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Im 3. Teil der Artikelserie* zum Umgang mit Notfällen in der Zahnarztpraxis werden nachfolgend einige für den Praxisalltag relevante Notfallsituationen wie eine allergische Reaktion, Angina pectoris bzw. akuter Asthmaanfall beschrieben und ihre Behandlungsmöglichkeiten in Kurzform dargestellt. Dabei liegt der Fokus ganz bewusst auf Therapiekonzepten und denjenigen Maßnahmen, die auch von notfallmedizinisch ungeübten Zahnärzten/-innen oder ihren Mitarbeitern/-innen ohne aufwendige invasive Methoden durchgeführt werden können.
Die Anaphylaxie als lebensbedrohliche Reaktion der Patienten/-innen ist die wahrscheinlichste Diagnose, wenn es nach Exposition mit einem Allergen plötzlich und unerwartet – meist innerhalb von Minuten – zu lebensbedrohlichen Störungen der Luftwege, der Atmung und des Kreislaufs, häufig verbunden mit Veränderungen der Haut und der Schleimhäute, kommt.
Symptome eines anaphylaktischen Schocks
akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes
Veränderung der Bewusstseinslage (Unruhe, Angst, Bewusstseinseintrübung)
Atemnot
kühle, feuchte Haut
Tachykardie (Frequenz > 120/Min.)
Blutdruckabfall (systolischer Wert < 90 mmHg)
Therapeutische Maßnahmen
Unterbindung weiterer Allergenzufuhr, Notruf
Lagerung: Schocklage, bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
Freimachen und Freihalten der Atemwege
Sauerstoffgabe
RR messen, Pulsoxymeter verwenden
venöser Zugang (falls möglich)
Medikamentöse Maßnahmen
A. „Hautausschlag“ (Anaphylaxie Grad I)
S. Müller
.Wenn der/die Patient/-in außer Hautausschlag keine weiteren Symptome hat, wäre die orale Gabe von Antihistaminika und Kortison zu verantworten.
Antihistaminikum zur oralen Verabreichung
Wirkstoff
Handelsname
Dosierung
Dimetinden
Fenistil Tropfen
S. Müller
.
½ Flasche trinken lassen
Kortison zur oralen Verabreichung
Wirkstoff
Handelsname
Dosierung
Betamethason
Celestamine 0,5 N liquidum
S. Müller
.
1 Flasche = 30 ml aufschütteln und trinken
Prednisolon
Okrido
S. Müller
.
1 Flasche = 20 ml trinken
Zeigt der/die Patient/-in neben dem Hautausschlage weitere Symptome wie allgemeines Unwohlsein ggfs. mit Hypotonie, leichter Übelkeit etc., sollte versucht werden, zusätzlich/alternativ einen intravenösen Zugang zu legen.
Notruf -> Notarzt
In der Zwischenzeit über den Zugang eine Infusion von isotoner Elekktrolytlösung zum Offenhalten sowie ein Antihstaminikum und Kortison verabreichen.
Intravenöse Volumengabe
Wirkstoff
Handelsname (Auswahl)
Dosierung
Isotone Elektroltylösung
Sterofundin Ringer-Lösung Isotone Kochsalz-Lösung
500-1000-2000 ml
Antihistaminikum zur intravenösen Verabreichung
Wirkstoff
Handelsname
Dosierung
Dimetinden oder Clemastin
Histakut oder Tavegil
Allergische Reaktion
1 Ampulle langsam i.v.
Kortison zur intravenösen Verabreichung
Wirkstoff
Handelsname (Auswahl)
Dosierung
Methylprednisolon oder Prednisolon
Urbason solubile forte 250 mg, Solu Decortin H 250, Prednisolut 250 u.a.
B. „Bronchiale Obstruktion der oberen Atemwege“ (Anaphylaxie Grad II/III)
Notruf -> Notarzt
Hauptsymptom hierfür ist eine klinisch fassbare Schwellung im Bereich der oberen Atemwege. Dies kann an einer Zungen- oder Uvulaschwellung, an einer Dysphonie oder einem inspiratorischen Stridor erkennbar sein. Kommt es dabei zu einer Verlegung des Kehlkopfeingangs, so kann die Situation lebensbedrohlich werden.
