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Werkstoffe

Hybrid-Abutmentkrone aus Zirkoniumdioxid mit vestibulärem Cut-back

Beim Herstellen einer Hybrid-Abutmentkrone spielt die Materialwahl eine wichtige Rolle. So sollte das Gerüstmaterial einerseits eine hohe Stabilität bieten und andererseits möglichst transluzente Eigenschaften sowie eine zahnähnliche Optik besitzen. Wie er mit modernen Materialien dem Zwiespalt zwischen hoher Ästhetik und wirtschaftlichen Anforderungen begegnet, zeigt ZTM Mark Bultmann.

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Das Erfüllen einer Erwartungshaltung gehört im Dentallabor zum Alltag und doch sind die damit verbundenen Herausforderungen von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Jede Patientin und jeder Patient hegen konkrete Erwartungen an das Ergebnis, geprägt durch individuelle Wünsche und spezifische Bedürfnisse. Zusammen mit der Zahnärzteschaft obliegt es uns als Zahntechniker/-innen, diese Erwartung zu verwirklichen.

In der Implantatprothetik kommt uns die Verantwortung zu, die implantologische Therapie mit einem ästhetischen Zahnersatz wirkungsvoll zu vollenden. Eine heikle Aufgabe für alle Zahntechniker/-innen. Durch neue hochwertige Werkstoffe und standardisierte Prozessabläufe infolge der CAD/CAM-Technologie werden wir aber dabei wesentlich besser unterstützt, als dies vor der Digitalisierung möglich war.

Patientenfall

Das Implantat regio 14 sollte mit einer vollkeramischen Krone versorgt werden. Theoretisch lässt sich dies im digitalen Workflow abdecken; immer häufiger erhalten wir den Datensatz aus dem Intraoralscanner. Im vorliegenden Fall erfolgte eine konventionelle Abformung. Das Meistermodell wurde dann von uns mit dem Scanbody digitalisiert und die Daten in die CAD-Software geladen.

Die Entscheidung für die Restaurationsart erfolgte in Abstimmung mit der Zahnarztpraxis. Wir fertigen fast ausschließlich vollkeramische Abutments. Zu unterscheiden ist hier zwischen einteiligen und zweiteiligen Aufbauten [1–3].

Im vorliegenden Fall sollte eine Hybrid-Abutmentkrone (zweiteilig) gefertigt werden. Hier wird auf einer Titanklebebasis die vollkeramische CAD/CAM-Krone verklebt. Im Gegensatz zum einteiligen Zirkonoxid-Abutment besteht die Kontaktfläche zum Implantat aus Titan.

Die Gefahr eines Materialabriebs, ausgelöst durch direkten Kontakt von Zirkonoxid auf Metall, wird damit vermieden. Abgeriebene Titanpartikel könnten zu ästhetischen Beeinträchtigungen der Gingiva führen („Titan-Tätowierungen“). Zudem besitzen Hybrid-Abutments eine vergleichsweise hohe Festigkeit bzw. Bruchlast, da die Titanklebebasen die Stabilität erhöhen [4,5].

Gerüstherstellung

Unter Beachtung der funktionellen Kriterien wurde eine monolithische Krone konstruiert. Im vestibulären Bereich erfolgte vor dem Sinterprozess ein Cut-back. Zwar ist es mit einem mehrschichtigen Zirkonoxid oft möglich, ohne Verblendung eine natürliche Ästhetik zu erzielen. Um jedoch den hohen ästhetischen Erwartungen in diesem Fall gerecht zu werden, sollte eine vestibuläre Verblendung erfolgen.

Abb. 1: Gefräste Hybrid-Abutmentkrone aus NexxZr T Multi (Sagemax). Bultmann
Abb. 1: Gefräste Hybrid-Abutmentkrone aus NexxZr T Multi (Sagemax).
Nach der CAD-Konstruktion wurde die Abutmentkrone aus NexxZr T Multi (Sagemax) gefräst (Abb. 1). Die Besonderheit dieses mehrschichtigen Zirkoniumdioxides ist es, dass es 2 Zirkonoxid-Typen kombiniert (3Y-TZP und 5Y-TZP). Daraus resultiert eine hohe Biegefestigkeit (1.170 MPa) im zervikalen Bereich, die mit einer hohen inzisalen Transluzenz einhergeht.

