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Europäisches Presse-Gespräch zur 41. Internationalen Dental-Schau

Rekonvaleszenz nach Corona: IDS behauptet sich

Das Europäische Presse-Gespräch am 22. Januar 2025 im Rheinsaal der Koelnmesse gab den Auftakt zur 41. IDS, die vom 25. bis 29. März 2025 in Köln stattfinden wird. Das Pressegespräch vermittelte einen Einblick in die Situation des internationalen Dentalmarktes, der Zahnarztpraxen sowie der zahntechnischen Labore. Auf dem Podium wurden das Comeback der IDS nach Corona, Bürokratie in deutschen Praxen und Dentalunternehmen, Digitalisierung und Zukunftschancen thematisiert.

DKB
Das Europäische Presse-Gespräch zur 41. Internationalen Dental-Schau wurde von Susanne Schöne moderiert. Die Teilnehmenden von lks nach rechts: Oliver Frese, Geschäftsführer Koelnmesse GmbH, Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender VDDI, Dr. Freddie Sloth-Lisbjerg, Präsident des Council of European Dentists (CED) und Dr. Bernd Rebmann (REBMANN RESEARCH GmbH & Co.KG).
Das Europäische Presse-Gespräch zur 41. Internationalen Dental-Schau wurde von Susanne Schöne moderiert. Die Teilnehmenden von lks nach rechts: Oliver Frese, Geschäftsführer Koelnmesse GmbH, Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender VDDI, Dr. Freddie Sloth-Lisbjerg, Präsident des Council of European Dentists (CED) und Dr. Bernd Rebmann (REBMANN RESEARCH GmbH & Co.KG).
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Am Vortag des Pressegesprächs zeigt die bewährte IDS-App auf meinem Handy bereits ein Update für die IDS 2025 an. Damit hat die IDS zumindest virtuell bereits ein Fenster geöffnet: Branchennews, Ausstellerübersicht, Messeinfos und Kartenkauf sind verfügbar. Das traditionelle Pressegespräch im Vorfeld der internationalen Leitmesse der Dentalindustrie öffnete den Blick auf die Messe noch weiter und bestätigte, dass sie sich von der Coronapandemie derzeit erholt. Zwar werden die Benchmark-Zahlen aus Vor-Corona-Zeiten noch nicht wieder erreicht: Rekord hält die IDS 2019 mit 2.327 Unternehmen aus 64 Ländern und mehr als 160.000 Fachbesucher aus 166 Ländern. Doch zumindest befindet sich die Messe wieder auf Wachstumskurs. Die Organisatoren rechnen mit rund 2.000 Ausstellern, immerhin 10% mehr als 2023 mit ca. 1.800 Ausstellern. Oliver Frese, Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH, zeigte sich damit sehr zufrieden: Die IDS sei ein bedeutendes Beispiel dafür, dass die Messewirtschaft nach der Pandemie nunmehr zurück sei.

Inspiration durch neue Formate

Frese sieht in der IDS mehr als einen Handelsplatz, nämlich eine Plattform zum Netzwerken und für den Austausch über aktuelle Herausforderungen wie Nachwuchsförderung, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit und Einsatz künstlicher Intelligenz. Dieser Austausch wird mit der digitalen Plattform IDSconnect sowie mit traditionellen Formaten, von Speakers Corner bis zur Strictly Dental Night Party, gefördert.

Dentalmarkt weltweit im Wachstumshoch

Dr. Bernd Rebmann (REBMANN RESEARCH GmbH & Co.KG) stellte in einer Keynote die Sonderausgabe des „Atlas Dental“ zur 41. IDS vor, die die Dentalmärkte weltweit analytisch erfasst. Daten in der Dentalindustrie zeigen überraschenderweise weltweit einen positiven Trend. So liegt nach Rebmanns Analyse in fast allen Ländern das Level der Pro-Kopf-Ausgaben für zahnärztliche Leistungen über dem Vor-Corona-Niveau von 2019; in der Eurozone sind es 65 Mrd. Euro (Stand: 2022).

Als Treiber für die Entwicklung der Ausgaben nannte Rebmann die demografische Entwicklung, höhere Ausgabenbereitschaft durch ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und eine hohe Prävalenz oraler Erkrankungen. Auch die Zukunftsprognose des Atlas Dental fällt ausnehmend positiv für den globalen dentalen Bereich aus: bis 2032 ist mit einer Verdoppelung des Volumens im zahnmedizinischen Bereich zu rechnen, bei dentalen Geräten werden voraussichtlich ebenfalls hohe Wachstumsraten erreicht.

