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Interview

Mundhygiene-Schulungen für Menschen mit Behinderung

Oral-B hat zusammen mit der International Association for Disability and Oral Health (iADH) das Disability Champions Award-Programm eingeführt, welches darauf abzielt, ein integrativeres Erlebnis in Zahnarztpraxen für Menschen mit Behinderungen zu fördern. Bei der Veranstaltung „Championing the Perfect Clean for All“ in Amsterdam sprach die Spitta Redaktion mit Dr. Maike Siemons, Leiterin für Mundpflegeforschung und -entwicklung (F&E) in Europa bei Procter & Gamble. In diesem Interview erklärte sie das Ziel, Produkte zu entwickeln, die die Mundhygiene für alle verbessern und wie die bisherige Reise verlief.

Laura Gillert
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Oral-B und die International Association for Disability and Oral Health (iADH) haben das Programm „Positive Praxis“ zur Schulung von Zahnarztpraxen gestartet. Wie sehen diese Schulungsmaßnahmen seitens Oral-B für die Zahnarztpraxen im Detail aus und wird das ganze Praxisteam in diese Schulungen einbezogen?

Die Schulungen laufen nicht über Oral-B selbst. Wir arbeiten mit der iADH zusammen, die in diesem Bereich enorme Erfahrung mitbringt. Wir liefern die Plattform und die iADH bietet Trainingsprogramme an. Es gibt ferner unterschiedliche Verbände, die in den unterschiedlichen Ländern für Zahnarztteams Weiterbildungen und Fortbildungen anbieten. Weiter werden Kurse angeboten, die von den Praxen selbst gewählt werden können. Es geht also nicht darum, dass wir strikt vorgeben, was zu tun ist, sondern es gibt einen Katalog mit Bereichen, in denen man sich fortbilden sollte. Fortbildung können über Kurse absolvieren werden, die von der iADH oder über Drittanbieter angeboten werden. Diese kann man dann einreichen. Um das Zertifkat zu erhalten, werden die Qualifizierungen durch Kurse und Weiterbildungen über die Experten der iADH überprüft.

Bezüglich der zweiten Frage, ob Schulungen für die ganze Praxis oder nur für Einzelpersonen vorgesehen sind: Hier ist der beste Ansatz, dass das ganze Praxisteam komplett geschult wird, denn es fängt ja schon am Empfang an. Wenn man sieht, es kommt eine Patientin oder ein Patient mit besonderen Bedürfnissen in die Praxis, muss man von Anfang bis Ende darauf eingehen können. Jeder in der Praxis muss darüber informiert sein. Doch es lässt sich natürlich nicht erzwingen, dass das ganze Team teilnimmt.  

Das Disability Champions Award Programm von Oral B und der iADH zielt darauf ab, die Mundpflege für Menschen mit Behinderung zugänglicher zu machen. Zahnarztpraxen können ein Abzeichen erwerben, das in der Praxis oder in sozialen Medien – sicher auch als Marketingmaßnahme – verwendet werden kann. Wo kann die Zahnarztpraxis sich hierfür anmelden?

Wir haben letztes Jahr die Oral-B-Plattform „The Rethink Hub“ gelauncht. Auf der Website kann sich die Praxis registrieren. Mit der Registrierung wird man zu einem Katalog mit unterschiedlichen Trainingsbereichen geleitet. Hier kann man seine Qualifizierungen hochladen und natürlich auch in direkten Kontakt treten. Wichtig zu wissen ist, dass nicht über Oral-B zertifiziert wird, sondern über die iADH. Das ist unser Partner, der die Expertise und das Wissen bringt. Auf deren Homepage gibt es auch Informationsmaterial, wenn es z.B. um bauliche Belange einer Praxis geht.

Gibt es Voraussetzungen, welche die Zahnarztpraxis erfüllen muss?

Nein, also die Praxen müssen offen sein, sich dem Programm anzunehmen und willens, die Trainings zu absolvieren. Im besten Fall steht das gesamte Team mit Eigenmotivation dahinter. Ich glaube es motiviert, wenn man gemeinsam Fortschritte sieht. Das ist das, was die Praxis mitbringen muss.

Auf welchen Zeitraum ist das Disability Champions Award Programm ausgerichtet?

Das ist eine super Frage. Das „Disability Champion Award“ Zertifikat gilt für ein Jahr und kann dann im jährlichen Rythmus erneuert werden.

In die von Oral B veröffentlichten Studie sind erwachsene Menschen mit verschiedenen physischen oder mentalen Behinderungen eingeschlossen. Hat Oral-B speziell für die jeweils unterschiedlichen Behinderungen dieser Personen auch unterschiedliche Schulungsprogramme für die Erkrankungen erstellt oder sind diese allgemein gehalten?

