ZMK: Herr Dr. Baumgartner, wie haben Sie sich nach dem Besuch der IDS gefühlt?
Dr. Sven Baumgartner: Geschafft! Das war mein erster Gedanke beim Verlassen der Messehallen nach zwei Besuchstagen. Die IDS hat sich wieder selbst in allen Dimensionen übertroffen: noch mehr Aussteller, weitere Hallen und noch mehr zu sehen. Richtungsweisender Trend war, wie auch schon bei den vorangegangenen beiden Dental-Schauen, die Digitalisierung. Nur gibt es jetzt weit bessere zusammenhängende Arbeitsabläufe und weiter vernetzte Strukturen. Die Systeme greifen immer besser ineinander und geben dem Benutzer das Gefühl, aus der Testphase herausgewachsen und inzwischen unverzichtbar geworden zu sein. Gerade übergreifende digitale Workflows führen zu einer Optimierung der Abläufe, sowohl in den Zahnarztpraxen als auch in der Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker.
Haben Sie etwas Bestimmtes auf der IDS gesucht und gefunden?
Aufgrund einer bevorstehenden Praxiserweiterung war ich auf der Suche nach portablen Behandlungseinheiten, sogenannten Standalone- Einheiten, bei denen die Behandler- und die Assistenten- Einheit frei zustellbar sind und autark betrieben werden können. Eine überzeugende Lösung hatte die Firma BPR Swiss im Angebot, die auf mobile und portable Behandlungseinheiten spezialisiert ist.
Welche Produktneuheiten haben Sie auf der IDS überzeugt?
Im Bereich der konservierenden Zahnheilkunde habe ich drei sehr interessante neue Füllungsmaterialien entdeckt: VOCO bietet mit VisCalor ein thermovisköses Kompositmaterial an, das die Vorteile eines fließfähigen und dennoch modellierbaren Materials vereint und damit ein sehr gutes Handling verspricht.
Eine neue Philosophie verfolgt die Firma Tokuyama Dental mit einem neuen Komposit, das mit einer Universalfarbe für alle zu behandelnden Zähne passt. Dies bedeutet, dass der Behandler im Vorfeld nicht erst den adäquaten Farbton auswählen muss, sondern das Material passt sich aufgrund seiner Eigenschaften an die jeweilige Zahnfarbe an. Der Arbeitsprozess würde damit natürlich erheblich vereinfacht, und es müssten weniger unterschiedliche Sonderfarben eines Füllungsmaterials angeschafft werden.
Die Firma GC bewarb als Neuentwicklung im Bereich der Füllungswerkstoffe das G-ænial Universal Injectable. Hierbei handelt es sich um ein Universal-Restaurationskomposit mit hoher Festigkeit und Widerstandsfähigkeit, das für sämtliche Kavitätenklassen ohne Deckschicht indiziert ist. Eine echte Neuheit im Bereich der CAD/CAM-Blöcke präsentierte das Unternehmen mit dem Initial LiSi Block. Dieser besteht aus Lithium-Disilikat und ist bereits vollständig kristallisiert, sodass die ansonsten für den Kristallisationsbrand benötigte Zeit eingespart werden kann. Die geschliffene Restauration benötigt lediglich eine Politur vor dem definitiven Einsetzen, so der Hersteller. Der Messestand von GC wurde nach einem Entwurf des bekannten japanischen Architekten Kengo Kuma gebaut und fiel mir durch sein ausgefallenes, ansprechendes Design ins Auge. Ich bin jetzt schon gespannt, wie der Messeauftritt von GC auf der nächsten IDS ausfallen wird – dann feiert die Firma nämlich ihr 100-jähriges Bestehen.
Septodont präsentierte am Messestand u. a. das Material Biodentine. Hierbei handelt es sich um ein Füllungsmaterial, welches aus Pulver und Flüssigkeit in Kapseln angemischt wird. Indiziert ist es für Abdeckungen der Pulpa sowie Unterfüllungen, in der Endodontie für Perforationen, Resorptionen und Wurzelspitzenresektionen sowie in der Kinderzahnheilkunde zur Versorgung von Pulpotomien. Ich habe das Material am Messestand an einem Kunststoffzahn ausprobiert: Es war sehr angenehm zu verarbeiten und gut zu applizieren.
Ein neues Knochenersatzmaterial konnte ich bei der Firma OT Medical anschauen: BioVin Bovine Bone wird durch ein neues Herstellungsverfahren gewonnen und besticht durch eine hohe Hydrophilie und langzeitige Volumenstabilität – damit müsste das Material sehr gut verarbeitbar sein, bei verschiedenen chirurgischen Indikationen.
Ihr Gesamteindruck von der diesjährigen IDS?
Die Beratung war an den von mir besuchten Ständen durchweg sehr gut und alle Fragen wurden kompetent beantwortet. Je größer der Messestand und je mehr Besucher sich dort aufhielten, desto schwieriger gestaltete sich allerdings die Suche nach einem Produktberater. Der Messe-Veranstalter unterstützte den IDS-Besucher durch Hilfsmittel, gute Informationen im Vorfeld und war auf der Messe selbst bei eventuellen Fragen behilflich. Mithilfe der IDS-App konnte ich meinen Besuch sehr gut vorausplanen, was bei der Fülle der Angebote unerlässlich ist. Anstrengend ist ein IDS-Besuch trotzdem, schon allein aufgrund der Menschenmassen, aber überschaubarer und erfolgreicher als ohne Planung. Und durchaus lohnend: Denn eine so gute Möglichkeit zum persönlichen Austausch zwischen Kollegen und mit den Herstellern wie auf der IDS findet man sonst nirgends!
Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen:
Dr. Sven Baumgartner
Eigelstein 122, 50668 Köln
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