Was tun, um auf Kurs zu bleiben? Für die Zahnarztpraxis heißt es, digitaler, vernetzter, smarter zu werden, individuell auf Patientenwünsche einzugehen, den Patienten ganzheitlich zu betrachten, Behandlungen zunehmend präventiv, minimalinvasiv, weniger schmerzhaft und chairside auszurichten. Angesichts demografischer Entwicklung erscheint es sinnvoll, sich auf ältere Patienten einzustellen. Für die Dentalindustrie sei Expansion und Internationalisierung das Gebot der Stunde, so Rebmann.

Bei allem Optimismus gibt es europaweit auch Negativfaktoren, wie zunehmender Protektionismus, Handelsbarrieren und regulatorische Hürden. Gerade in Deutschland gebe es zudem schwierige regulatorische Rahmenbedingungen.

Herausforderungen: Medizinprodukteordnung und überbordende Bürokratie

Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI), stieg im Pressegespräch in das Thema Medizinprodukteverordnung (MDR) als eine für den deutschen Dentalbereich schwer zu bewältigende EU-Regelung ein. Pace sieht in den Produkten der Dentalindustrie weniger hohe Risiken für die Gesundheit wie etwa in Medikamenten und forderte daher auch geringere Anforderungen an die Evidenzgenerierung und Dokumentation für deren Zulassung. Er beklagte, dass Produkte, die bereits seit Jahrzehnten zugelassen gewesen waren, nun mit neuer Verordnung wieder auf den Prüfstand kommen, was Arbeitskraft und Investitionen für die Wiederzulassung binde und von der Produktentwicklung abzöge. Gerade für kleine Unternehmen sei dies ein Problem. Eine Veränderung auf Ebene der EU sei hier sehr wünschenswert.

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„Wenn es effizient ist, sicher und richtig funktioniert, sollte es verfügbar sein.“ Damit knüpfte Dr. Freddie Sloth-Lisbjerg, Präsident des europäischen Zahnärztedachverbandes Council of European Dentists (CED) am Thema MDR an. Von allen am Pressegespräch Teilnehmenden wurde die hohe administrative Belastung der Praxen beklagt, die zulasten der Ressourcen für die Patientenbehandlung gehe. Man hofft auf Entlastungen durch bessere Rahmenbedingungen in der Europäischen Union, wofür sich der CED einsetzt. Dr. Sloth-Lisbjerg sah für manche der europäischen Länder auch in der Gesetzgebung zu eHealth eine hohe Belastung.

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) brach eine Lanze für die inhabergeführte Zahnarztpraxis, was der Positionierung der BZÄK gegen die investorengetriebene zahnärztliche MVZ entspricht. Junge Kolleginnen und Kollegen sollten ermuntert werden, den Schritt in die Niederlassung zu wagen. Allerdings widerspricht der Wunsch nach dem Fortbestand des Modells der Niederlassung in eigener Praxis der Prognose Sloth-Lisbjergs für die Zukunft der Zahnmedizin, nach der der Trend hin zu größeren Einheiten geht, da gute Work-Life-Balance von Jüngeren gewünscht, ganzheitliche Versorgung der älteren Patienten notwendig und hohe Investitionen durch teure Geräte erforderlich sind.

Eine grundsätzliche Offenheit für KI zeigte sich im Pressegespräch. Demnach bestehen kaum Ängste, dass der Zahnarzt, die Zahnärztin ersetzt werden könnten. Sondern in vielen Bereichen wird eine sinnvolle Unterstützung durch KI erwartet. Positiv hinsichtlich der Digitalisierung äußerte sich insbesondere Dominik Kruchen, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI): Viele Labore hätten sehr früh auf Digitalisierung gesetzt und seien damit gut gefahren. Er lobte die Weiterentwicklung digitaler Systeme und digital zu verarbeitender Materialien. Neben der Hoffnung, dass die Bürokratie auch für den zahntechnischen Bereich zurückgedreht werde, äußerte er den Wunsch nach mehr Freiheit in der Preisgestaltung durch den Gesetzgeber.

Dentalhersteller lassen sich nicht in die Karten schauen

Unternehmen entwickeln auf die IDS hin und verraten nicht unbedingt im Vorfeld, welche Produkte in der Pipeline stecken. Insofern kann nur sehr vage vermutet werden, welche Technologien und Verfahren präsentiert werden. Auch das Pressegespräch gab wenig Hinweise auf Trends. Wahrscheinlich liegen Schwerpunkte auf KI-unterstützten Tools in großer Bandbreite, Fortschritte im Bereich der Bildgebung, mit Zusammenführung verschiedener bildgebender Verfahren wie Röntgen, Fluoreszenz, Transillumination für ein aufschlussreicheres Gesamtbild. Bei den Materialen zeigte jede IDS neue Optionen – für 2025 sind aus aktuellem Anlass Amalgam-Alternativen zu erwarten.

Weitere Informationen zur IDS in Köln unter: https://www.ids-cologne.de/

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