Als Sofortmaßnahme gilt die intramuskuläre Injektion von Adrenalin und die Sauerstoffgabe oder noch effektiver die zusätzliche inhalative Applikation von Adrenalin via Verneblermaske.
Adrenalin intramuskulär als Methode der Wahl Adrenalin 1:1000 1 Amp = 1 ml = 1000 μg
1 Amp. Adrenalin = 1 ml 15-30 kg 0,15 ml 150 μg 30-50 kg 0,3 ml 300 μg > 50 kg 0,5 ml 500 μg 1 ml Spritze benutzen
S. Müller
.
0,15 – 0,3 – 0,5 ml (300-500 μg) unverdünnt intramuskulär in den Oberschenkel
Adrenalin: inhalative Gabe über Verneblermaske
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Adrenalin via Verneblermaske O2 Flow 4-8 l/Min.
Adrenalin Infectopharm 1:1000 1 ml = 1mg
Allergische Reaktion, Bronchospastik
3-5 mg (3-5 Amp.) unverdünnt in Verneblermaske, Sauerstoffflow 6-8 l erforderlich
C. „Bronchiale Obstruktion“ der gesamten/unteren Atemwege (Anaphylaxie Grad II/III)
Notruf -> Notarzt
S. Müller
.Häufigstes Symptom einer bedrohlichen Anaphylaxie. Klinisch oft wie ein Asthmaanfall mit expiratorischem Stridor. Sofortmaßnahme ist die intramuskuläre Injektion von Adrenalin und die topische bronchodilatatorische Therapie mit kurzwirksamen 2-Adrenozeptoragonisten (z.B. Salbutamol) in Form von Dosieraerosolen oder noch effektiver als inhalative Applikation via Verneblermaske (Adrenalin zur intramuskulären Verabreichung wie unter B beschrieben).
Salbutamol: inhalative Gabe als Dosier-Aerosol/Verneblermaske
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Salbutamol Dosier-Areosol
Sultanol/Salbutamol Spray
Bronchospastik, Asthmaanfall
2 Hübe zur Inhalation ggfs. wiederholen
Salbutamol Inhalat
Salbutamol 2,5 ml (1,5 mg) Fertiginhalat
Bronchospastik, Asthmaanfall
1 Phiole in Verneblermaske
D. „Herz-Kreislauf-Reaktion (Blutdruckabfall/Tachykardie)“ (Anaphylaxie Grad II/III)
Notruf -> Notarzt
S. Müller
.Sofortmaßnahme ist die intramuskuläre Injektion von Adrenalin und die Sauerstoffgabe (Adrenalin zur intramuskulären Verabreichung wie unter B beschrieben). Bei nicht ausreichendem Ansprechen sollte die intramuskuläre Injektion nach circa 5 bis 10 Minuten wiederholt werden.
Sauerstoffgabe
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Sauerstoff
Sauerstoff
Atemnot, Lungen-/ Herz-Kreislauf-Erkrankungen
4-6-10 l O2/Min. über Sauerstoffmaske
Für die weitere Therapie ist ein intravenöser Zugang erforderlich.
Intravenösen Volumengabe
Wirkstoff
Handelsname (Auswahl)
Dosierung
Isotone Elektroltylösung
Sterofundin Ringer-Lösung Isotone Kochsalz-Lösung
Venenverweilkanüle
500-1000-2000 ml
Antihistaminika oder Glukokortikoide sind nach Stabilisierung der Vitalfunktionen und Applikation von Adrenalin i.m. hochdosiert einzusetzen (Antihistaminikum bzw. Kortison zur intravenösen Verabreichung wie unter A beschrieben).
E. „Herz-Kreislauf-Versagen (Blutdruckabfall/Tachykardie)“ (Anaphylaxie Grad IV)
Notruf -> Notarzt
Bei Kreislaufstillstand sofort mit Reanimation beginnen, falls vorhanden, AED-Gerät einsetzen. Für die weitere Therapie ist ein sicherer intravenöser Zugang erforderlich.
