Warum wolltet ihr Remote Work unbedingt in euer Unternehmenskonzept einbinden?
Sebastian Jellinek: Durch die Tatsache, dass wir es von Beginn an nicht anders kannten, stand für uns ein Arbeitsalltag ohne Remote Work niemals zur Debatte.
Markus Lenhardt: Ob im tatsächlich zahntechnischen Kontext, wie dem Konstruieren von Zahnersatz, oder in meinem Bereich des Backoffice oder CRM: Die Möglichkeit, remote zu arbeiten, ist jeden Tag aufs Neue unabdingbar. Diese Möglichkeit bieten wir eben auch den Mitarbeitenden an und haben damit bisher nur positive Erfahrungen gesammelt. Es ist mir aber wichtig zu erwähnen, dass Remote Work auch seine Grenzen hat und Zahntechnik in seiner ganzen Vielfalt ein Handwerk ist und bleibt, das ohne physische Anwesenheit des Teams nicht realisierbar ist.
Welche Prozesse haben sich in den vergangenen 3 Jahren so verändert?
Sebastian Jellinek: Wir haben zu Beginn „einfach mal drauflosgearbeitet“ und das hat im Tagesgeschäft größtenteils super funktioniert. Als dann aber die ersten Probleme wie fehlende Informationsweitergabe oder das Suchen von Scandaten auf mehreren Laptops aufkamen, bestand dringender Handlungsbedarf. Diese Themen gehören dank laborinterner Serverstruktur und dem Einführen eines zentralen Informations- und Kommunikationstools für alle Mitarbeitenden nun der Vergangenheit an.
Welche Erwartungen hatte das Team an euch und welche Erwartungen habt ihr an das Team?
Markus Lenhardt: Absolute Grundlagen für Remote Work sind Verlässlichkeit und die Eigenschaft, aus jedem Fall das bestmögliche Ergebnis rauszuholen. Klar sind diese Eigenschaften auch in der Präsenz von absoluter Wichtigkeit. Aber bei Remote Work ist eben nicht die Möglichkeit gegeben, kurz im Teamraum den Stand der Arbeit zu erfragen. Das muss dann eben ohne Erinnerung oder Nachfragen laufen.
Wie schafft ihr es, dass eure Leute gerne ins Labor kommen und sich auch gerne mit dem Team auseinandersetzen?
Sebastian Jellinek: Wir haben oft das Gefühl, dass wir uns eher mit Freunden mit dem gleichen Hobby treffen, als dass wir zur Arbeit gehen. Und diese gewachsene Unternehmenskultur ist ein riesiges Privileg, das wir auch zu schätzen wissen und regelmäßig als positives Feedback bekommen.
Wie schafft ihr es, dass euer Team gerne zusammenarbeitet? Wie sieht in eurem Unternehmen Teambuilding aus?
Markus Lenhardt: Egal ob Grillen in der Mittagspause, zum SSV Ulm ins Stadion oder zum Einstein-Marathon gehen, da ist fast alles dabei. Zwei Events, die wir selbst planen, sind die DenseraLabTeamDays im Sommer und der Besuch von Veranstaltungen wie Messen, Unternehmensbesichtigungen und Fortbildungen mit allen, die Lust darauf haben. Und das sind meistens alle.
So schön die ganzen Events auch sind, stellt der Alltag, also das Miteinander im Labor, die zentrale Basis für uns als Team dar. Deshalb führen wir in den ungeraden Kalenderwochen kurze Feedback-Gespräche, bei denen wir die vergangenen 2 Wochen reflektieren und prüfen, ob in gewissen Bereichen Handlungsbedarf besteht. Aber es werden auch immer langfristige Ziele definiert. Genau dieser Austausch gehört für uns zum Teambuilding dazu.
Wie behaltet ihr den Überblick und optimiert die Effizienz in eurer Arbeit?
Sebastian Jellinek: Unser Prozessmanager hat für uns intern eine Anwendung programmiert, die mit unserem Upload-Portal verknüpft ist, uns in Echtzeit die Tages-Performance visualisiert und als Dashboard die Dringlichkeit der aktuell zu fertigenden Arbeiten anzeigt. Dieses Tool wird kontinuierlich weiterentwickelt und verbessert, sodass wir eventuell bald gar keine anderen Tools mehr benötigen. Diese sind momentan Nextcloud für die Kommunikation und Notion für die Informationsbereitstellung.
Wie setzt ihr Akzente, die euch als Führungskraft entlasten?
Markus Lenhardt: Wie bereits erwähnt, ist für uns das Vertrauen ein wichtiger Schlüsselfaktor in Hinsicht auf zufriedenstellende Zusammenarbeit auf beiden Seiten.
Sebastian Jellinek: Wir nehmen uns sehr viel Zeit, um neue Mitarbeitende kennenzulernen und sie an unserer Philosophie teilhaben zu lassen. Sie dürfen von Beginn an die Ziele definieren, die sie in unserem Unternehmen haben.
Wie gestaltet ihr das Onboarding?
Markus Lenhardt: Onboarding beginnt für uns schon lange vor dem ersten Arbeitstag! Das kann sicherlich unser CAM-Spezialist Chris bestätigen …
Sebastian Jellinek: Schon die Bewerbungsphase diente beispielsweise bei unserem CAM-Spezialisten dazu, ihm unsere Philosophie, die Arbeitsstelle und die Möglichkeiten bei DenseraLab nahezubringen. Dieser Grundstein war dann die Basis für ein Arbeitsverhältnis, bei dem die wichtigsten Themen schon im Vorhinein geklärt waren. Um sich mit uns als Team und dem Unternehmen identifizieren zu können, beginnt jede und jeder erstmal in Präsenz. Der Zeitraum dieser Präsenzphase wird gemeinsam erarbeitet und dient im Großen und Ganzen dazu, sich gegenseitig kennenzulernen, die Kundenstruktur zu erfassen und den Grundstein für Remote Work zu legen – nämlich Vertrauen. Zahntechnische Vorgehensweisen und die SOPs (Standard Operating Procedures) sind dann in Notion ersichtlich und können jederzeit abgerufen werden.
Fällt euch dieser hohe Anspruch an eine hybride Arbeitskultur manchmal selbst auf die Füße?
Markus Lenhardt: Klare Antwort: Nein! Als ich noch im Zahnmedizinstudium war und wir als Team zu Beginn von Regensburg, Dachau, Bielefeld und Ulm aus zusammengearbeitet haben, war es unumgänglich, remote miteinander zu arbeiten. Wir haben dieses „Handwerk“ von der Pike auf so gelernt, und auch hier stellte Vertrauen den entscheidenden Faktor dar. Dieser Spirit vom Teamgedanken hat uns geprägt und diesen möchten wir täglich weitergeben und leben.
Was sollte die Berufspolitik beachten, um einen ganzheitlichen Kulturwandel beim Thema Remote Work hinzubekommen?
Markus Lenhardt: Wir beide sind Bachelor of Science (B.Sc.) in digitaler dentaler Technologie, trotzdem würden wir anregen wollen, dass Inhalte im Bereich Remote Work auch in den Meisterschulen thematisiert werden und die dafür geltenden Rechtsgrundlagen unmissverständlich angepasst werden.
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