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Die EASY Mill 4-Schleifeinheit ist eine kleine kompakte Vierachs-CNC-Bearbeitungsmaschine, die mit Wasserkühlung arbeitet und aktuell für Einzelzahnrestaurationen und dreigliedrige Brücken verwendet werden kann (Abb. 1 und 2). Die Schleifrohlinge werden mittels klassischer CEREC-Halter in der Maschine eingespannt. Es stehen drei verschiedene Diamantschleifstifte in den Durchmessern 2 mm, 1 mm und 0,6 mm zur Verfügung (Abb. 3). Der Werkzeugwechsel erfolgt mithilfe eines pneumatischen Spannsystems, ebenso erfolgt die Längenvermessung der Werkzeuge automatisch (Abb. 4).
Als CAM-Software steht WORKNC DENTAL (Hexagon) zur Verfügung. Eine spezielle Version dieser CAM-Software kann mittels Autotransfer direkt aus dem ExoCAD-Archiv gestartet werden. Alternativ ist es auch möglich, die Standardversion der Software zu verwenden (Abb. 5 und 6).
Aktuell ist es möglich, auf der EASY Mill 4-Schleifeinheit Einzelzahnrestaurationen (Kronen, Inlays, Onlays, Veneers) und dreigliedrige Brücken zu schleifen. Dabei können die klassischen Werkstoffe Hochleistungspolymer, Kompositblöcke, Hybridkeramikblöcke, Lithium-X-Silikat und Glaskeramik verwendet werden (Abb. 7). Eine Besonderheit bildet das dichtgesinterte Zirkoniumdioxid Perfit FS (Vatech). Bei den noch folgenden Patientenfällen werden in diesem Beitrag vollanatomische Kronen und Abutments aus Perfit FS dargestellt.
Patientenfall 1: Kronen
Für diesen Demonstrationsfall kam der TRIOS 4 Intraoralscanner (3Shape) zur digitalen Erfassung von Ober- und Unterkiefer einer 23 Jahre alten Patientin zum Einsatz. Zusätzlich zu den dreidimensionalen Oberflächendaten wurden dabei auch die geometriebezogenen Farbinformationen erfasst und im DCM-Format ausgegeben (Abb. 8) [1]. Für diesen Fall erfolgte eine virtuelle Präparation von vier Seitenzahnkronen im 3. Quadranten mit Magics V14.1 (Materialise). Das Reduktionsmaß betrug ca. 1,0 mm (Abb. 9).
Die CAD-Konstruktion erfolgte mittels Rijeka V3.1 (ExoCAD). Als Situationsmodell wurde der Ausgangsscandatensatz verwendet, sodass nach dem Anrechnen der Kronenkonstruktionen an die virtuelle Präparation eine identische Geometrie der ursprünglichen Situation erreicht werden konnte (Abb. 10 und 11). Anschließend erfolgte die CAM-Berechnung mithilfe von WORKNC DENTAL (Hexagon) (Abb. 12 bis 14).
Die subtraktive Fertigung erfolgte auf der EASY Mill 4-Schleifeinheit, wobei als Material das neue dichtgesinterte Zirkoniumdioxid Perfit FS ML A2 (Vatech) verwendet wurde (Abb. 15). Dieser Rohling weist einen farblichen Gradienten auf, um so die Schichtung eines natürlichen Zahnes besser imitieren zu können.
Der Schleifvorgang benötigte pro Krone etwa 45 Minuten. Nach dem Schleifen erfolgte die Feinanpassung der approximalen und okklusalen Kontaktsituation. Da aufgrund des Schleifens im dichtgesinterten Zustand keine Randverstärkung notwendig ist, reduziert sich die Bearbeitung der Kronenränder auf ein Minimum. Mit zwei Malfarben- und Glasurmassebränden wurden die Kronen fertiggestellt (Abb. 16 bis 19). Alternativ können Restaurationen aus Perfit FS auch manuell poliert werden. Die Passung der Kronen ist als sehr gut einzuordnen, ebenso das ästhetische Gesamtergebnis.
Patientenfall 2: Abutment und Krone
Im Rahmen der Versorgung eines Patienten mit einer implantatgetragenen Krone in Regio 46 (Abb. 20) wurden ein Abutment und die dazugehörige Krone mit der EASY Mill 4-Schleifeinheit hergestellt.
