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Praxisstandort

Wahl des Praxisstandortes: InvestMonitor Zahnarztpraxis – Teil 3

Bei der Vorbereitung einer Existenzgründung kommt der Standortwahl – neben der Wahl der Praxisform – ebenfalls eine strategische Bedeutung zu. Die Entscheidung für einen bestimmten Standort wird unter anderem durch die Bevölkerungsdichte im regionalen Einzugsbereich bzw. die Zahnarztdichte (Einwohner je behandelnd tätigen Zahnarzt)sowie die vorhandenen Möglichkeiten einer Übernahme beeinflusst.

IDZ/apoBank
Abbildung 1: Standortpräferenz, differenziert nach den vier Großregionen in Deutschland¹
Abbildung 1: Standortpräferenz, differenziert nach den vier Großregionen in Deutschland¹
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Die Niederlassung in einer dünn besiedelten Landgemeinde hat andere Implikationen als die Niederlassung in einer Metropolregion mit hoher Bevölkerungsdichte. Die Einteilung der Ortsgrößen wird in Tabelle 1 dargestellt. Die Klassifizierung der Ortsgrößen erfolgt in Anlehnung an die Siebener-Systematik der sog. BIK‐Strukturtypen (Behrens et al. 2019), sie ist zudem mit den Ortsgrößenklassen der amtlichen Statistik kompatibel (FIS 2025).

Tabelle 1: Klassifizierung der Ortsgrößen

eher ländlicher Raum
Landgemeindenunter 5.000 Einwohner
Kleine Kleinstädte5.000 bis unter 10.000 Einwohner
Größere Kleinstädte10.000 bis unter 20.000 Einwohner
eher mittelstädtischer Raum
Kleinere Mittelstädte20.000 bis unter 50.000 Einwohner
Größere Mittelstädte50.000 bis unter 100.000 Einwohner
eher großstädtischer Raum (inklusive Metropolen)
Kleinere Großstädte100.000 bis unter 500.000 Einwohner
Große Großstadt500.000 Einwohner und mehr

Der Vergleich zwischen der Verteilung der Wohnbevölkerung (Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung (BBSR) 2025) und der Verteilung der allgemeinzahnärztlichen Neuniederlassungen (Tabelle 2) verdeutlicht, dass vor allem kleinstädtische Standorte und ländliche Praxislagen unterrepräsentiert sind. Überdurchschnittlich viele Existenzgründende streben hingegen in die Großstädte. Dieser Befund ist nicht neu und gilt für die ärztliche wie zahnärztliche Versorgung gleichermaßen (Klingenberger 2018; Kettler 2021).

Tabelle 2: Wohnbevölkerung und zahnärztliche Neuniederlassungen – Verteilung nach Gemeindetyp

OrtsgrößenklassenZahnärztliche
Neuniederlassungen
Bevölkerungsanteil
(Stand: 31.12.2023)
Abweichung (+/‐)
in Prozentpunkten
Landgemeinden6,89 %9,43 %‐2,54 %
Kleine Kleinstädte10,22 %13,48 %-3,26 %
Größere Kleinstädte11,33 %16,13 %‐4,80 %
Kleinere Mittelstädte20,22 %19,38 %0,84 %
Größere Mittelstädte7,78 % 9,63 % ‐1,85 %
Kleinere Großstädte17,56 %14,59 %2,97 %
Große Großstadt26,00 %17,36 %8,64 %
Gesamt100,00 %100,00 %0,00 %
IDZ/apoBank (Existenzgründungen); BBSR, 2025 (Bevölkerungsanteil) Quelle: © IDZ/apoBank

Der Vergleich der Standortpräferenz der Existenzgründenden in den vier deutschen Großregionen ergibt ein etwas differenzierteres Bild. Im Osten und Westen Deutschlands erfolgen die Niederlassungen besonders häufig in großstädtischen Lagen, nämlich in 52 % bzw. 50 % der Fälle (Abbildung 1). Zu berücksichtigen ist allerdings, dass im Osten zugleich ein besonders großer Bevölkerungsanteil, nämlich 46,3 %, in der Großstadt lebt, im Westen sind es 37,1 %. Die Großstadt bleibt aber auch hier immer noch überrepräsentiert.

IDZ/apoBank
Abbildung 1: Standortpräferenz, differenziert nach den vier Großregionen in Deutschland¹

Im Süden fällt umgekehrt der vergleichsweise hohe Anteilswert von 11 % an Existenzgründungen in ländlichen Lagen auf. Da der Süden jedoch viele Landgemeinden und somit einen höheren ländlichen Bevölkerungsanteil (19,9 %) aufweist als die anderen Großregionen, wird die ländliche Region auch im Süden Deutschlands vergleichsweise selten als Praxisstandort gewählt.

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Weitere Informationen erhalten Sie im ersten und im zweiten Teil der Beitragsreihe.

Quelle:
Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ): Investitionen bei der zahnärztlichen Existenzgründung 2023
Apo Bank

Sources

1  Nord: Bremen, Hamburg, Mecklenburg‐Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig‐Holstein; Ost: Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen‐Anhalt und Thüringen; West: Hessen, Nordrhein, Rheinland‐Pfalz, Saarland und Westfalen‐Lippe; Süd: Baden‐Württemberg und Bayern.

Literatur:

Behrens, K.; Böltken, F.; Dittmar, H.; Göttsche, F.; Gutfleisch, R.; Habla, H. et al. (2019): Regionale Standards: Ausgabe 2019. 3. überarb. u. erw. Aufl. GESIS ‐ Leibniz‐Institut für Sozialwissenschaften; Arbeitsgruppe Regionale Standards. Köln (GESIS‐Schriftenreihe, 23).

