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Diagnostik

Zahnmedizin ohne Nebenwirkungen – Immunologisch neutrale Ansätze

Die Forderung nach einer „nebenwirkungsfreien Zahnmedizin“ ist verständlich, doch streng wissenschaftlich betrachtet kaum realistisch. Ziel moderner Zahnheilkunde sollte vielmehr sein, systemische Belastungen durch Dentalmaterialien und Behandlungsmethoden auf ein Minimum zu reduzieren.

Close-up of dentist examining a female patient with tools at dental clinic wavebreakmedia_micro/freepik.com
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Die Evidenz zeigt, dass immunologisch neutrale und nebenwirkungsarme Verfahren möglich sind, wenn auch nicht absolut „ohne Nebenwirkungen“.

Systemische Belastungen durch Dentalmaterialien

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass gängige Dentalmaterialien wie Amalgam, Metalllegierungen oder Komposite systemische oder immunologische Reaktionen hervorrufen können. Amalgamfüllungen setzen geringe Mengen Quecksilber frei, das mit immunologischen Störungen wie Lichen planus in Verbindung gebracht wird (Mutter et al., 2011). Nickel, häufig in Metalllegierungen verwendet, kann allergische Reaktionen auslösen, darunter Schleimhautirritationen oder systemische Symptome (Gawkrodger, 2016). Titanimplantate gelten generell als sicher, jedoch zeigen Untersuchungen vereinzelt Hypersensitivitäten, die sich in lokalen Entzündungen oder systemischen Beschwerden äußern können (Siddiqi et al., 2011).

Darüber hinaus enthalten viele Kunststoffe wie Komposite und Adhäsive Bestandteile wie Bisphenol A (BPA) und 2-Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), deren Freisetzung potenziell gesundheitsschädlich ist. BPA wird mit endokrinen Störungen und hormonellen Dysbalancen in Verbindung gebracht, während HEMA allergische Reaktionen und entzündliche Schleimhautveränderungen auslösen kann (Van Landuyt et al., 2011).

Alternative Materialien und Methoden

Zunehmend setzen Zahnärzte auf keramische Implantate und hypoallergene Kunststoffe, um immunologische Reaktionen zu minimieren. Keramikimplantate auf Zirkonoxid-Basis sind hervorragend bioverträglich und korrosionsfrei, wodurch sie deutlich weniger Entzündungsreaktionen im Gewebe verursachen als Titanimplantate (Cionca et al., 2017).

Aktuelle Studien bestätigen, dass die osseointegrativen Eigenschaften von Zirkonimplantaten mit denen von Titan vergleichbar sind (Kohal et al., 2013). Auch Materialien wie Polyetheretherketon (PEEK) bieten aufgrund ihrer hohen Biokompatibilität vielversprechende Alternativen für Patienten mit Metall- oder Kunststoffunverträglichkeiten (Schwitalla & Müller, 2013).

Ganzheitliche Diagnostik und Nachsorge – Die Rolle der funktionellen Medizin

Die funktionelle Zahnmedizin betrachtet Patienten ganzheitlich und integriert Aspekte wie Mikronährstoffanalysen und systemische Diagnostik in die Behandlung. Studien zeigen, dass prä- und postoperative Mikronährstoffsupplementierungen (z.B. Vitamin D) erheblich die Implantatprognosen verbessern können (Bryce & MacBeth, 2014). Insbesondere die Supplementierung von Vitamin D erwies sich als entscheidend für die Knochendichte und Heilung rund um Implantate (Mangano et al., 2018).

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Detox-Maßnahmen nach Amalgamentfernungen, etwa durch antioxidative Therapien, zeigten in Untersuchungen, dass sie zwar Schwermetallspiegel effektiv senken können, jedoch klinische Verbesserungen erst nach Entfernung der eigentlichen Metallquellen eintreten (Sears, 2013). Somit sind Detox-Verfahren sinnvolle unterstützende Maßnahmen, ersetzen jedoch nicht die Ursachenbeseitigung.

Evidenzbasierte Diagnostik

Entscheidend für eine immunologisch neutrale Zahnmedizin ist die evidenzbasierte Diagnostik von Materialunverträglichkeiten. Statt unwissenschaftlicher Methoden wie Bioresonanz sollten valide Verfahren wie Lympozytentransformationstest oder der Basophilen Degranulationstest. Diese Methoden bieten zuverlässige Aussagen über tatsächliche Allergien oder Hypersensitivitäten gegenüber Dentalmaterialien.

Fazit

Eine vollständig „nebenwirkungsfreie“ Zahnmedizin ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht realistisch, aber immunologisch neutrale und systemisch minimal belastende Verfahren sind durchaus erreichbar. Durch die Wahl geeigneter biokompatibler Materialien, fundierte funktionelle Diagnostik und ergänzende Maßnahmen zur Verbesserung des Mikronährstoff- und Entgiftungsstatus lässt sich das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen erheblich reduzieren.

– Metallfreie Behandlungsoptionen vorrangig erwägen.

– Regelmäßige Kontrolle von Nebenwirkungsprofilen verwendeter Materialien und Anästhetika.

– Prä- und postoperative systemische Diagnostik (Mikronährstoffe, Entgiftungsstatus) integrieren, um Komplikationen zu minimieren.

Autor

Dr. med. dent. Christina Weiß

Dr. med. dent. Christina Weiß

Quellen

  • Mutter, J., et al. (2011). Gesundheitsrisiken durch Amalgam. International Journal of Hygiene and Environmental Health, 214(4), 252-267.
  • Gawkrodger, D. J. (2016). Nickel allergy and orthodontics. Journal of Orthodontics, 43(2), 89-97.
  • Siddiqi, A., et al. (2011). Hypersensitivity reactions to dental implants. British Dental Journal, 210(5), 209-213.
  • Cionca, N., et al. (2017). Zirconia dental implants: where are we now, and where are we heading? Periodontology 2000, 73(1), 241-258.
  • Kohal, R. J., et al. (2013). Ceramic implants: A narrative review of their biological properties. Journal of Oral Rehabilitation, 40(6), 481-495.
  • Schwitalla, A., & Müller, W. D. (2013). PEEK dental implants: a review of the literature. Journal of Oral Implantology, 39(6), 743-749.
  • Bryce, G., & MacBeth, N. (2014). Vitamin D and oral health: a review. British Dental Journal, 216(5), 273-280.
  • Mangano, F., et al. (2018). Vitamin D and dental implants: A systematic review. Coatings, 8(8), 269.
  • Sears, M. E. (2013). Chelation: harnessing and enhancing heavy metal detoxification—a review. The Scientific World Journal, 2013.
  • Valentine-Thon, E., & Schiwara, H. W. (2003). Validity of MELISA® for metal sensitivity testing. Neuroendocrinology Letters, 24(1-2), 57-64.

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