zutreffend waren.
Klinische Schlussfolgerungen
Dieser Review [1] basiert auf den robusten Daten von über 100.000 Studienteilnehmern/-innen aus 21 Kohorten dreier unterschiedlicher geografischer Ursprünge. Nahezu alle Ergebnisse der vielfältigen und differenzierten Auswertungen weisen in dieselbe Richtung und zeigen eine signifikante positive Assoziation zwischen Parodontitis und kariösen Läsionen. Das bedeutet, dass im Rahmen der Initialtherapie oder der unterstützenden parodontalen Therapie gegebenenfalls beide orale Erkrankungen adäquat klinisch radiologisch diagnostiziert, nachverfolgt und anschließend therapiert werden sollten. Für die Karies-Prävention bei Parodontitis-Patienten/-innen stehen dabei unterschiedliche Fluorid-Formulierungen, wie z.B. fluoridhaltige Mundspüllösungen, Lacke, Gele und Zahnpasten, zur Verfügung.
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