Bundesinstitut für Bau‐, Stadt‐ und Raumforschung (BBSR) (2025): Stadt‐ und Gemeindetyp 2021 / 2022 / 2023, Stand 31.12.2023. Persönliche Mitteilung der BBSR am 09.04.2025.

Bundeszahnärztekammer (BZÄK) (2024): Statistisches Jahrbuch 2023/2024. Berlin.

Destatis (Statistisches Bundesamt) (2025): Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte: Deutschland, Jahre. Destatis. Wiesbaden. Online verfügbar unter https://www‐genesis.destatis.de/datenbank/online/statistic/61241/table/61241‐0001, zuletzt geprüft am 21.05.2025.

Forschungs‐Informations‐System (FIS) (2025): Methodik der Bildung von Raumkategorien, erstellt: 29.09.2010, Stand des Wissens: 23.11.2023. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Online verfügbar unter https://www.forschungsinformationssystem.de/servlet/is/331220/, zuletzt aktualisiert am 14.05.2025, zuletzt geprüft am 14.05.2025.

Jordan, A. R.; Meyer‐Lückel, H.; Kuhr, K.; Sasunna, D.; Bekes, K.; Schiffner, U. (2025): Karieserfahrung und Versorgung in Deutschland: Ergebnisse der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6). Dtsch Zahnärztl Z 80 (2), S. 90–100.

Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) (2024): Jahrbuch 2024. Statistische Basisdaten zur vertragszahnärztlichen Versorgung. Berlin: KZBV.

Kettler, N. (2021): Junge Zahnärztinnen und ‐ärzte. Berufsbild ‐ Patientenversorgung ‐ Standespolitik. Köln: Deutscher Zahnärzte Verl. DÄV (IDZ‐Materialienreihe, 38).

Klingenberger, D. (2018): Die zahnärztliche Niederlassung. Stand der Forschung zur Praxisgründung. Köln: Deutscher Zahnärzte Verl. DÄV (IDZ‐Materialienreihe, Bd. 36).

Klingenberger, D.; Becker, W. (2004): Ökonomische Analyse der Ausgangsbedingungen, Verlaufsmuster und Erfolgsfaktoren von zahnärztlichen Existenzgründungen (AVE‐Z). Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Köln (IDZ‐Information 1/2004).

Klingenberger, D.; Becker, W. (2007): Ökonomische Analyse der Ausgangsbedingungen, Verlaufsmuster und Erfolgsfaktoren von zahnärztlichen Existenzgründungen – Ergebnisse der zweiten Befragungswelle (AVE‐Z‐2) –. Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Köln (IDZ‐Information 2/2007).

Klingenberger, D.; Becker, W. (2008): Ökonomische Analyse der Ausgangsbedingungen, Verlaufsmuster und Erfolgsfaktoren von zahnärztlichen Existenzgründungen – Ergebnisse der dritten Befragungswelle (AVE‐Z‐3) –. Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Köln (IDZ‐Information 3/2008).

Klingenberger, D.; Becker, W. (2010): Entwicklung und wirtschaftlicher Erfolg von zahnärztlichen Existenzgründungen – Ergebnisse empirischer Analysen auf der Basis von Paneldaten. Gesundh ökon Qual manag 15 (02), S. 91–98.

Klingenberger, D.; Köhler, B. (2020): Investitionen bei der zahnärztlichen Existenzgründung 2019 (InvestMonitor Zahnarztpraxis). Zahnmed Forsch Versorg 3 (1).

Klingenberger, D.; Ostwald, Dennis A.; Daume, Paul; Petri, Michael; Micheelis, Wolfgang (2012): Wachstums‐ und Beschäftigungseffekte der Mundgesundheitswirtschaft. Ergebnisse einer gesundheitsökonomischen Trendanalyse bis 2030. Köln: Deutscher Zahnärzte Verl. DÄV (IDZ‐Materialienreihe, Bd. 33).

Klingenberger D., Sander T. (2014): Stellenwert des Sozialkapitals in Praxisbewertungsverfahren ‐ Eine kritische Reflexion theoretischer Ansätze anhand empirischer Fallrekonstruktionen. Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Köln (IDZ‐Information 1/14).

Micheelis, W.; Bauch, J. (Hg.) (1991): Mundgesundheitszustand und ‐verhalten in der Bundesrepublik Deutschland. Ergebnisse des nationalen IDZ‐Survey 1989. Köln: Deutscher Ärzte‐Verl. (IDZ‐Materialienreihe, Bd. 11.1).

Weitkamp, J.; Klingenberger, D. (2007): Die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung der Zahnmedizin. In: Volker Ulrich und Walter Ried (Hg.): Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Theorie und Politik öffentlichen Handelns, insbesondere in der Krankenversicherung. Festschrift zum 65. Geburtstag von Eberhard Wille. 1. Aufl., Baden‐Baden: Nomos Verl., S. 917–921.

Zahnärzte‐Praxis‐Panel (ZÄPP) (2024): Berichtsjahr 2021, Persönliche Mitteilung der KZBV, Fachabteilung Statistik. Köln, 08.05.2024.

 

Die Autoren danken Frau Dr. Kathrin Kuhr (IDZ, Köln) für die wertvolle Unterstützung bei der statistischen Aufbereitung der Daten.

DATUM DER VERÖFFENTLICHUNG
30.05.2025

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