Für Dentallabore, die beim Einkauf CO2 einsparen möchten, gilt eine einfache Grundregel: Kaufen Sie nur das, was Sie wirklich benötigen. Doch leider ist unser Kaufverhalten in der Regel so stark eingeübt, dass man schnell wieder in alte Routinen verfällt. Um das Konsumverhalten zu ändern, sollten zunächst einige Fragen ehrlich beantwortet werden: Lassen wir uns durch Schnäppchenangebote verführen? Wann denken wir, dass wir etwas brauchen könnten, und benutzen es doch nie? Was kosten uns Fehlkäufe? Sind die Antworten gefunden, hilft eine feste Struktur beim nachhaltigen Einkauf.
Einkaufslisten verschaffen Überblick
Es lohnt sich, zunächst die kompletten Bestände des Dentallabors zu erfassen. Dabei unterstützen preiswerte Karteikarten nach dem Kanban-System, die diszipliniert gepflegt werden müssen. Weniger fehleranfällig ist ein digitales Warenwirtschaftssystem. Sobald eine Bestellung eintrifft oder Material aus dem Lager entnommen wird, wird der Bestand digital aktualisiert.
Die Statistik informiert über das Verbrauchsverhalten des Labors. Das hilft, nur das zu kaufen, was wirklich notwendig ist. Einspareffekte zeigen sich bald, denn verantwortungsbewusst mit Material umzugehen, reduziert nicht nur CO2, sondern macht sich auch beim Geld bemerkbar. Leider gibt es bisher für CO2-Siegel, die Produkte als „klimaneutral“, „klimafreundlich“ oder „CO2-neutral“ ausweisen, in Deutschland keine gesetzliche Grundlage. Sie werden von privaten Zertifizierungsunternehmen vergeben. Obwohl viele Unternehmen mithilfe der Zertifizierung ernsthaft versuchen, ihre CO2-Bilanz zu verbessern, kann das Risiko des Green-Washings nicht ausgeschlossen werden. Transparenter ist es, bei Shops einzukaufen, die Produkte geprüft und getestet haben [1]. Inzwischen sind zahlreiche Produkte mit einer relativ guten Ökobilanz erhältlich:
- Latexfreie Nitrilhandschuhe verursachen weniger CO2-Emissionen und haben bei der Produktion einen geringeren Wasserverbrauch als konventionelle Handschuhe.
- Wiederverwendbare Masken werden mit dreilagigen Filterpads zum Wechseln geliefert. Damit lassen sich zahlreiche Einwegmasken und so auch Geld sparen [2].
- Papier aus Recyclingmaterial spart Ressourcen. Hygienepapier und Einmalhandtücher sind inzwischen mit Gras- und Strohanteil zu haben. Auch Druckerpapier kann Gras enthalten. Das ist ökologisch sinnvoll, weil es deutlich weniger wasser- und CO2-intensiv ist, weiches Gras anstelle von hartem Holz zu Papier zu verarbeiten.
Vorteilhaft sind Bestellungen von mehreren Produkten auf einmal und in möglichst großen Gebinden. Auch ein fester Bestellzyklus kann unnötige Transporte, Retouren und Verpackungen verhindern.
Nicht mehr spontan zu bestellen, sobald etwas fehlt, sondern bewusst nur einmal im Monat oder sogar nur einmal im Quartal zu ordern, erfordert ein Umdenken. Doch es lohnt sich! Es gibt auch Lieferanten, die bei der Verpackung auf unnötigen Kunststoff verzichten, die Paketgröße an die Bestellmenge anpassen und z.B. Füllmaterial aus Maisstärke verwenden. Wird dies befeuchtet, schrumpft es zusammen und kann in den Restmüll.
Ökostrom
Der Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen von Desktop-Scanner, 3D-Drucker, Fräsmaschine, Ultraschall und weiteren Geräten lassen sich am besten mit Ökostrom senken. Allerdings ist der Begriff „Ökostrom“ in Deutschland nicht geschützt, einen gesetzlichen Standard gibt es nicht. Zu Marketingzwecken kann der Begriff daher auch dann verwendet werden, wenn der Strom nicht zu 100% aus erneuerbaren Energien, sondern fossilen Brennstoffen wie Braun- und Steinkohle, Erdgas oder Erdöl stammt. Mehrere Umwelt- und Verbraucherverbände gründeten daher das Ökostromlabel „Grüner Strom“ [3]. Es schließt eine Umetikettierung von Kohle- oder Atomstrom aus. Parallel richteten die Verbände das Biogaslabel „Grünes Gas“ ein. Auch das Label „ok-power“ [4] informiert über Tarife, deren Strom zu 100% aus erneuerbaren Quellen stammt.