Sehr vorteilhaft bei diesem Zirkoniumdioxid ist der fließende und übergangslose Farb- und Transluzenzverlauf. Dies lässt die Restaurationen sehr natürlich erscheinen und gestattet in vielen Situationen sogar eine monolithische Umsetzung ohne ästhetische Kompromisse. Um den Farbverlauf optimal nutzen zu können, ist beim Nesting unbedingt auf die korrekte Positionierung der Krone im Rohling zu achten.

Abb. 2: Manuelles Nacharbeiten; hier Nachziehen der Fissuren mit Vierkantfräser. Bultmann
Abb. 2: Manuelles Nacharbeiten; hier Nachziehen der Fissuren mit Vierkantfräser.
Nach dem Fräsen wurden morphologische Details nachgearbeitet (Abb. 2). Achtung: Zirkonoxid ist ein „Sensibelchen“. Gerade im kreideartigen Weißkörperzustand (vor dem Sintern) ist behutsam vorzugehen.

Auf die Laborturbine sollte ebenso verzichtet werden wie auf ein Abdampfen. Um die Titanbasis zu kaschieren, wurde die Krone im inneren Bereich des Schraubenkanals mit einem Lichtblocker (LightBlock, Briegel Dental) bestrichen (Abb. 3 und 4).

Abb. 3: Opakisieren der Klebeflächen (Schraubenkanal) mit einem Lichtblocker (LightBlock) zum Maskieren der Titanbasis. Bultmann
Abb. 3: Opakisieren der Klebeflächen (Schraubenkanal) mit einem Lichtblocker (LightBlock) zum Maskieren der Titanbasis.
Abb. 4: Opakisieren der Klebeflächen (Schraubenkanal) mit einem Lichtblocker (LightBlock) zum Maskieren der Titanbasis. Bultmann
Abb. 4: Opakisieren der Klebeflächen (Schraubenkanal) mit einem Lichtblocker (LightBlock) zum Maskieren der Titanbasis.

Mit diesem Opakerliquid lässt sich ein Durchscheinen der Titanbasis verhindern, ohne die Transluzenz des Zirkoniumdioxids zu beeinträchtigen. Während des Sinterns diffundiert das Liquid in den Werkstoff und maskiert die Titanbasis.

Fertigstellung der Abutmentkrone

Die gesinterte Krone zeigte die gewohnt gute Passung und präsentierte sich nach dem Sintern mit wunderbarer Optik und fließendem Farbverlauf (Abb. 5a und b). Die vestibuläre Verblendung (ZI-CT, Creation) erfolgte in 5 Schritten. Für den ersten Brand – den sog. Frame-Shade-Brand – wurde die Verblendfläche mit einer hochschmelzenden, fluoreszierenden Keramikmasse bestrichen.

Abb. 5a: Krone aus NexxZr T Multi-Zirkonoxid und dazugehöriges Abutment direkt nach dem Sinterprozess. Bultmann
Abb. 5a: Krone aus NexxZr T Multi-Zirkonoxid und dazugehöriges Abutment direkt nach dem Sinterprozess.
Abb. 5b: Krone aus NexxZr T Multi-Zirkonoxid und dazugehöriges Abutment direkt nach dem Sinterprozess. Bultmann
Abb. 5b: Krone aus NexxZr T Multi-Zirkonoxid und dazugehöriges Abutment direkt nach dem Sinterprozess.

Der zweite Brand ähnelt dem aus der Metallkeramik bekannten Washbrand. Mit der Sprinkeltechnik wurde fluoreszierende Schultermasse auf das Gerüst gestreut (Abb. 6a und b). Daraus ergibt sich eine leicht raue verglaste Oberfläche, die das lebendig wirkende Farbspiel forciert und den Verbund zwischen Zirkoniumdioxid und Verblendkeramik unterstützt.