Die Versorgung erfolgte im sogenannten „Digital Tissue Preservation Concept“ (DTPC), bei dem die Herstellung des individuellen Abutments bereits mit der digitalen Implantatplanung erfolgt und dieses dann nach der Implantatinsertion direkt im Sinne des „One Abutment – One Time“-Konzepts eingeschraubt wird und somit zugleich die Funktion eines individuellen Gingivaformers erfüllt [2].
Für die Implantatplanung wurden ein 3D-Intraoralscan (3Shape) sowie ein DVT erstellt. Als Planungssoftware kam Implant Studio (3Shape) zum Einsatz (Abb. 21), für die Konstruktion des Abutments und der Krone Dental System 2020 (3Shape) (Abb. 22 und 23). Das Abutment wurde auch in diesem Fall aus Perfit FS ML A2 auf der EASY Mill 4 geschliffen und nach dem Verkleben mit der Titanklebebasis hochglanzpoliert (Abb. 24 bis 26).
Direkt im Anschluss an die Implantatinsertion erfolgten das Einsetzen des Abutments (Abb. 27) sowie ein 3D-Intraoralscan der finalen Abutmentposition. Dies ist zweckmäßig, um etwaige Abweichungen der tatsächlichen von der geplanten Implantatposition auszugleichen, die nahezu immer vorhanden sind. Während der Einheilphase erfolgte die CAD-Konstruktion und Herstellung der Krone.
Als Material für die Krone wurde ebenfalls Perfit FS ML A2 verwendet, die Finalisierung der Krone erfolgte mit einem Malfarben- und Glasur-massebrand (Abb. 28 und 29). Schließlich wurde die Krone nach der Einheilphase definitiv eingesetzt und mit RelyX Unicem (3M) befestigt (Abb. 30a bis 30c).
(Y,Nb)-TZP: Dichtgesintertes Zirkonoxid für die CAD/CAM-Bearbeitung
Das neue Zirkonoxid Perfit FS ist vollständig gesintert und kann daher sowohl poliert als auch mittels Malfarben- und Glasurmassebrand fertiggestellt werden. Die Rohlinge gibt es in einer monochromen (Perfit FS) und in einer farblich gradierten Version (Perfit FS ML). Als Blockgrößen stehen I10, I12, C14, C16 und B32 zur Verfügung. Sowohl die monochromen als auch die Multicolor-Blöcke werden in allen 16 VITA Classical Farben angeboten. Besonders interessant sind Passungswerte und die mechanischen Eigenschaften des patentierten Materials [3,4,5].
Durch die Zugabe von Yttriumoxid (Y2O5) ist dieses Zirkoniumdioxid zu 100% in der tetragonalen Phase stabilisiert. Zusätzlich werden dem Material 5 bis 10 Gew.-% Nioboxid (Nb2O5) zugesetzt, wodurch sich die Korngröße und damit die Transluzenz erhöht, bei gleichzeitig sehr großer Risszähigkeit KIC und geringer Scratch Hardness (Kratzhärte).
Letztere beschreibt die Härte eines Materials im Hinblick auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzern und Abrieb. Dies ermöglicht es, das dichtgesinterte Material auf der kleinen wassergekühlten Dental-CNC-Schleifeinheit EASY Mill 4 effizient und sicher zu bearbeiten. Die Herstellerangaben zeigen folgende Zusammensetzung und mechanischen Werte [5]: Da das Material bei der Bearbeitung bereits dichtgesintert ist, ist kein weiterer Sinterprozess notwendig.
Fazit
Die ersten Arbeiten mit dem neuen EASY Mill 4-Schleifsystem weckten bei den Zahntechnikern unseres Labors eine große Neugierde. Die klare und einfache Bedienung des Systems, gekoppelt mit einer sauber strukturierten Übergabe der CAD-Daten an die CAM-Software und nachfolgend an die CNC-Schleifeinheit machen die Bedienung sehr intuitiv. Alle gängigen im Labor verwendeten Materialien für die Versorgung mit Einzelzahnrestaurationen und dreigliedrigen Brücken lassen sich präzise und zuverlässig fertigen.
Besonders interessant ist die Verwendung von vollständig dichtgesintertem Zirkonoxid, da sich dadurch neue und effiziente Behandlungskonzepte ergeben. Insbesondere die Möglichkeit, das System für Abutments und Abutmentkronen einzusetzen, macht es auch für Dentallabore äußerst interessant, da sich dadurch die Gesamtfertigungszeiten reduzieren.
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