Tipp: Ökostromtarife können gerade in Zeiten hoher Energiepreise günstiger sein als der Grundversorgungstarif der örtlichen Stadtwerke. Es lohnt sich, die Preise zu vergleichen und eventuell den Anbieter zu wechseln. Inzwischen ist den meisten Menschen bewusst, dass LED viel Strom einsparen. Sobald die Leuchtmittel ausgetauscht sind, bewegt sich der Stromverbrauch nach unten. Auch Computer über Nacht auszuschalten und während der Arbeitspausen in den Ruhemodus zu versetzen, dürfte inzwischen selbstverständlich sein.
Doch stecken im Dentallabor noch andere Einsparpotenziale. So gibt es beispielsweise Sterilisatoren, die ihre Trocknungszeit der Beladung anpassen können [5]. Das verkürzt die Zykluszeit, verlängert die Lebensdauer der Instrumente und spart Energie. Auch ist es sinnvoll, bei Brenn- und Keramiköfen die jeweils für ein Material niedrigste mögliche Temperatur zu wählen.
Wasser sparen
Wasserknappheit ist nach mehreren Hitzesommern auch in Deutschland ein Thema. Ein sparsamer Wasserverbrauch erfordert weniger Energie, um es zu reinigen und aufzubereiten. Wasserstopper an den Toiletten sind inzwischen normal. Tropfende Wasserhähne dürften in Laboren der Vergangenheit angehören. Auch eine kalte Wäsche ist umweltfreundlich, denn weniger warmes Wasser spart Heizenergie. Im Abwasser steckt ebenfalls Verbesserungspotenzial.
Zu den schwer abbaubaren Stoffen, die sich in manchen Reinigungsmitteln befinden, gehören Phosphate, optische Aufheller und Silikone. Wo immer es die Hygienevorschriften erlauben, sind daher biologisch abbaubare Desinfektions- und Reinigungsmittel eine umweltfreundliche Alternative. Sie sind auch im Nachfüllpack erhältlich. Möglich ist auch die Reinigung von Oberflächen mit 180 bis 190°C heißem Trockendampf anstelle von chemischen Mitteln. Mit einem Druck von etwa 9 bar kann man Keime und Viren zu Leibe rücken [6].
Abfallvermeidung
Großes Potenzial für mehr Umwelt- und Klimaschutz steckt im Recycling von Abfällen aus dem Dentallabor. So ist es möglich, mit einem speziellen Recyclingsystem Amalgamabscheider-Behälter und Filtersiebe mehrfach zu verwenden [7]. Durch das Einsparen von Rohstoffen und die Vermeidung von Transportwegen lassen sich mehrere Hundert Tonnen CO2 pro Jahr einsparen.
Biologisches und recyclingfähiges PLA-Material hilft ebenfalls, Abfall zu vermeiden. Es ist bereits Filament erhältlich, das sich bis zu fünfmal recyceln lässt [8]. Gips ist nicht nur ein wichtiger Werkstoff, sondern lässt sich auch als nachhaltiger Rohstoff einsetzen. Beim Recycling von Dentalgips werden Gipsabfälle beim Dentallabor abgeholt und der Wiederverwendung zugeführt [9].
Zahngold recyceln, Regenwald schützen Gold zu recyceln, schont u.a. südamerikanische Regenwälder, in denen Goldgräber die Böden mit Quecksilber kontaminieren. Recyceltes Gold stammt aus konfliktfreien Quellen und verbraucht weniger Energie. Zudem ist es wegen des chemischen Recyclingprozesses sortenreiner als das Original. Mittlerweile gibt es sogar ein Programm, das sich auf das Recycling von Zahngold fokussiert und daraus neue Dentallegierungen produziert [10].
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