Anamnese und Befund
Der 45-jährige Patient ist seit mehreren Jahren Patient in meiner Praxis und wurde bereits in der Vergangenheit im Unterkiefer mit Keramikimplantaten im zweizeitigen Verfahren versorgt. In regio 15 und 27 befanden sich jeweils wurzelgefüllte, beherdete Zähne mit gelegentlich auftretender Beschwerdesymptomatik, und es bestand der Wunsch nach dem Ersatz der Zähne mit Keramikimplantaten. Der Patient hat zum Zeitpunkt der Therapie keine Allgemeinerkrankungen, ist Nichtraucher, hat keine Parodontalerkrankung und zeigt eine gute Mundhygiene.
Behandlungsplanung und -verlauf
Die präoperative DVT-Aufnahme (Abb. 1 und 2) zeigte prinzipiell günstige Voraussetzungen für eine Sofortimplantation mit begleitendem, internem Sinuslift in beiden Regionen.
In regio 15 sollte eine provisorische Sofortversorgung auf Implantatniveau erfolgen, in regio 27 wurde aufgrund der nicht zu erwartenden ästhetischen Einschränkung darauf verzichtet. Die Behandlung wurde unter Analgosedierung und Lokalanästhesie durchgeführt.


Als Erstes erfolgte die gewebeschonende Entfernung der Zähne ohne Lappenbildung (Abb. 3 und 4). Für die Implantatbettaufbereitung mit begleitendem, internem Sinuslift wurden zunächst „Osseodensification“-Bohrer [3] (Versah, Jackson, USA) und final implantatspezifische Bohrer und Instrumente des Implantatherstellers verwendet.
Dabei wurde in beiden Regionen durch den Bohrstollen Allograft-Material (Maxgraft® kortikospongiöse Granula, botiss biomaterials GmbH, Zossen, Germany) unter die zuvor angehobene Schneidersche Membran eingebracht und verdichtet, um ein in der Vertikalen ausreichendes Implantatlager zu schaffen.
Das Implantat 15 (Neodent Zi 4,3 x 11,5 mm) wurde streng palatinal im Bereich der Alveole inseriert (Abb. 5), das Implantat regio 27 (Neodent Zi 4,3 x 10 mm) wurde zentral in die Alveole gesetzt (kein Septum vorhanden) (Abb. 6). Die Implantatschulter wurde ca. 3 bis 4 mm unter dem bukkalen Weichgewebeniveau ausgerichtet.





Beide Implantate hatten eine Primärstabilität von 50 Ncm. Der periimplantäre Spaltraum (jumping gap) wurde in beiden Regionen mit Allograft-Granula augmentiert und je mit einer Fibrinmembran (Abb. 7) abgedeckt [4,5] (Platelet Rich Fibrin Choukroun PRF, Fa. Mectron, Köln). In regio 15 erfolgte ein intraoperativer Scan mit dem Neodent-Scanbody für die provisorische Sofortversorgung. Diese wurde auf einer PEEK-Klebebasis als okklusal verschraubte Krone (Abb. 8) hergestellt und am Folgetag eingesetzt (Abb. 9).



Das Provisorium war frei von statischen und dynamischen Kontakten und wurde zusätzlich für die ersten sechs Wochen mit einem Ribbond-Glasfaserband an den Nachbarzähnen geschient (Abb. 10). Die orale, perioperative Medikation bestand postoperativ aus nichtsteroidalen Antiphlogistika zur Schmerzmedikation (Ibuprofen 600 mg) und Antibiotika (eine Stunde präoperativ 2 g Amoxicillin und fünf Tage lang postoperativ AmoxiClav 875/125 mg je zweimal täglich).

Prothetisches Vorgehen
Sechs Wochen postoperativ wurde die Ribbond-Schienung entfernt, das Provisorium blieb nach wie vor in Infraokklusion. Vier Monate nach Implantation erfolgte der IO-Scan der Implantate mit Scanbodies (Abb. 11 und 12). Die Daten wurden online an das Dentallabor (ZrO2 Weiden, ZTM Burkhardt Grossmann) übermittelt. Es wurden einteilige, okklusal verschraubte, monolithische Zirkonkronen auf Zirkonklebebasen hergestellt (Abb. 13).

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Der subgingivale Bereich wurde hochglanzpoliert und muss frei von Glasurmassen, Kleberesten oder Verblendkeramik sein, um eine optimale Anlagerung der Weichgewebe zu ermöglichen [6]. Die Kronen wurden mit 32 Ncm Drehmoment nach Herstellerangabe eingegliedert (Abb. 14 und 15). Okklusal- und Approximalkontakte wurden kontrolliert. Die Schraubenzugänge wurden mit Komposit verschlossen.

Behandlungsergebnis
Das Behandlungsergebnis zeigt sich sowohl klinisch als auch röntgenologisch (Abb. 16 bis 19) absolut suffizient. Das Knochenniveau liegt auf Höhe bzw. über der Implantatschulter. Die Weichgewebe zeigen sich straff und reizfrei.




Diskussion
Das beschriebene und dargestellte Vorgehen hat sich über Jahre mit Titanimplantaten etabliert und zeigt das Standardverfahren in meiner Praxis. Durch die Entwicklung des Neodent Zi Implantats, eine Marke der Straumann Group, als Implantat mit konischer Außengeometrie und einem Gewinde, das hohe Eindrehmomente ermöglicht (Abb. 20), besteht nun die Möglichkeit, auch Patienten/-innen mit Vorbehalten gegen Titanimplantate mit diesem Verfahren versorgen zu können. Zweiteilige Implantatsysteme erlauben zudem die Verwendung in Fällen, in denen nicht die optimale prothetische Implantatachse erreichbar ist.

Die Verfügbarkeit der CAD/CAM-Komponenten ermöglicht einen reibungslosen, digitalen prothetischen Workflow. Für die provisorische Sofortversorgung sehe ich zweiteilige Systeme und reversible Verschraubung der Komponenten als Grundvoraussetzung, da nur so Zementüberschüsse im frisch operierten Gebiet ausgeschlossen werden können und das weitere Vorgehen bis zur definitiven Versorgung erheblich erleichtert wird. Längere Follow-ups müssen nun zeigen, ob sich das Neodent Zi Implantat auch über längere Beobachtungszeiträume gegen das bewährte Material Titan behaupten kann.
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