Titandioxidimplantate haben sich im Laufe vieler Jahre als Goldstandard etabliert und sind klinisch erfolgreich. Allerdings rückt die Biokorrosion, die mit einem veränderten Zellstoffwechsel einhergeht, immer mehr in den Fokus [1]. Im Blut von Patienten mit Titanhüftimplantaten wurde bereits eine erhöhte Titankonzentration nachgewiesen [2]. Welche Auswirkungen das auf den Gesamtorganismus hat und bei welchen Patientengruppen deswegen womöglich hinsichtlich des Werkstoffs Titan Vorsicht geboten ist, ist noch Forschungsgegenstand. Studien zeigen bisher nur, dass bei Patienten mit multiplen Allergien bei Knie- oder Hüftprothesen aus Metall eine erhöhte Komplikationsrate aufgetreten ist [3].
Dentaler Werkstoff Zirkondioxid
Die Verwendung von Zirkondioxid für Gerüststrukturen, Kronen, Brücken und Abutments auf Titanimplantaten hat sich bereits etabliert. Die voreingefärbten beziehungsweise individuell einfärbbaren und polychromatischen Materialvarianten erleichtern es mittlerweile auch, ästhetisch ansprechende Versorgungen zu realisieren. Behandlungsergebnisse und klinische Studien zeigen mittlerweile, dass auch Implantate aus Zirkondioxid eine echte, biokompatible Alternative zu Titanimplantaten sind. Die Osseointegration von Zirkondioxidimplantaten zeigt im Vergleich zu den gängigen Titanvarianten keine signifikanten Unterschiede [4]. Die Einteiligkeit entpuppt sich dabei klinisch immer mehr als Vorteil. Der fehlende Spaltraum zwischen Implantatkörper und verschraubter Suprakonstruktion minimiert das Risiko einer pathogenen Keimbesiedelung. Technische Komplikationen durch Schraubenbrüche sind ausgeschlossen. Die Gewebefreundlichkeit von Zirkondioxid unterstützt zusätzlich das Weichgewebsmanagement [5]. Nach einem konsequenten prothetisch-chirurgischen Backward Planning reduziert sich der Aufwand bei der postoperativen Versorgung und damit die Anzahl der nötigen Sitzungen. Warum sich Zahnarzt Tomás Gaßmann als Patient für das einteilige ceramic.implant aus Yttrium-stabilisiertem Zirkondioxid mit einer hybridkeramischen Versorgung entschied und wie dabei die navigierte Implantation vonstattengeht, zeigen die beiden Autoren, die gleichzeitig Patient und Behandler sind, in folgendem Beitrag.
Ausgangssituation
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Planung
Das Knochenangebot war ausreichend, um die navigierte Implantation ohne augmentative Maßnahmen vorzunehmen. Ober- und Unterkiefer wurden dafür initial mit Impregum (3M, Seefeld, Deutschland) abgeformt und auf dieser Basis Situationsmodelle hergestellt. Das Unterkiefermodell wurde im Labor gescannt und die Daten an die Firma 2ingis gesandt. Um die anatomischen Gegebenheiten berücksichtigen zu können, wurde ein DVT angefertigt. Die DICOM-Daten des DVT und die STL-Daten des Modellscans wurden in die Planungssoftware smop (swissmeda, CH-Zürich) importiert. Mit Hilfe dieser Planungssoftware wurden die Länge, Größe und Position des Implantates bestimmt. Die Firma 2ingis in Belgien stellte anhand dieser virtuellen Implantation eine skelettierte Bohrschablone her (Abb. 2 und 3). vitaclinical
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Implantation
