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Piercings sind Geschmackssache. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Was für die einen Körperkunst ist, geht für andere gar nicht. Unter „Piercing“ versteht man das Durchstoßen bzw. Durchbrechen von Körperpartien bzw. Durchbrechen von Körperpartien zur Anbringung von Schmuck. Der Schmuck selbst wird dabei ebenfalls als Piercing bezeichnet. Im Kopfbereich können Piercings zum Beispiel an den Ohren oder an anderen Gesichtsregionen wie Nasenflügel, Wangen und Augenbrauen getragen werden. Orale Piercings können sich an der Oberlippe, Unterlippe, Lippenfrenulum, Zunge, Zungenfrenulum und/oder Uvula befinden. Die Prävalenz oraler Piercings schwankt je nach Bevölkerungsgruppe und Alter zwischen 3 und 20%. In einigen Regionen beträgt sie sogar bis zu 50%. Etwaige Auswirkungen oraler Piercings auf parodontale Strukturen sind noch unklar.
Methodik
Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit [1] wurde die publizierte Literatur in drei elektronischen Datenbanken gesucht. Klinische Studien mit mindestens zehn Patienten/-innen und mit mindestens einem oralen Piercing pro Patient/-in wurden eingeschlossen, sofern Daten zur primären Zielgröße Sondierungstiefe vorlagen. Weitere sekundäre Endpunkte waren klinischer Attachmentlevel, gingivale Rezession, Bluten auf Sondieren oder ein Plaque-Score. Die Daten wurden mittels einer Vote Counting Methode zusammengefasst.
Ergebnisse
Von den 131 initial identifizierten Studien konnten schlussendlich acht Studien eingeschlossen werden. Die Arbeiten wurden zwischen den Jahren 2007 und 2022 publiziert. Gesamthaft repräsentieren diese Daten 236 Lippenpiercings und 236 Zungenpiercings bei 408 analysierten Patienten/-innen. Es handelte sich in der Mehrzahl um Metallpiercings. Im Vergleich zu Kontrollzähnen wiesen die Zähne nahe oder in Kontakt mit dem Piercing in der Mehrzahl der Studien erhöhte Sondierungstiefen (drei von fünf Studien), erhöhten Attachmentverlust (drei von vier Studien), mehr gingivale Rezessionen (vier von vier Studien) und mehr Bluten auf Sondieren (zwei von drei Studien) auf. Bei Patienten/-innen mit einem Lippenpiercing konnten ausgeprägtere gingivale Rezessionen in drei von vier Studien nachgewiesen werden. Die Tragedauer des Piercings wurde in einigen Studien als Risikofaktor für lokale parodontale Symptomatiken, oft an Unterkieferfrontzähnen, nachgewiesen (vier von sieben Studien).
Klinische Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Übersichtsarbeit wurden die Auswirkungen von Zungen- und Lippenpiercings auf das Parodont untersucht. Dazu wurden die Resultate von acht Studien von mehr als 400 Patienten/-innen ausgewertet. Die Daten haben ergeben, dass an zu Zungen- und/oder Lippenpiercing benachbarten Zähnen vermehrt parodontale Symptomatiken wie erhöhte Sondierungstiefen und Gingivarezessionen vorliegen können. Daraus leitet sich die Empfehlung ab, Patienten/-innen mit oralen Piercings im Rahmen der zahnärztlichen Kontrolle auch im Hinblick auf mögliche parodontale Schäden infolge des Piercings zu untersuchen. Die Zahnärzte/-innen sollten ihre Patienten/-innen über mögliche Risiken und Folgen oraler Piercings aufklären und idealerweise eine Empfehlung abgeben, orale Piercings zeitnah zu entfernen.
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