Es ist ja kein Schulungsprogramm, das wir zusammenstellen. Wenn wir über Menschen mit Behinderung sprechen, muss man bedenken, dass es ein unglaublich breites Spektrum an Einschränkungen gibt. Es gibt Experten, die sich auf bestimme Bereiche mehr vertiefen und spezialisieren. Das heißt mit dem Schulungsprogramm kann man eine Vertiefungsrichtung selbst wählen. Aber es gibt natürlich gundlegende Aspekte, die eher allgemein gültig sind. Wenn man sich für einen Bereich jedoch besonders interessiert oder in einem Bereich bereits einige Patienten hat, kann man dies als seinen wichtigen Programmpunkt erachten – das kann beispielsweise das Erlernen von Gebärdensprache oder eine Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus sein. Deswegen ist bei dem Trainingsprogramm nichts strikt vorgegeben. Es geht darum, das Bewusstsein für das Gesamte zu erlangen. Ich kann ihnen nicht antrainieren, dass sie sich in allem weiterbilden müssen. Wichtig ist einfach zu starten.

Oral B möchte sein Produktangebot gezielt anpassen, damit die Mundgesundheit von Menschen mit Behinderung besser verstanden werden kann. Haben Sie hier schon die ersten Erfahrungswerte gesammelt? Welche Produktveränderungen wird es geben bzw. hat es schon gegeben?

Das passt sehr gut zu dem Punkt, den wir vorher hatten und das ist auch eine Sache, wenn ich an unsere Reise bei „The Big Rethink“ denke, warum mir die Partnerschaft mit der iADH so wichtig ist. Wir sind zwar die Produktentwickler, aber mit der Breite und dem Spektrum an unterschiedlichen Bedürfnissen, die die Leute haben, wissen wir, dass wenn ich einerseits etwas spezialisiere, ich vielleicht auch andere wiederum ausschließe. Uns liegt es am Herzen, dass wir in der Lage sind, mit unseren Produkten Mundhygieneprodukte herzustellen, die wirklich die breiteste Schnittmenge abdeckt. Von daher haben wir mit unterschiedlichen Personengruppen, aber auch mit unserem Team in Forschung und Entwicklung gelernt.

Im Bereich der Seheinschränkung, haben wir mit einer blinden Kollegin erarbeitet, wie die Nutzung von Produkten einfacher gestaltet werden kann. Von ihr lernten wir, dass es weniger problematisch sei, wenn sie ihre Badprodukte wie immer an der gleichen Stelle abstellt. Sobald aber jemand anderes das Bad nutzt und sich nicht an ihre Strukturen hält, klappt es nicht. Sie hatte z.B. einmal die Handcreme anstelle der Zahnpasta auf der Zahnbürste, da sich die Tuben alle gleich anfühlen. Da haben wir dann geschaut, was sich durch die Haptik und 3D-Elemente verändern lässt. Desweiteren arbeiten wir an einem Aufsatz geben, der das Halten von Zahnbürsten mit beispielsweise einem Tremor vereinfachen wird. Es gibt bereits verschiedene Prototypen, welche es jedoch noch nicht im Handel gibt. Wir prüfen in vielen verschiedenen Bereiche, was zeigt, dass das eine nicht die Lösung für das andere ist. Es sind unterschiedliche Bedürfnisse zu berücksichtigen. Manchmal braucht es nicht viel, aber es braucht ein „Wir denken mal drüber nach und probieren es aus“. Da sind wir auf einer Reise und müssen schauen, wie wir das einbringen können, dass es auch eine breite Masse trifft.

Sind seitens Oral B Bestrebungen vorhanden, dass diese Thematik „Mundhygiene bei Menschen mit Behinderung“ in der studentischen Ausbildung stärker fokussiert wird. Und wenn ja, wird Oral B dies finanziell oder produkttechnisch unterstützen können?

Wir haben unsere Experten/-innen, die auf der professionellen Gesundheitsebene und der professionellen Wissenschaftsseite sehr eng mit Zahnärzten/-innen zusammenarbeiten. Hierbei sind es nicht nur Zahnärzte/-innen, die in einer Praxis praktizieren, sondern auch in dentalen Instituten und Universitäten vertreten sind, sei es durch Kurse oder dass sie Testprodukte in der Klinik nutzen, um ihre Erfahrungen machen können.

Auch hier wird „The Big Rethink“ ein Thema sein. Wir hören oft, dass dies nicht zum allgemeinen Lernstoff gehört. Zum anderen sehen wir eine positive Möglichkeit, dass wir mit Experten zusammenarbeiten und testen können, um die Prototypen direkt in der Praxis auszuprobieren. Das ist auf jeden Fall Teil des Konzepts. Der direkte Austausch und das Entwickeln mit den Experten ist nicht erst seit letztem Jahr ein wichtiger Punkt für Oral-B, sondern permanent ein extrem präsentes Thema.

Vielen Dank für das Gespräch Frau Dr. Siemons

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