Unter lokaler Anästhesie wurde zur besseren Übersicht ein Lappen in regio 46 gebildet (Abb. 4). Ein transgingivales Vorgehen mittels einer Gingivastanze wäre aufgrund des navigierten Vorgehens ebenfalls möglich gewesen. Die Form der Bohrschablone mit dental abgestützten Halteklammern gewährleistet einen spielfreien Sitz, der sich aufgrund der eingearbeiteten Friktion durch ein deutliches Einrasten der Bohrschablone zeigt (Abb. 5). Durch zwei Führungsstifte am chirurgischen Winkelstück und zwei Führungsösen in regio 36 an der Bohrschablone, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ineinander passen, ist die präzise vertikale Führung und damit die sichere Aufbereitung des Implantatbettes bis in die Tiefe gesichert (Abb. 6). Eine gute intraoperative Übersicht und ausreichende Kühlung der Aufbereitungsinstrumente sind durch das offene Bohrschablonendesign ebenfalls gegeben. Die Aufbereitung des Implantatbettes erfolgte dem Bohrprotokoll folgend mit dem pilot.drill, profile.drill und thread. cutter (Abb. 7-13). Das Implantat wurde daraufhin maschinell eingebracht (Abb. 14-19). Die finale Positionierung des Implantates erfolgte mit der Handratsche. Hierbei zeigte sich eine Primärstabilität von 25 Ncm (Abb. 20). Im Rahmen des Wundverschlusses diente temp.cap als Provisorium, eine Kunststoffkappe, die durch Einrasten präzise mit dem Implantathals abschließt und so als Healing Abutment dient (Abb. 21-24). Das DVT zum Abschluss zeigt die Positionierung des Implantates entsprechend der Planung unter optimaler Nutzung des Knochenangebotes (Abb. 25-27). vitaclinical
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Prothetische Versorgung
Im Unterkiefer konnte die Versorgung des Implantates nach acht Wochen vorgenommen werden [8]. Die keratinisierte periimplantäre Mukosa hatte sich im Rahmen der Einheilung optimal an den polierten Implantathals und die provisorische Kappe angelegt (Abb. 28-30). Das einteilige Design des Implantates macht einen zweiten Eingriff zur Freilegung und Gestaltung des periimplantären Weichgewebes überflüssig. Der Implantatkopf konnte aufgrund der präzisen Planung und Umsetzung ohne Beschleifen abgeformt werden. Dazu wurde der impression.transfer als Abformkappe auf dem Implantatkopf positioniert. Auch hier zeigte das deutliche Einrasten eine präzise Positionierung. Anschließend wurde die geschlossene Fixationsabformung mithilfe eines individuellen Löffels und Impregum vorgenommen. Für die Einzelzahnversorgung wurde die biomimetische Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) ausgewählt. Ein porös vorgesinterter Feldspatkeramikblock (86 Gew.%) wird bei diesem weltweit einzigartigen Material für den digitalen Workflow mit einem Polymer infiltriert (14 Gew.%) [9]. Daraus ergibt sich ein dentinähnlicher Biegemodul, wodurch das Material in der Lage ist, Kaukräfte zu absorbieren [10]. Das ist gerade hinsichtlich des starr im Knochen verankerten Implantats ein funktioneller Vorteil. Denn die Einleitung von Belastungsspitzen auf das Implantat und in den periimplantären Knochen kann so vermieden werden [11]. Zusätzlich ergibt sich aus dem dualen, ineinandergreifenden Netzwerk eine Riss-Stopp-Funktion. Mikrorisse im keramischen Anteil werden an den Grenzflächen zum Polymer gestoppt [12]. Das sorgt gerade hinsichtlich der Chippingproblematik von metalloder vollkeramischen Versorgungen für langlebige klinische Ergebnisse. Die bewährte Flusssäureätzung und Silanisierung der dominanten Feldspatkeramik sorgt außerdem für eine sichere volladhäsive Zementierung, was die Bruchfestigkeit der hybridkeramischen Restauration weiter erhöht [13]. Die monolithische Krone wurde für einen optimalen Halt deswegen mit dem volladhäsiven Befestigungssystem VITA ADIVA FULL-ADHESIVE definitiv eingegliedert [14] (Abb. 31 und 32). Der zahnärztliche Patient berichtete nach der Eingliederung von einem angenehmen, störungsfreien Kaugefühl. vitaclinical
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Fazit
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