Adrenalin zur intravenösen Verabreichung
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Adrenalin
Adrenalin 1: 1000 Suprarenin
Anaphylaxie mit Kreislaufstillstand
1 mg = 1 Ampulle auf 10 ml verdünnt i.v.
Wiederholung alle 3 bis 5 Minuten bis zum Wiedererlangen eines Spontankreislaufs, weitere Maßnahmen wie unter D beschrieben.
Angina pectoris – akutes Koronarsyndrom (ACS)
Definition
Schmerzbild, hervorgerufen durch Einengung oder Verschluss von Herzkranzgefäßen im Rahmen einer koronaren Herzkrankheit. Der Schmerz tritt typischerweise dann auf, wenn infolge einer körperlichen oder seelischen Belastung ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffbedarf und Sauerstoffangebot entsteht (-> Angina pectoris), bzw. wenn es zu einem Verschluss eines Koronargefäßes gekommen ist (-> Herzinfarkt). Da präklinisch die Krankheitsbilder einer neu aufgetretenen oder sich verstärkenden Angina pectoris ohne weitere diagnostische Hilfsmittel (EKG, Labor) nicht von einem Herzinfarkt unterschieden werden können, ist es üblich, den Oberbegriff „akutes Koronarsyndrom (ACS)“ zu verwenden.
Symptome
Druckgefühl in der Brustmitte oder unter dem Brustbein, evtl. ausstrahlend in Hals, Schultern, Arme, Unterkiefer, Oberbauch
Jede Angina pectoris-Symptomatik, die sich nicht unmittelbar durch o.g. Maßnahmen deutlich verbessern bzw. beseitigen lässt, muss bis zum Beweis des Gegenteils (d.h. in der Klinik durch EKG und Herzenzyme) als Herzinfarktverdacht bewertet werden!
Asthma bronchiale – akuter Asthmaanfall
Definition
Akuter Anfall von Atemnot, hervorgerufen durch eine ganz oder teilweise reversible Atemwegsobstruktion infolge von bronchialer Übererregbarkeit mit Bronchospasmus, übermäßiger Schleimsekretion und Bronchialwandödem. Diese pathologischen Vorgänge bewirken einen massiven Anstieg des Strömungswiderstands in den Atemwegen, sodass die Lungen- und Thoraxelastizität für eine genügende Expiration nicht mehr ausreicht.
Symptome
anfallsartig auftretende Atemnot, evtl. nach bekannten auslösenden Faktoren
Hustenanfälle (quälender Reizhusten) mit zunehmender Atemnot
verlängerte, keuchende (pfeifende) Ausatmung
Unruhe, Angst, aufrechte Haltung des Oberkörpers
Haut schweißnass, kalt, blaugrau
schneller Puls
Therapeutische Maßnahmen
Lagerung: Oberkörper erhöht, nach Möglichkeit sitzend
Aufstützen der Arme ermöglichen (zum Einsatz der Atemhilfsmuskulatur)
Sauerstoffgabe
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Sauerstoff
Sauerstoff
Atemnot, Lungen-/ Herz-Kreislauf-Erkrankungen
2-6 l O2/Min. über Sauerstoffmaske
beruhigender Zuspruch
Notruf erwägen
Medikamente
Salbutamol: inhalative Gabe als Dosier-Aerosol/Verneblermaske
Wirkstoff
Handelsnamen (Auswahl)
Indikation
Standarddosierung
Salbutamol Dosier-Areosol
Sultanol/Salbutamol Spray
Bronchospastik, Asthmaanfall
2 Hübe zur Inhalation ggfs. wiederholen
Salbutamol Inhalat
Salbutamol 2,5 ml (1,5 mg) Fertiginhalat
Bronchospastik, Asthmaanfall
1 bis 2 Phiolen in Verneblermaske
Jeder Asthmaanfall, der sich durch o.g. Maßnahmen nicht unmittelbar deutlich verbessern bzw. beseitigen lässt, bedarf der notärztlichen Behandlung!
Alarmsymptome für einen lebensbedrohlichen Asthmaanfall sind
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