Abb. 6a: Vorbereitung der Oberfläche für die vestibuläre Verblendung. „Sprinkeltechnik“ – Aufstreuen von fluoreszierender Schultermasse für ein lebendiges
internes Farbspiel. Bultmann
Abb. 6a: Vorbereitung der Oberfläche für die vestibuläre Verblendung. „Sprinkeltechnik“ – Aufstreuen von fluoreszierender Schultermasse für ein lebendiges internes Farbspiel.
Abb. 6b: Vorbereitung der Oberfläche für die vestibuläre Verblendung. „Sprinkeltechnik“ – Aufstreuen von fluoreszierender Schultermasse für ein lebendiges
internes Farbspiel. Bultmann
Abb. 6b: Vorbereitung der Oberfläche für die vestibuläre Verblendung. „Sprinkeltechnik“ – Aufstreuen von fluoreszierender Schultermasse für ein lebendiges internes Farbspiel.

Abb. 7: Fertig verblendet und nach dem Einarbeiten der Oberflächentextur finalisiert. Bultmann
Abb. 7: Fertig verblendet und nach dem Einarbeiten der Oberflächentextur finalisiert.
Für den Dentinbrand wurde die Krone mit den Dentin- und Schmelzmassen geschichtet. Da ein NexxZr T Multi ohnehin schon eine zahnähnliche Farbe besitzt, ist nur eine dünne Verblendschicht notwendig. Es folgten der Korrekturbrand und nach dem Einarbeiten der Oberflächentextur der abschließende Glanzbrand (Abb. 7).

Verklebung mit der Titanbasis und Einsetzen 

Abb. 8: Verkleben der Hybrid-Abutmentkrone auf der Titanbasis. Bultmann
Abb. 8: Verkleben der Hybrid-Abutmentkrone auf der Titanbasis.
Das Verkleben einer Krone mit der Titanbasis bedarf eines konsequent eingehaltenen Protokolls, denn der Verbund bestimmt den Langzeiterfolg. Abstrahlen und Konditionieren von Titanbasis und Zirkoniumdioxid-Klebefläche sowie das Verkleben mit dem Befestigungskomposit (Multilink Hybrid Abutment, Ivoclar) orientierten sich an den Herstellervorgaben (Abb. 8). Der gründlichen Entfernung von Kompositresten im Bereich der Klebefuge schloss sich die manuelle Politur der basalen Anteile an.

Abb. 9: Passungskontrolle auf dem Modell. Bultmann
Abb. 9: Passungskontrolle auf dem Modell.
Empfohlen wird eine Mikrorauigkeit im transmukosalen Bereich, die das Anwachsen der Gingiva fördert, aber zugleich der Plaqueanlagerung entgegenwirkt [3]. Eine abschließende Kontrolle auf dem Modell bestätigte die Passung sowie die korrekte Einstellung der approximalen Kontaktflächen (Abb. 9). Die Restauration wurde an die Praxis übergeben und okklusal im Mund des Patienten verschraubt (Abb. 10 und 11).
Abb. 10: Hybrid-Abutmentkrone verklebt auf Titanbasis, zum Verschrauben im
Mund vorbereitet. Bultmann
Abb. 10: Hybrid-Abutmentkrone verklebt auf Titanbasis, zum Verschrauben im Mund vorbereitet.
Abb. 11: Restauration nach dem Verschrauben auf Implantat regio 14. Bultmann
Abb. 11: Restauration nach dem Verschrauben auf Implantat regio 14.

Fazit

Intraoral bestätigt sich die natürlich wirkende Lichtoptik der Hybrid-Abutmentkrone. Die Restauration wirkt von innen heraus warm und lebendig. Die Titanbasis ist komplett kaschiert; gleichwohl zeigt sich eine schöne Transluzenz.

Theoretisch kann mit dem Zirkoniumdioxid NexxZr T Multi und dessen fließendem Farb- und Transluzenzverlauf monolithisch gearbeitet werden. Da in diesem Fall der ästhetische Anspruch hoch war, erfolgte eine vestibuläre Dünnschichtverblendung. Die funktionellen Flächen verblieben monolithisch, woraus sich eine hohe Sicherheit gegen Chipping ergibt.

Die Erwartungen des Patienten wurden voll erfüllt. Die implantologische Therapie ist erfolgreich abgeschlossen. Zugleich steht diese effiziente Fertigungsart mit den wirtschaftlichen Anforderungen im Dentallabor im Einklang.

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