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Totalprothetik

Was macht eigentlich die digitale Prothese?

Inzwischen scheint es für fast alle „klassischen“ Fertigungsmethoden der Zahntechnik ein computergestütztes Pendant zu geben: Edelmetalllegierungen, Wachse und Keramiken können gefräst sowie individuelle Löffel, Schienen und virtuelle Modellgusskonstruktionen gedruckt werden. Während die Vorstellung der ersten marktreifen Systeme der CECD (Computer-Engineered Complete Dentures) bereits auf der IDS 2015 mit Spannung erwartet worden war, ist die Anzahl der verfügbaren Produktlösungen im Bereich der „digitalen Prothese“ seither erheblich gestiegen. Einen kleinen Überblick gibt dazu dieser Messebericht.

Placeholder – News shutterstock

Der konventionelle Herstellungsprozess einer Totalprothese umfasst bekanntermaßen mindestens fünf Sitzungen von der Abformung bis zur Fertigstellung. Hinzu kommen die jeweils zugehörigen laborseitig durchzuführenden Arbeitsschritte. Durch die Entwicklung von speziellen Abformlöffeln, Registrierbehelfen und Materiallösungen, die für das CAD/CAM-Verfahren geeignet sind, sowie die Anwendung geeigneter Soft- und Hardware soll es möglich sein, Teilschritte in der Praxis wie im Labor zusammenzufassen oder auszulassen und so zu einem schlankeren und zeiteffizienteren Workflow zu gelangen. Auf der IDS 2017 präsentierten die meisten auf diesem Gebiet tätigen Hersteller Ergänzungen zu den bestehenden Systemen: Neue Scanner, neue Fräsmaschinen, neue Software, verstärkte Kooperationen und die Öffnung der Systeme können als allgemeine Trends formuliert werden. Die direkte Umsetzung scheint indes weiterhin ein Problem darzustellen und wird nur von wenigen Herstellern empfohlen, was sich im steigenden Angebot fräsbarer Wachsrohlinge und neuer Try-in-Optionen niederschlägt.

Was ist neu?

Abb. 1: VITA VIONIC SOLUTIONS soll Ende 2017 auf den Markt kommen.
Abb. 1: VITA VIONIC SOLUTIONS soll Ende 2017 auf den Markt kommen.
VITA präsentierte auf der IDS mit VITA VIONIC SOLUTIONS ein Materialsystem, das ab November 2017 auf dem deutschen Markt erhältlich sein soll (Abb. 1). Die Produktpalette umfasst Wachs- und PMMA-Rohlinge (VITA VIONIC WAX/VITA VIONIC BASE), einen Zahnrahmen, um die CAM-Modifikation der Prothesenzähne über die Fräseinheit zu ermöglichen (VITA VIONIC FRAME), sowie ein Bondingsystem (VITA VIONIC BOND). Für den Anwender stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Die Prothesenbasis kann einerseits direkt gefräst und mit den Prothesenzähnen verklebt werden. Andererseits ist die computergestützte Fertigung einer Wachsaufstellung möglich, wobei diese vollformatig aus Wachs oder als Wachsbasis mit Integration der modifizierten Prothesenzähne gefertigt werden kann. Technologiepartner für den Scan- sowie CAD/CAMProzess ist Amann Girrbach. Für den Ceramill-Full-Denture-Workflow des Unternehmens sind nun die Zahnbibliotheken von VITA, Merz Dental und Kulzer verfügbar, sodass verschiedene Aufstellkonzepte über die Software (Ceramill D-Flow) realisiert werden können. Zukünftig soll durch okklusale Bearbeitung der Zahngarnituren auch die Herstellung einzelner Prothesen möglich sein. Weiterhin ist das bereits im Markt befindliche Baltic Denture System (Merz Dental) integriert worden und ist somit mit dem systemzugehörigen Scanner (Ceramill Map400) und der Fräseinheit (Ceramill Motion 2) kompatibel.

Dentsply Sirona arbeitet im Bereich der computergestützten Totalprothetik mit dem US-amerikanischen Unternehmen AvaDent zusammen und bietet fräsbare PMMA-Rohlinge (Lucitone 199 Denture Base Disk) an, die mit den hauseigenen Prothesenzähnen (Portrait IPN/Genios) verarbeitet werden können. Kulzer ergänzt sein System Pala Digital Dentures um fräsbare Wachsrohlinge (dima Mill Wax pink) und eine Fräseinheit (cara Mill 3.5) und bietet die Fertigung einer Wachsaufstellung mit anschließender konventioneller Umsetzung an.

Abb. 2: Ablauf des Digital Denture Systems von Ivoclar Vivadent.
Abb. 2: Ablauf des Digital Denture Systems von Ivoclar Vivadent.
Einen eigenständigen, zum Patent angemeldeten Herstellungsprozess präsentierte Ivoclar Vivadent mit Digital Denture (Abb. 2). Hierbei wird neben der Prothesenbasis auch der Zahnkranz aus einem hochvernetzten PMMA-Rohling gefräst (SR Vivodent CAD). Der zunächst okklusal überdimensioniert gestaltete Zahnkranz wird nach der Verklebung gemeinsam mit der Basis feingefräst, wobei auch überschüssige Bondingreste entfernt werden. Auch hier soll die Herstellung einzelner Prothesen machbar sein. Alternativ bietet Ivoclar mit der Software Digital Denture Professional die Möglichkeit an, mit den von der Wieland Digital Denture bekannten Komponenten UTS-CAD zur Übertragung der Okklusionsebene und Gnathometer CAD zur Übertragung der Kieferrelation zu arbeiten. Dadurch können die computergestützte Erstellung einer Positionsschablone und die Nutzung von Konfektionszähnen erfolgen.

Fazit

Ein neuer Wind weht in der Totalprothetik. Trotz der vielfältigen neuen Herangehensweisen bleiben die Grundsätze aber gleich: Die anatomische Situation will erkannt, die Kieferrelation bestimmt und das geeignete statische, dynamische und ästhetische Konzept erarbeitet werden. Es bleibt zu diskutieren, ob es sinnvoll ist, einen Wachsrohling zu fräsen und diesen konventionell umzusetzen, da ja gerade die direkte Fräsung der Kunststoffbasis als ein Vorteil für schrumpfungsfreie und monomerarme Prothesen gesehen werden kann. 

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