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Studien

Resistenzentwicklung gegenüber Mundspüllösungen auf Chlorhexidin- oder Amin-/Zinnfluorid-Basis

Die hier beschriebene Laborstudie widmete sich der Überprüfung einer möglichen Resistenzentwicklung bestimmter Bakterienstämme gegenüber zwei gebräuchlichen Mundspüllösungen.

Junge Frau im Bademantel gießt Mundspüllösung in einen Becher freepik/freepik.com
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Parodontitis und Karies sind weit verbreitete Infektionserkrankungen. Trotz der multifaktoriellen Pathogenese beider Erkrankungen gilt eine opportunistische Infektion mit Mikroorganismen des oralen Biofilms noch immer als „die“ Voraussetzung zur Krankheitsentstehung. Im Rahmen von Prävention und Therapie haben antimikrobielle Mundspüllösungen daher ihren festen und vor allem auch wissenschaftlich abgestützten Stellenwert. Diese frei verkäuflichen Adjuvantien wirken als chemisches Hilfsmittel zur effektiven Reduktion pathogener Bakterien der Mundhöhle.

Lösungen auf Chlorhexidin-Basis sind dabei heute aufgrund der hohen und breiten antimikrobiellen Wirksamkeit weit verbreitet. Sie werden vielfach verschrieben oder empfohlen. Diese enorme antimikrobielle Potenz verführt jedoch leider mitunter auch hin und wieder zu einer Empfehlung für den Langzeitgebrauch bei der Behandlung unterschiedlicher und insbesondere parodontaler Erkrankungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage etwaiger relevanter Nebenwirkungen einer prolongierten Chlorhexidin-Anwendung.

Methodik

Das Ziel der hier diskutierten Laborstudie [1] war eine Evaluation der Entwicklung einer erhöhten Widerstandsfähigkeit oder gar Resistenz bestimmter Mikroorganismen gegenüber zwei gebräuchlichen Mundspüllösungen auf Chlorhexidin- oder Amin-/Zinnfluorid-Basis. Es wurden jeweils unterschiedliche Stämme des mit Parodontitis assoziierten Bakteriums Porphyromonas gingivalis beziehungsweise des mit Karies assoziierten Bakteriums Streptokokkus mutans getestet. Zunächst wurde die minimale Hemmkonzentration (MIC), das heißt die minimale Konzentration der jeweiligen Mundspüllösung, die das Wachstum der beiden Bakterien verhindert, bestimmt.

Anschließend wurden die Bakterien in einer Nährstofflösung einer Konzentration der Mundspüllösung, die gerade sichtbares bakterielles Wachstum auf Agarplatten noch zulässt, das ist also eine subinhibitorische Konzentration, exponiert. Nach jeder erneuten Exposition (Passage) wurde die MIC erneut bestimmt und die Bakterien wiederum einer Konzentration der jeweiligen Mundspüllösung, welches das Wachstum gerade noch zulässt, ausgesetzt. Es wurde geschaut, ob die MIC im Laufe des Experimentes Veränderungen – in dem Fall Steigerungen – unterliegt. Das würde bedeuten, dass die so „trainierten“ Bakterien widerstandfähiger gegenüber der Mundspüllösung werden. Die jeweiligen Stämme der Bakterien wurden mit bis zu 30 Passagen diesem sogenannten Makrodillution-Assay unterzogen.

Ergebnisse

Die wiederholte Exposition der vier Streptokokkus mutans-Stämme gegenüber subinhibitorischen Konzentrationen von Amin-/Zinnfluorid- oder Chlorhexidin-haltigen Mundspüllösungen zeigte keine wesentlichen Veränderungen der minimalen Hemmkonzentration. Ein differenziertes Ergebnis zeigte sich für die hier getesteten Porphyromonas gingivalis-Stämme. Während keine relevanten Veränderungen der minimalen Hemmkonzentration nach Exposition gegenüber Amin-/Zinnfluorid haltigen Lösungen auftraten, konnte bei zwei Porphyromonas gingivalis-Stämmen eine deutliche Zunahme (bis zu vierfach) der minimalen Chlorhexidin-Hemmkonzentration nach 20 bzw. 30 Passagen festgestellt werden.

Klinische Schlussfolgerungen

Die Entwicklungen und Gefahren durch multiresistente Erreger, hervorgerufen durch den erhöhten Antibiotikagebrauch, sind bekannt. Diese Untersuchungen zeigen nun auch die grundsätzliche Möglichkeit der Entstehung einer erhöhten Widerstandsfähigkeit bzw. Resistenz des pathogenetisch wichtigen Bakteriums Porphyromonas gingivalis gegenüber Chlorhexidin-haltigen Mundspüllösungen. Wenngleich Chlorhexidin nach wie vor den Goldstandard der chemischen Plaquekontrolle darstellt, so ist in der täglichen Praxis doch darauf zu achten, dass dies auch noch lange so bleibt. Eine kontrollierte und vor allem zeitlich begrenzte Empfehlung zur Anwendung ist daher unerlässlich.

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Indikationen für Chlorhexidin-haltige Produkte sind u.a. die Vermeidung oder Reduktion einer Bakteriämie oder postoperativer Infektionen des Atmungs- und Verdauungssystems, die Unterstützung der Plaquekontrolle bei körperlich eingeschränkten, systemisch erkrankten oder bei Patienten nach oral-/parodontal-chirurgischen Eingriffen. Aus diesen Überlegungen heraus sind ferner insbesondere Langzeitanwendungen niedrig konzentrierter Chlorhexidin-Produkte kritisch zu hinterfragen. Diesen Untersuchungen zufolge traten Resistenzentwicklungen bei dem getesteten Amin-/Zinnfluorid-haltigen Produkt nicht auf, insofern wäre hier eine Alternative für den eher längeren Gebrauch.

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